Metformin-Monotherapie könnte Blutfette wieder ins Lot bringen

Eine Dyslipidämie ist bei Patienten mit Typ-2-Diabetes ein wichtiger zusätzlicher Risikofaktor. Lässt sich das Lipidprofil bei neu diagnostizierten Typ-2-Diabetikern durch eine alleinige Metformin-Therapie verbessern? Das haben Wissenschaftler aus Taiwan jetzt in einer prospektiven Kohortenstudie untersucht.

Neu diagnostizierter Typ-2-Diabetes und Dyslipidämie

Eine Dyslipidämie ist bei Patienten mit Typ-2-Diabetes ein wichtiger zusätzlicher kardiovaskulärer Risikofaktor. Lässt sich das Lipidprofil bei neu diagnostizierten Typ-2-Diabetikern möglicherweise durch eine alleinige Metformin-Therapie verbessern? Das haben Wissenschaftler aus Taiwan jetzt in einer prospektiven Kohortenstudie untersucht.

Kardiovaskuläre Erkrankungen sind die Hauptursache für Morbidität und Mortalität bei Patienten mit Typ-2-Diabetes. In vielen Studien haben konsistent gezeigt, dass die Dyslipidämie ein wichtiger Risikofaktor für makrovaskuläre Komplikationen bei Typ-2-Diabetes ist. In der United Kingdom Prospective Diabetes Study wurde beobachtet, dass eine Metformin-Therapie die Rate an kardiovaskulären Ereignissen bei übergewichtigen Typ-2-Diabetikern reduzieren kann. Ebenfalls belegt ist, dass Metformin bei Typ-2-Diabetikern den lipidsenkenden Effekt von Atorvastin verstärkt. In dieser Studie konnte jetzt gezeigt werden, dass eine Metformin-Therapie auch bei Statin-naiven Patienten einen positiven Einfluss auf das Lipidprofil hat, der allerdings dosisunabhängig zu sein scheint.

Nur Patienten mit Metformin-Monotherapie eingeschlossen

In die Studie wurden 155 über 20-jährige Patienten (mittleres Alter 58,6 Jahre; 49,7 % Frauen, mittlerer HbA1C 8 %) eingeschlossen, bei denen kürzlich ein Typ-2-Diabetes diagnostiziert worden war und die nach der Diagnose mindestens 12 Monate eine Metformin-Monotherapie erhalten hatten. Patienten mit Einnahme anderer Antidiabetika oder lipidsenkender Medikamente waren ausgeschlossen – ebenso wie Patienten mit familiärer Hypercholesterinämie, Schilddrüsen- und Nierenerkrankungen oder Alkoholproblemen. In 6-monatlichen Intervallen wurden Triglyceride (TG), HDL-C (high density lipoprotein cholesterol) und LDL-C (low density lipopotein cholesterol) bestimmt.

Günstiger Effekt auf Blutfette auch ohne Statine

In den ersten sechs Monaten der Metformin-Therapie wurde LDL-C signifikant von im Mittel 111 mg/dl auf 102 mg/dl reduziert (p<0,001), Triglyceride innerhalb von 12 Monaten von im Mittel 132 mg/dl auf 122 mg/dl (p=0,046). HDL-C nahm innerhalb von einem Jahr von im Mittel 45,1 mg/dl auf 46,9 mg/dl zu (p=0,02). Der mittlere HbA1C war innerhalb von 12 Monaten von 8 % auf 6,47 % zurückgegangen und die Patienten hatten im Mittel etwas an Gewicht abgenommen (von im Mittel 69 auf 68,3 kg). Der positive Effekt auf das Lipidprofil war unabhängig davon, welche Metformin-Dosis die Patienten erhalten hatten (1000, 1500 oder 2000 mg/d), was nach Aussage der Autoren auf einen indirekten Effekt hinweist.

Der positive Effekt von Metformin auf das Lipidprofil von Typ-2-Diabetikern könnte auf mehrere Mechanismen zurückgeführt werden, schreiben die Autoren. Zum einen führt die unter Metformin ansteigende Insulinsensitivität zu einer verminderten Lipolyse und damit zu einer Verlangsamung der Konversion von freien Fettsäuren zu Lipoproteinen in der Leber. Zum anderen wird über die Reduktion der Plasma-Glukosespiegel weniger LDL irreversibel glykoliert, was den LDL-Abbau erleichtert. Auch eine unter Metformin erzielte Gewichtsabnahme könnte sich positiv auf die Blutfette auswirken.

Wirkung auf Lipidprofil auch bei geringen Metformin-Dosierungen

Die Tatsache, dass sich die diabetische Dyslipidämie auch durch eine Metformin-Monotherapie positiv beeinflussen lässt, ist klinisch vor allem für Patienten von Bedeutung, die aufgrund von Nebenwirkungen oder Kontraindikationen für eine Statin-Therapie nicht infrage kommen, so die Autoren. Dabei scheint der positive Effekt auf die Blutfette auch bei geringen Metformin-Dosierungen gegeben zu sein, wie sie häufiger aufgrund von gastrointestinalen Nebenwirkungen verschrieben werden. Werden zusätzlich noch Statine verordnet, kann wahrscheinlich von einem synergistischen Effekt mit noch stärkerer Senkung des kardiovaskulären Risikos ausgegangen werden.

Als Limitation der Studie geben die Autoren die fehlende Kontrollgruppe an. Außerdem könnte auch eine Änderung des Lebensstils mit Ernährungsumstellung und mehr Bewegung nach der Diabetesdiagnose einen zusätzlichen positiven Einfluss auf die Dyslipidämie gehabt haben. Es sei aber auf jeden Fall lohnend, kontrollierte randomisierte Studien dazu durchzuführen und die möglichen Mechanismen hinter dem fettsenkenden Effekt von Metformin genauer zu untersuchen.

Quelle:
Szu Han Lin et al. Effect of metformin monotherapy on serum lipid profile in statin-naïve individuals with newly diagnosed type 2 diabetes mellitus: a cohort study. PeerJ (2018); 6:e4578; DOI 10.7717/peerj.4578