Verkehrslärm könnte Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigen

Kardiovaskuläre Risikofaktoren sind mehr als Übergewicht, Hypertonus oder Diabetes. Auch schädliche Umgebungseinflüsse, wie Luft- und Lärmbelastung oder nächtliche Lichtverschmutzung, können zur Krankheitsanfälligkeit beitragen.

Wie Verkehrslärm das kardio- und zerebrovaskuläre Risiko erhöhen kann

Welche Effekte hat Lärmstress auf Herz und Gefäße?

Bis 2050 wird die Weltbevölkerung voraussichtlich 10 Milliarden Menschen erreichen, von denen die meisten in städtischen Gebieten leben, die voller schädlicher Umwelteinflüsse sind.2 Zwei aktuelle Publikationen in der Fachzeitschrift Circulation Research haben sich mit dem Unterthema Verkehrslärm beschäftigt, welcher epidemiologischen Studien zufolge mit einem erhöhten kardiovaskulären Risiko einhergeht. Besonders stark ist die Evidenzlage für ischämische Herzerkrankungen, Herzversagen und Apoplex.2,3 Studien an Tieren und Menschen beschreiben Störungen des Schlafes, des Redox-Gleichgewichts und der vaskulären Funktion sowie Störungen der autonomen, epigenetischen und metabolischen Prozesse durch Lärmbelastung.

Ständiger Lärm von Straßenverkehr, Zügen und Flugzeugen führt zu einer Aktivierung der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse und des Sympathikus, was die Ausschüttung von Stresshormonen wie Kortisol und Katecholaminen bedingt.2 Dies zieht zweierlei Dinge nach sich: Die Stresshormone aktivieren das Renin-Angiotensin-Aldosteron-System und können, wenn sie chronisch erhöht sind, kardiovaskuläre Risikofaktoren wie Hyperglykämie, Hypercholesterinämie und Bluthochdruck begünstigen. Erhöhte Kortisolwerte gehen zudem mit Stammfettsucht einher und mehrere Studien dokumentieren einen Zusammenhang von Verkehrslärm mit Übergewicht und Adipositasmarkern.2

Insbesondere nächtlicher Verkehrslärm führt zu einer Fragmentierung und Verkürzung des Schlafs, zu einem Anstieg der Stresshormonspiegel und erhöhtem oxidativem Stress in den Gefäßen und im Gehirn. Diese Faktoren können einen Nährboden für endotheliale Dysfunktion, Inflammation und arterielle Hypertonie schaffen und damit das kardiovaskuläre Risiko erhöhen.

Fazit

"Lärmeinwirkung verschlimmert nicht nur die negativen gesundheitlichen Folgen herkömmlicher kardiovaskulärer Risikofaktoren, wie arteriellem Hypertonus und Diabetes, sondern beschleunigt auch atherosklerotische Prozesse und erhöht das Gesamtrisiko für kardiovaskuläre Erkrankungen", resümiert die internationale Autorengruppe von Lärmexperten.3

Quelle:
  1. Dattani, S., Spooner, F., Ritchie, H. & Roser, M. Causes of Death. Our World in Data (2023).
  2. Blaustein, J. R., Quisel, M. J., Hamburg, N. M. & Wittkopp, S. Environmental Impacts on Cardiovascular Health and Biology: An Overview. Circulation Research 134, 1048–1060 (2024).
  3. Münzel, T. et al. Transportation Noise Pollution and Cardiovascular Health. Circulation Research 134, 1113–1135 (2024).

    letzter Zugriff auf Websites: 01.06.24