Zur Verbesserung der Detektion von Dysplasien und Frühkarzinomen der Speiseröhre sollten die Chromoendoskopie sowie neue computergestützte digitale Verfahren, einschließlich Filter-, Kontrast- und AI-Technologien, eingesetzt werden.
Kleinere, oberflächliche Tumoren in der Speiseröhre werden in der Regel endoskopisch entfernt. Für größere oder tiefer gelegene Tumoren kommt eine Ösophagektomie in Frage. Vor einer Ösophagektomie sollte immer eine Risikoanalyse der wichtigsten Organfunktionen des Patienten durchgeführt werden. Die Nähe der Speiseröhre zum Bronchialsystem und der Lunge erfordert hohe technische Anforderungen beim operativen Eingriff. Die operative Therapie von Ösophagustumoren sollte darum nur in Kliniken durchgeführt werden, die mindestens 20 komplexe Ösophagusoperationen pro Jahr und Zentrum vorweisen können und über erfahrene Chirurgen verfügen, die auf diese Operationen spezialisiert sind.
Bei einem präoperativen Nachweis von Fernmetastasen soll keine Operation erfolgen. Treten intraoperativ zuvor unbekannte, sehr limitierte Fernmetastasen auf, können diese zusammen mit dem Primärtumor entfernt werden.
Falls trotz der Möglichkeit einer erfolgreichen Entfernung des Tumors das Risiko einer funktionellen Inoperabilität besteht, sollten alternative Therapiemöglichkeiten wie Radiotherapie, Chemotherapie und Endoskopiein Betracht gezogen werden. Neue Daten zeigen die Vorteile minimalinvasiver oder Hybrid-Techniken. Dazu gehören weniger postoperative Komplikationen, eine verbesserte Lebensqualität und eine bessere Prognose.
Nach einer Ösophagusresektion sollte aufgrund des metabolischen Risikos innerhalb von 24 Stunden mit einer enteralen Ernährung begonnen werden, sofern der klinische Zustand des Patienten dies erlaubt. Eine parenterale Supplementierung kann empfohlen werden, wenn weniger als 50 Prozent der benötigten Energiemenge enteral zugeführt werden können.
Nach primärer R0-Resektion eines nicht vorbehandelten Adenokarzinoms im ösophagogastralen Übergang kann bei erhöhtem Rezidivrisiko (pN1-3) eine adjuvante Radiochemotherapie oder Chemotherapie durchgeführt werden.
Bei potenziell kurativ behandelten Patienten mit Ösophaguskarzinom sollte eine strukturierte Nachsorge angeboten werden, sofern sich daraus Therapieentscheidungen ableiten lassen. In anderen Fällen soll eine symptomorientierte Nachsorge erfolgen.
Vor Einleitung einer palliativen Systemtherapie soll sowohl der PD-L1 CPS als auch der PD-L1 TPS als prädiktive Faktoren für eine Therapie mit einem Immun-Checkpoint-Inhibitor bestimmt werden.
Patienten mit einem metastasierten oder lokal fortgeschrittenen, nicht kurativ behandelbaren Plattenepithelkarzinom des Ösophagus mit einem PD-L1 CPS < 10 und einem PD-L1 TPS < 1 % sollte eine palliative systemische Chemotherapie angeboten werden. Das Hauptziel dieser Therapie ist der Erhalt der Lebensqualität. Hierbei kann eine Kombinationstherapie aus einem Platin-Derivat mit einem Fluoropyrimidin oder einem Taxan eingesetzt werden.
Bei Patienten mit einem metastasierten oder lokal fortgeschrittenen, nicht kurativ behandelbaren Plattenepithelkarzinom des Ösophagus und ausreichendem Allgemeinzustand sollte nach einer vorangegangenen Fluoropyrimidin- und Platin-basierten Chemotherapie eine Zweitlinientherapie mit einem Immun-Checkpoint-Inhibitor durchgeführt werden, sofern zuvor keine Immuntherapie durchgeführt wurde.
Bei einer fortgeschrittenen Erkrankung und nicht operabler Tumorlage kann ein selbstexpandierender Metall-Stent endoskopisch eingesetzt werden, um die Speiseröhre offenzuhalten. Jedoch ist nicht bei allen Patienten ein Stent sinnvoll. Besonders bei Patienten, die eine präoperative Radiochemotherapie mit anschließender Operation erhalten sollen, kann ein Stenteinsatz vorgenommen werden.
Bei negativem HER2-Status und einem erhöhten PD-L1 CPS Cut-off Wert (für Nivolumab PD-L1 CPS≥5, für Pembrolizumab PD-L1 CPS≥10) soll eine Platin (Oxaliplatin oder Cisplatin)/Fluoropyrimidin-Kombination zusammen mit einem der genannten Immun-Checkpoint-Inhibitoren eingesetzt werden.
Bei Patienten mit einem metastasierten oder lokal fortgeschrittenen, nicht kurativ behandelbaren Plattenepithelkarzinom des Ösophagus mit einem PD-L1 CPS≥10 oder einem PD-L1 TPS ≥ 1% soll eine Platin-/Fluoropyrimidin-Chemotherapie zusammen mit einem Immun-Checkpoint-Inhibitor eingesetzt werden (Pembrolizumab PD-L1 CPS≥10, Nivolumab PD-L1 TPS ≥ 1%).
Bei Patienten mit einem metastasierten oder lokal fortgeschrittenen, nicht kurativ behandelbaren Plattenepithelkarzinom des Ösophagus mit einem PD-L1 TPS ≥ 1 % kann alternativ die Kombination Nivolumab/Ipilimumab als alleinige Immuntherapie eingesetzt werden.
Bei Patienten mit einem metastasierten oder lokal fortgeschrittenen, nicht kurativ behandelbaren Adenokarzinom des Ösophagus und ausreichendem Allgemeinzustand sollte bei einer Tumorprogression unter oder nach einer Erstlinientherapie der MSI-high und/oder dMMR-Status bestimmt werden. Aufgrund der hohen Wirksamkeit von Immun-Checkpoint-Inhibitoren bei Tumoren mit hochfrequenter Mikrosatelliten-Instabilität (MSI-high) oder mit einer Mismatch-Reparatur-Defizienz (dMMR), sollte diesen Patienten nach dem Versagen einer Erstlinientherapie eine Therapie mit einem Checkpoint-Inhibitor angeboten werden, sofern zuvor keine Immuntherapie eingesetzt wurde.