Herz-Kreislauf-Erkrankungen stellen hierzulande die häufigste Todesursache dar. Das individuelle Risiko ist jedoch unterschiedlich ausgeprägt. Neben familiärer Vorbelastung spielen insbesondere der Lebensstil und bestimmte Ernährungsgewohnheiten eine wichtige Rolle. Die PREDIMED-Studie konnte belegen, dass die mediterrane Ernährungsform im Vergleich zu einer fettreduzierten Diät vor der Entwicklung einer Herz-Kreislauf-Erkrankung schützen kann. Dies wurde aber nur im Rahmen der Primärprävention belegt, also bei PatientInnen ohne vorbekannte kardiovaskuläre Erkrankung. Für PatientInnen mit bereits bestehender Herz-Kreislauf-Erkrankung ist bislang unklar, ob auch hier die mediterrane Diät eine ähnliche Wirkung erzielt. Zur Klärung dieser Frage wurde 2009 die CORDIOPREV-Studie gestartet. Sie läuft aktuell noch, aber erste Daten konnten bereits ausgewertet werden. So hat ein Team um den Wissenschaftler Jose Lopez-Miranda aus Spanien untersucht, ob die mediterrane Ernährung einen Einfluss auf das Fortschreiten der Arteriosklerose hat.
Dazu wertete das Forschungsteam bereits erhobene Daten der 1.002 ProbandInnen aus, die an der CORDIOPREV-Studie teilnahmen. Alle ProbandInnen litten bei Studienbeginn an einer stabilen kardiovaskulären Erkrankung (letztes Ereignis vor mehr als sechs Monaten vor Einschluss). Die eine Hälfte der ProbandInnen wurde angewiesen, sich von nun an mediterran zu ernähren. Die andere Hälfte ernährte sich dagegen mit einer Low-Fat-Diät.
Wie zu erwarten war, steigerten die Teilnehmenden der Mittelmeer-Diät ihre Zufuhr an einfach- und mehrfach ungesättigten Fettsäuren sowie Ballaststoffen, aber reduzierten die Aufnahme von gesättigten Fetten, Kohlenhydraten und Cholesterin. Umgekehrt verhielt es sich bei den Teilnehmenden der Low-Fat-Diät. Sie nahmen mehr Kohlenhydrate und Ballaststoffe zu sich, aber weniger ungesättigte Fettsäuren und Cholesterin.
Die ProbandInnen erhielten in der Baseline-Phase und nach 5 und 7 Jahren eine Ultraschalluntersuchung der Karotiden, um die Dicke der Intima Media (Intima Media Thickness, IMT) zu messen. Die IMT ist ein nicht-invasiver Marker für das Vorhandensein einer subklinischen Arteriosklerose. Mit ihr kann zudem recht genau das kardiovaskuläre Risiko geschätzt werden. Die WissenschaftlerInnen untersuchten dann, ob es Unterschiede in der IMT zwischen beiden Diät-Gruppen gab. Bekannte Confounder wie Alter, Geschlecht, Nikotinkonsum, Körpergewicht, Komorbiditäten und Medikamenteneinnahme wurden in der Analyse berücksichtigt.
In der Gruppe mit mediterraner Diät kam es nach 5 Jahren zu einem signifikanten Rückgang der IMT (- 0,027 mm, p < 0,001). Diese Entwicklung setzte sich nach 7 Jahren sogar noch etwas fort (- 0,031 mm, p < 0,001). Bei der fettreduzierten Diät blieb die IMT über den Beobachtungszeitraum jedoch weitgehend konstant. Der Unterschied in der IMT war zwischen beiden Gruppen und an beiden Zeitpunkten (5 und 7 Jahre) signifikant. Die Anzahl an Karotisplaques wurde durch beide Ernährungsformen nicht beeinflusst und blieb stabil.
Die ForscherInnen untersuchten auch, welchen Einfluss beide Diäten auf das Fettsäure-Profil im Blut haben. In beiden Gruppen erhöhte sich der Anteil einfach ungesättigter Fettsäuren. Bei der Mittelmeer-Diät fiel dieser Anstieg durch die erhöhte Konzentration von Ölsäure jedoch stärker aus (p = 0,008). Auch mehrfach ungesättigte Fettsäuren wurden durch beide Diäten erhöht. Überraschenderweise wiesen die ProbandInnen der Low-Fat-Diät jedoch höhere Werte auf, was an einer erhöhten Linolsäure-Konzentration lag (p < 0,001).
Die Studie zeigt, dass eine mediterrane Diät bei PatientInnen mit vorbekannter Herz-Kreislauf-Erkrankung einen signifikanten Einfluss auf die Entwicklung einer Arteriosklerose nehmen kann, gemessen an der IMT. Ähnliche Hinweise lieferten bereits andere Auswertungen der CORDIOPREV-Studie. So wurde gezeigt, dass die Mittelmehr-Diät auch die Endothelfunktion bei PatientInnen mit kardiovaskulärer Vorerkrankung verbessert. Nun fehlen nur noch die "harten Endpunktdaten", die hoffentlich beweisen, dass eine mediterrane Ernährung reich an Olivenöl, Fisch, Gemüse und Nüssen in dieser Patientengruppe auch zu einer signifikanten Reduktion kardiovaskulärer Ereignisse führt. Die Daten werden mit Spannung erwartet.
Quellen:
Jimenez-Torres et al. Mediterranean Diet Reduces Atherosclerosis Progression in Coronary Heart Disease: An Analysis of the CORDIOPREV Randomized Controlled Trial. Stroke. 2021;52:3440–3449. 10 Aug 2021.