Intervallfasten verbessert Blutdruck und Insulinwerte

Intermittierendes Fasten – auch Intervallfasten genannt – liegt schwer im Trend. Mittlerweile existieren zahlreiche Studien, die die positiven Wirkungen dieser modernen Art des Fastens hervorheben.

Studie belegt erstmals Wirkung des Intervallfastens unabhängig vom Gewichtsverlust

Intermittierendes Fasten – auch Intervallfasten genannt – liegt schwer im Trend. Mittlerweile existieren zahlreiche Studien, die die positiven Wirkungen dieser modernen Art des Fastens hervorheben. So ist bekannt, dass Intervallfasten den Glukose-, und Insulin- und Lipidstoffwechsel verbessert. Auch ein reduziertes Diabetes- und Schlaganfallrisiko wurde festgestellt. Doch in allen Studien haben die Probanden gleichzeitig Gewicht verloren. Dabei ist nicht klar, ob die positiven Effekte nun allein dem Intervallfasten oder auch dem Gewichtsverlust zuzuschreiben sind.

Verzicht auf das Abendessen

Die Forschergruppe um Elizabeth Sutton von der University of Alabama in Birmingham (USA) hat in einer kleineren Studie untersucht, ob die positiven Effekte des Intervallfastens auch dann bestehen bleiben, wenn die Studienteilnehmer kein Gewicht verlieren. Die Ergebnisse wurden im Juni 2018 im renommierten Fachblatt Cell Metabolism veröffentlicht. Die Forscher untersuchten dabei mit dem 16/8-Fasten eine spezielle Form des Intervallfastens, bei der die Nahrungsaufnahme auf 8 Stunden am Tag begrenzt ist. Die Wissenschaftler entschlossen sich für die Variante des sogenannten "frühen 16/8-Fastens", bei der auf das Abendessen verzichtet wird. Sie erhofften sich damit bessere Ergebnisse zu erzielen, da der Körper aufgrund der zirkadianen Rhythmik morgens besser auf die Nahrungsaufnahme vorbereitet sein könnte als abends.

Die Forscher fokussierten sich in der Auswahl der Studienteilnehmer auf eine Risikogruppe mit Prädiabetes. Insgesamt nahmen 8 Männer teil – im Mittel 56 Jahre alt und mit einem Body-Mass-Index (BMI) von 32 kg/m2 recht adipös. Die Probanden durchliefen in zufälliger Reihenfolge eine fünfwöchige Kontrollphase, in der sie morgens, mittags und abends eine Mahlzeit erhielten, und – nach 7-wöchiger Auswaschzeit – eine fünfwöchige Phase des Intervallfastens mit 3 täglichen Mahlzeiten, die von 7 Uhr bis 13 Uhr verabreicht wurden. In beiden Phasen erhielten die Studienteilnehmer die gleiche gewichtserhaltende Diät mit identischem Kaloriengehalt. Gewicht verloren haben sie daher in beiden Phasen nicht.

Niedrigerer Blutdruck und verbesserte Insulinsensitivität

Das fünfwöchige Intervallfasten bewirkte eine signifikante Senkung der morgendlichen systolischen und diastolischen Blutdruckwerte um 11 bzw. 10 mmHg im Vergleich zur Kontrollphase (p = 0,03). Die Wirkung ist vergleichbar mit der von herkömmlichen Blutdrucksenkern. Weitere kardiovaskuläre Parameter wie Pulswellengeschwindigkeit und Herzfrequenz blieben unverändert. Dagegen verbesserte sich der Insulinstoffwechsel. So führte das Intervallfasten zu einer Reduktion des Nüchtern-Insulins um 3,4 mU/L (p = 0,05). Auch die mittels Glukosetoleranztest gemessene Insulinausschüttung war weniger stark ausgeprägt (p < 0,01). Zudem zeigten die Studienteilnehmer eine geringere Insulinresistenz und eine bessere Betazell-Antwort nach Glukosegabe. Nach Ansicht der Autoren könnte die markante Blutdrucksenkung eine direkte Folge der verbesserten Insulinwerte sein, da bekannt ist, dass Insulin selbst einen Hypertonus induzieren kann. Eine andere Erklärung könnte in der erhöhten morgendlichen renalen Natriumexkretion liegen. Beschränkt sich die Essensaufnahme nur auf den Morgen, kann der Körper die über die Nahrung aufgenommenen Salze schneller wieder loswerden und eine Erhöhung des Blutdrucks verhindern.

Einfluss auf Triglyceride und oxidativen Stress

Überraschenderweise erhöhte das Intervallfasten die morgendlichen Nüchtern-Triglyceride um 57 mg/dl (p = 0,0007). Das ist wahrscheinlich ein Zeichen verstärkter Lipolyse, wie sie beim Fasten häufiger vorkommt. Einen Einfluss auf die Cholesterinwerte konnte nicht festgestellt werden, ebenso wenig auf die Glukosewerte. Die Messung der Entzündungsmarker C-reaktives Protein (CRP), Interleukin-6 und Cortisol zeigte auch keinen Unterschied. Nur 8-Isoprostan, ein Marker oxidativen Stresses, war im Vergleich zur Kontrollgruppe niedriger (p = 0,05).

Die Studienteilnehmer wurden am Ende jeder Studienphase auch nach ihrem Appetit gefragt. Nicht überraschend war, dass sich die Probanden während des Intervallfastens am Abend "voller" gefühlt haben und weniger Bedürfnis nach einer erneuten Mahlzeit hatten (p < 0,05).

Interessante Studie mit Schwachpunkten

Die Daten der Arbeit zeigen erstmals, dass Intervallfasten unabhängig vom Gewichtsverlust zu niedrigeren Blutdruckwerten und einer verbesserten Insulinantwort führen kann. Diese Nachricht ist wichtig, da viele Risiko-Patienten ihren Hypertonus bzw. Prädiabetes so eventuell in den Griff bekommen könnten – und das ohne streng kalorienreduzierte Diät oder zusätzliche Medikamente.

Doch die Studie muss auch kritisch betrachtet werden. Die Probandenzahl ist mit 8 Teilnehmern sehr gering, zudem wurden nur Männer mit Prädiabetes untersucht. Die Ergebnisse lassen sich also nur bedingt auf die Allgemeinbevölkerung übertragen. Der Blutdruck wurde nur einmal morgendlich gemessen – hier hätte eine 24-Stunden-Blutdruckmessung ein aussagekräftigeres Ergebnis liefern können. Die Blutentnahme zur Insulinmessung fand ebenfalls immer nur morgens statt und berücksichtigte damit nicht die unterschiedlich langen Fastenzeiten in beiden Studienphasen. Dieses Problem hätten die Forscher mit einer kontinuierlichen Insulinmessung umgehen können. Bevor also eindeutige Schlüsse hinsichtlich der Wirksamkeit und Sicherheit dieser Form des Intervallfastens gezogen werden können, sollten weitere Studien mit größerer Teilnehmerzahl folgen.

Quelle:
Sutton EF et al. Early Time-Restricted Feeding Improves Insulin Sensitivity, Blood Pressure, and Oxidative Stress Even without Weight Loss in Men with Prediabetes. Cell Metabolism 27, 1212–1221 June 5, 2018. 2018 Elsevier Inc. https://doi.org/10.1016/j.cmet.2018.04.010