Das Delirium ist eine relativ häufige Folge von koronaren Bypass-Operationen. Es kann aber auch bei anderen OPs oder auch spontan auftreten. Man geht davon aus, dass bis zu 28 Prozent aller Patientinnen und Patienten, die sich einer Bypass-OP unterziehen, im postoperativen Verlauf an einem Delirium erkranken.
Das Delir ist ein neuropsychiatrisches Krankheitsbild, welches durch mitunter fluktuierende Symptome gekennzeichnet ist. Hierzu gehören unter anderem Halluzinationen, beeinträchtigtes Bewusstsein, Verwirrung, Desorientierung und kognitive Störungen. Meist dauert der Zustand einige Stunden bis wenige Tage an.
In der vorliegenden Studie wurde untersucht, ob intensives kognitives Training die Entwicklung eines Deliriums vorbeugen kann. Hierzu wurden die Teilnehmer randomisiert und 1:1 der Trainings- oder Kontrollgruppe zugeordnet. Die Erkrankten in der Trainingsgruppe durchliefen ein zehntägiges Onlineprogramm. Dieses bestand aus substanziellen Übungen, die die kognitiven Funktionen – also Imagination, Gedächtnis, logisches Denken, Aufmerksamkeit, Reaktionszeit und Informationsverarbeitung – trainieren sollten. Der Gedanke dahinter: so soll die kognitive Reserve vergrößert und als Folge die Deliriumsgefahr reduziert werden.
Kurzum: ja. In der Studie konnten diejenigen, die das Onlineprogramm durchliefen, ihr Risiko um etwa 57 Prozent senken im Vergleich zu denjenigen, die im Kontrollarm der Studie waren und die Standardbehandlung erhielten.
Insbesondere war die Inzidenz eines schweren Delirs und die Dauer des postoperativen Delirs signifikant reduziert.
Aber cave: die Daten beruhen auf einer sehr kleinen Fallzahl und sollten daher nicht als endgültig angesehen werden, sondern vielmehr als Grundlage für zukünftige Studien zum Thema dienen.
Intensives kognitives Training könnte dazu beitragen, die Inzidenz und Dauer eines postoperativen Delirs nach koronarer Bypass-OP zu reduzieren. Doch basieren die Ergebnisse auf sehr kleinen Fallzahlen und sollten daher als Basis für weitere Forschung dienen. Ein spannendes Thema mit vielversprechenden ersten Ergebnissen.