Holmberg D et al. Non-erosive gastro-oesophageal reflux disease and incidence of oesophageal adenocarcinoma in three Nordic countries: population based cohort study. BMJ 2023; 382: e076017; DOI: 10.1136/bmj-2023-076017.
Niemand möchte ein Ösophaguskarzinom übersehen. Und so bekommen Patienten mit NERD meist regelmäßige Kontrollendoskopien, um maligne Veränderungen frühzeitig zu erkennen. Dag Holmberg vom Karolinksa-Universitätskrankenhaus in Stockholm und seine Kollegen wollten wissen, ob das wirklich nötig ist.
In einer großangelegten Bevölkerungsstudie (DOI: 10.1136/bmj-2023-076017) erfassten sie Daten von 486.556 Erwachsenen aus sämtlichen Krankenhäusern und spezialisierten ambulanten Einrichtungen in Dänemark, Finnland und Schweden, die über drei Jahrzehnte erhoben worden waren. Bei 200.745 Probanden bestand eine Refluxkrankheit mit erosiver Ösophagitis, 285.811 litten an einer NERD.
Letzteres bedeutet: Die beobachtete Anzahl an Ösophagus-Adenokarzinomen in jeder der Kohorten wurde durch die erwartete Anzahl, abgeleitet aus der Allgemeinbevölkerung, geteilt. Dabei achteten die Wissenschaftler auf eine Vergleichbarkeit hinsichtlich Alter, Geschlecht und Kalenderzeitraum. So konnte ermittelt werden, ob das jeweilige Erkrankungsrisiko über oder unter dem allgemeinen Durchschnitt lag.
Von den NERD-Patienten entwickelten 228 (0,08%) im Verlauf ein Ösophaguskarzinom. Die Indizenzrate betrug 11/100.000 Personenjahre und war damit ähnlich hoch wie in der Allgemeinbevölkerung: Der standardisierte Inzidenzquotient lag zunächst bei 1,04 und stieg auch nach längerem Follow-up von 15–31 Jahren nur marginal auf 1,07 an.
Bei den Personen mit erosiver Ösophagitis erkrankten dagegen 542 (0,27%) an einem Adenokarzinom der Speiseröhre. Das entspricht einer Inzidenzrate von 31/100.000 Personenjahren, womit der standardisierte Inzidenzquotient 2,36 betrug. Mit zunehmender Dauer der Nachbeobachtung stieg er immer weiter an auf zuletzt 2,73 nach 15–31 Jahren. Hier war die Inzidenz also wie erwartet deutlich höher in der Allgemeinbevölkerung.
Patienten mit NERD scheinen kein erhöhtes Krebsrisiko zu haben. Die skandinavischen Forscher ziehen daraus den Schluss, dass bei Betroffenen mit Normalbefund in der Endoskopie keine weiteren Kontrollen erforderlich sind – es sei denn, sie entwickeln Warnsymptome wie eine Dysphagie. Die derzeitige klinische Praxis sieht allerdings häufig anders aus. Das sei sowohl kostspielig als auch ineffektiv, so die Autoren.
Holmberg D et al. Non-erosive gastro-oesophageal reflux disease and incidence of oesophageal adenocarcinoma in three Nordic countries: population based cohort study. BMJ 2023; 382: e076017; DOI: 10.1136/bmj-2023-076017.