- Butler O: Epidemiology of myocarditis following COVID-19 or influenza and use of diagnostic assessments: Open Heart 2024;11:e002947.
In einer groß angelegten retrospektiven Kohortenstudie wurden anhand US-amerikanischer Gesundheitsdaten die Myokarditis-Raten nach einer Infektion mit SARS-CoV-2 bzw. Influenza miteinander verglichen. Außerdem wollten die Forscher wissen, welche diagnostischen Maßnahmen daraufhin erfolgten.
Eingeschlossen wurden Patienten mit einer der beiden Infektionen, wobei jeweils unterschiedliche Zeiträume gewählt wurden, um COVID-19- und Influenza-Fälle klar zu unterscheiden. Primärer Endpunkt war eine klinisch diagnostizierte akute Myokarditis innerhalb von 12 Monaten nach der Infektion. Sekundäre Endpunkte umfassten verschiedene apparative und labortechnische Untersuchungen.
Von den über 1 Millionen eingeschlossenen erwachsenen COVID-19-Patienten und den rund 440.000 Influenza-Patienten wurde bei 0,06 % bzw. 0,02 % eine Myokarditis diagnostiziert. Die Myokarditisrate pro 1.000 Personenjahre betrug 0,73 (95 % KI 0,67-0,78) bei COVID-19 und war damit dreimal so hoch wie bei Influenza mit 0,24 (95 % KI 0,19-0,28). Das Risiko war bei COVID-19 in der Altersgruppe zwischen 18 und 29 Jahren mit einer Rate von 1,16 am höchsten, während bei der Influenza vor allem ältere Patienten über 70 Jahre betroffen waren (Rate von 0,42). Das Geschlecht spielte lediglich bei COVID-19 eine Rolle. Hier war die Rate bei Männern höher als bei Frauen (0,84 versus 0,63), während es bei Influenza keinen geschlechtsspezifischen Unterschied gab.
Die häufigsten diagnostischen Untersuchungen waren EKG und Echokardiographie, bei den Laborwerten dominierte Troponin. Eine kardiale Magnetresonanztomographie (CMR) wurde hingegen nur bei rund einem Viertel der Patienten durchgeführt.
Die Studie bestätigt, was während der Pandemie bereits augenscheinlich wurde: Eine COVID-19-Infektion ist ein bedeutsamer Risikofaktor für eine nachfolgende Myokarditis, offenbar noch weit mehr als eine Infektion mit Influenza. Nach Ansicht der Autoren ist es daher wichtig, gefährdete Patienten frühzeitig zu identifizieren und einer adäquaten Diagnostik zu unterziehen. Ein besonderes Augenmerk sollte dabei auf junge Männer unter 30 Jahren gelegt werden.