Yarur AJ et al. Patients With Inflammatory Bowel Diseases and Higher Visceral Adipose Tissue Burden May Benefit From Higher Infliximab Concentrations to Achieve Remission. Am J Gastroenterol 2023; 118: 2005-2013; DOI: 10.14309/ajg.0000000000002330
Um eine langfristige Remission zu erzielen, ist ein bestimmter Talspiegel von Infliximab nötig. Er kann sich, abhängig von individuellen Patientencharakteristika und dem jeweiligen Krankheitsverlauf, unterscheiden. Was für jeden Einzelnen die optimale Zieldosis ist und woran sie sich bemessen lässt, ist allerdings noch unklar. In der Vergangenheit wurde das Körpergewicht mit einer erhöhten Infliximab-Clearance in Verbindung gebracht, weshalb der Antikörper gewichtsadaptiert verabreicht wird.
Doch das Forscherteam um den Gastroenterologen Andres Yarur zeigte in einer neuen Studie (DOI: 10.14309/ajg.0000000000002330), dass das womöglich nicht ausreicht. Denn der BMI (Body-Mass-Index) sagt nichts über die spezifische Körperzusammensetzung aus und ist damit nur ein ungenaues Maß für Fettleibigkeit. Gerade die viszerale Fettmasse könnte allerdings für das unzureichende Ansprechen mancher Patienten auf die Infliximab-Behandlung verantwortlich sein.
Um das zu überprüfen, schlossen die Forscher 142 Patienten mit CED in eine prospektive Querschnittsstudie ein. Alle erhielten eine Erhaltungstherapie mit Infliximab in der Standarddosis von 5 mg/kg alle 8 Wochen für mindestens 22 Wochen. Mittels Ganzkörperscan wurde die Körperzusammensetzung analysiert. Darüber hinaus wurden Krankheitsaktivität, Infliximab-Talspiegel sowie verschiedene Biomarker bestimmt. Primärer Endpunkt war eine steroidfreie Remission, sekundär wurde die endoskopische Remission innerhalb von 8 Wochen nach der Messung des Infliximab-Spiegels untersucht.
Je nach viszeraler Fettmasse waren unterschiedliche Grenzwerte für Infliximab notwendig, um eine steroidfreie oder endoskopische Remission zu erzielen:
Diese Unterschiede zeigten sich dagegen nicht bei der Untersuchung der Gesamtkörpermasse, was dafür spricht, dass tatsächlich allein das Bauchfett eine höhere Infliximab-Clearance bedingt.
Die Beobachtung deckt sich mit bisherigen klinischen und experimentellen Daten, die darauf hindeuten, dass das viszerale Fettgewebe die zentrale stoffwechselaktive Komponente bei der Adipositas ist. Durch die Freisetzung von Zytokinen und Adipokinen könnte es auch bei der Pathogenese von CED eine wichtige Rolle spielen.
Doch der Körperfettanteil ist wohl nur eine von vielen Variablen für den Zusammenhang zwischen der Pharmakokinetik von Infliximab und seiner klinischen Wirksamkeit. Daher lässt sich aus Sicht der Autoren auch kein universeller Talspiegel für Infliximab bestimmen. Vielmehr müssten individuelle Patienten- und Krankheitsfaktoren bei der Festlegung von Zielwerten und ggf. Dosisänderungen berücksichtigt werden. Ein therapeutischen Drug Monitoring (TDM) könne dabei helfen, die Therapie zu optimieren.
Ein hoher Anteil an viszeralem Fett könnte erklären, weshalb manche Patienten unzureichend auf die Behandlung mit Infliximab ansprechen. Bei ihnen führt eine höhere Wirkstoffkonzentration womöglich zum Erfolg. Das sollte aus Sicht der Autoren erwogen werden, bevor die Therapie frühzeitig abgebrochen wird.
Yarur AJ et al. Patients With Inflammatory Bowel Diseases and Higher Visceral Adipose Tissue Burden May Benefit From Higher Infliximab Concentrations to Achieve Remission. Am J Gastroenterol 2023; 118: 2005-2013; DOI: 10.14309/ajg.0000000000002330