Darmkrebsprävention: neue S3-Leitlinie Kolorektales Karzinom kurz vor dem Start

Vorsorge schon ab 45 Jahren? Endoskopie, Test auf okkultes Blut oder ganz neue Verfahren? Über diese Fragen wurde Anfang Juli in einer Konsensuskonferenz zu den aktualisierten Empfehlungen bei kolorektalen Karzinomen (KRK) abgestimmt.

Epidemiologie: wichtige Zahlen und Fakten zu KRK

Ziel der Vorsorge: Krebs vermeiden oder früh erkennen

Die letzte S3-Leitlinie stammt aus dem Jahr 2019. Seither wurde viel darüber diskutiert, ob das aktuelle Screening überarbeitet werden sollte. Dabei stellen sich vor allem folgende Fragen:

Die Ziele hinter dem Screening sind klar:

  1. Polypen abtragen und damit Krebs verhindern
  2. asymptomatische Karzinome in frühen Stadien entdecken

Wie wichtig eine frühzeitige Detektion ist, zeigen Daten vom Robert-Koch-Institut. Demnach sinkt die Prognose mit zunehmendem UICC-Stadium stetig, vor allem zwischen Stadium III und IV klafft eine deutliche Lücke. Allerdings wird derzeit rund die Hälfte aller KRK in fortgeschrittenen, prognostisch ungünstigen Stadien erkannt. Die Frage ist, ob ein vorgezogenes Screening ab 45 Jahren diesen Missstand beheben würde.

Was bringt ein Darmkrebs-Screening ab 45 Jahren?

Tatsächlich nehmen kolorektale Karzinome hierzulande auch bei Jüngeren zu. Allerdings ist die Inzidenz ab 50 Jahren um den Faktor 10 höher. Damit bleibt diese Altersgruppe die Hauptrisikogruppe.

In einer Untersuchung aus den USA wurden verschiedene Szenarien durchgespielt. Ein Screening ab 45 Jahren würde knapp 30.000 Krebsfälle und rund 11.000 Todesfälle verhindern – allerdings zu einem hohen Preis von 10 Billionen Dollar. Wenn man miteinbezieht, dass die Teilnehmer danach eher später erneut am Screening teilnehmen, sehen die Zahlen jedoch anders aus. Dann werden nur noch 5.600 Krebs- und 2.000 Todesfälle verhindert.

Auch interessant: Was würde passieren, wenn man die Ressourcen für ein vorgezogenes Screening investieren würde, um diejenigen zu erreichen, die mit 55 Jahren noch nicht koloskopiert worden sind? Rechenbeispiele zeigen, dass solche Maßnahmen deutlich effektiver und zugleich kostengünstiger wären. Wichtiger als ein früheres Screening könnte daher eine Verbesserung der Teilnahmerate am bisherigen Vorsorgeprogramm sein.

Endoskopie, FIT oder alternative Screening-Verfahren?

Was das Verfahren anbelangt, zeigt eine randomisierte Studie aus den Niederlanden, dass Endoskopie und FIT durchaus gleichwertig sind. Zwar wurden mit der Koloskopie die meisten fortgeschrittenen Neoplasien erkannt; unter Berücksichtigung der Teilnahmerate, die bei FIT am höchsten war, schnitt der Test in der Intention-to-screen-Analyse allerdings besser ab als endoskopische Verfahren.

An alternativen Verfahren wie DNA-Analysen aus Blut- bzw. Stuhltests oder Untersuchungen des Mikrobioms wird derzeit geforscht. Noch sind die Ergebnisse jedoch nicht überzeugend, v. a. die Spezifität ist niedrig im Vergleich zu FIT.

Mehr Menschen für die Darmkrebsvorsorge gewinnen

Nach derzeitigem Stand ist eine Vorsorge ab 50 Jahren nach wie vor sinnvoll, da der Nutzen ab 45 Jahren unklar ist. Die Koloskopie hat sich als Verfahren mit der höchsten Sensitivität und Spezifität für Neoplasien bewährt. Alternativ kommt ein FIT alle 1–2 Jahre infrage, ggf. verbunden mit einer Sigmoidoskopie alle 5 Jahre. Am erfolgversprechendsten scheint es derzeit, Personen ab 50 Jahren dazu zu bringen, das bestehende Vorsorgeangebot auch wirklich wahrzunehmen.

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