- Schulz, Martin (Berlin): Nicht-Adhärenz zur Therapie – Wie messen, wie optimieren? Session Herausforderungen im Hypertoniemanagement, DGK Herztage 2023, Bonn, 05.-07.10.2023.
Die ausgeklügeltste antihypertensive Therapie nützt nichts, wenn der Patient sie nicht einnimmt. Das fängt beim nicht eingelösten Rezept in der Phase der Initiierung an und führt über Fehler bei der Einnahme während der Implementierung bis hin zum vorzeitigen Behandlungsabbruch in der Zeit der Persistenz.
Um eine mangelnde Adhärenz zu verbessern, ist es zunächst wichtig, sie überhaupt zu bemerken. Dazu hilft es oft schon, den Patienten schlicht danach zu fragen. Objektiver ist eine Reichweitenbestimmung, bei der anhand der Verordnungen und Packungsgrößen ermittelt wird, für wie viele Tage im Jahr der Patient überhaupt mit Medikamenten versorgt war – ob er sie auch wirklich eingenommen hat, ist nochmal eine andere Frage.
In einem großen Review haben sich drei Interventionen als wirksam erwiesen:
Mit diesen Maßnahmen konnte immerhin eine um 13 Prozent signifikant erhöhte Adhärenz im Vergleich zur Kontrollgruppe erzielt werden.
Vor allem eine einfache Einnahme ist für die Patienten wesentlich und wird häufig unterschätzt. Konkret bedeutet das:
Studien haben gezeigt, dass sich bei einer Umstellung von zwei auf drei Medikamente die Nicht-Adhärenz verdoppelt. Daher empfehlen inzwischen sämtliche Leitlinien einschließlich der NVL (Nationale Versorgungsleitlinie) Fixkombinationen als Standard bei der Hypertoniebehandlung. Auch die KBV (Kassenärztliche Bundesvereinigung) spricht sich im Medikationskatalog Hypertonie (2023) dafür aus. Die Evidenz ist eindeutig: Kombinationspräparate verbessern nicht nur die Therapietreue, sondern auch tatsächlich die Blutdruckkontrolle. Darüber hinaus treten weniger Nebenwirkungen auf, und es gibt erste Hinweise für eine sinkende Mortalität.
Doch leider sind die Empfehlungen in der Praxis noch nicht angekommen, im Gegenteil. So werden nicht nur wenige Fixpräparate verordnet, die Zahlen nehmen sogar trotz aller Evidenz stetig ab. Daher ist laut Prof. Dr. Martin Schulz von der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände e. V. noch viel tun, um die Behandlung der Hypertonie zu verbessern – nicht nur bei den Patienten, sondern auch bei ihren behandelnden Ärzten.
Ohne Adhärenz kann eine erfolgreiche Hypertoniebehandlung nicht gelingen. Doch gibt es wirksame Interventionen, die es Patienten erleichtern, ihre Medikamente regelhaft einzunehmen. Ärzte sollten sie dabei so gut wie möglich unterstützen, denn mit dem bloßen Ausstellen des Rezepts ist es oft noch nicht getan.