Zufallsbefund erhöhte Leberwerte: Was tun?

Bei einer Routineuntersuchung fallen Ihnen bei einem Patienten zufällig erhöhte Transaminasen auf, ohne dass der Patient Beschwerden äußert. Wie gehen Sie weiter vor?

Welche Bedeutung haben erhöhte Leberwerte?

Leberdiagnostik: Basislabor und Sonographie

Erhöhte Leberwerte können auf eine Vielzahl an Pathologien hindeuten. Während die Transaminasen GOT und GPT einen Hepatozytenuntergang anzeigen, weisen die Syntheseparameter Quick/INR, Albumin und Cholinesterase auf eine Funktionsstörung der Leber hin. Bei einer Cholestase sind oft Gamma-GT, alkalische Phosphatase und Bilirubin erhöht.

Weiteren Aufschluss gibt die Sonographie, mit der Größe, Kontur und Textur der Leber beurteilt werden können. Vor allem bei der Detektion steatotischer Lebererkrankungen (steatotic liver disease, SLD) weist die Untersuchung eine hohe Sensitivität und Spezifität auf.

FIB-4-Score zur Bestimmung des Fibrosegrads

Bis hierhin ist in der Regel der Hausarzt zuständig. Doch wen von den potentiell 30 Prozent seiner Patienten mit Fettleber soll er zum Hepatologen überweisen? Hier hilft ein Score, mit dem das Risiko für eine Leberfibrose bei stoffwechselbedingten, nicht-alkoholischen Fettlebererkrankungen (metabolic dysfunction-associated steatotic liver disease, MASLD) einfach und schnell abgeklärt werden kann. Der FIB-4 setzt sich zusammen aus

Ab einem bestimmten Schwellenwert ist eine Leberfibrose mit möglichen Komplikationen wahrscheinlich. Diese Patienten sollten sich fachärztlich vorstellen. Der Hepatologe kann mittels Fibroscan den Fibrosegrad bestimmen und die Steatose quantifizieren.

Differentialdiagnostik erhöhter Leberwerte

Und ohne sonographische Hinweise auf eine Fettleber? Bei unklar erhöhten Leberwerten kommen differentialdiagnostisch folgende weitere Erkrankungen in Frage:

Bei der Abklärung spielt die Anamnese eine zentrale Rolle: Trinkt der Patient Alkohol? War er im Urlaub (Stichwort "Reisehepatitis")? Hat er bestimmte Beschwerden? Welche Medikamente nimmt er ein? Gibt es familiäre Vorerkrankungen? 

Führen diese Fragen nicht weiter, sollten zunächst häufige und damit wahrscheinlichere Differentialdiagnosen bedacht werden. Zur erweiterten Labordiagnostik gehören Hbs-Antigen, Anti-HCV, Alpha-1-Antitrypsin, Coeruloplasmin, Transferrinsättigung, IgG/IgM und Autoantikörper wie ANA und AMA. Erst wenn diese Parameter unauffällig sind, sollte ein spezifisches Hepatopathielabor angefordert werden. Es umfasst die Suche nach Hepatitis A und E, weitere spezielle Antikörper sowie eine Zöliakiediagnostik.

Gezielt und frühzeitig zum Facharzt überweisen

Unklar erhöhte Leberwerte als Zufallsbefund in der Hausarztpraxis sollten strukturiert abgeklärt werden. Neben der Anamnese stehen Basislabor und Sonographie an erster Stelle. Verdichten sich die Hinweise auf eine spezifische Lebererkrankung, sollten die Patienten zeitnah zum Facharzt überwiesen werden.
 

Quelle:

Weber, Sabine (München): Erhöhte Leberwerte – rationale Diagnostik. Session Zufallsbefunde in der Gastroenterologie, Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin, Wiesbaden, 13.-16. April 2024.