Neurologie damals und heute: Brainspotting

Im Fachbereich Neurologie kennen und lieben viele die Bücher von Oliver Sacks, wie "Der Mann, der seine Frau mit einem Hut verwechselte". Jahrzehnte später tritt einer der führenden modernen Neurologen Großbritanniens in seine Fußstapfen.

Ein Einblick in die faszinierende Welt der modernen Neurologie

Ein Facharzt erinnert sich an die Faszination, die Sacks ärztliches und literarisches Wirken bei ihm auslösten: "Nachdem ich 'Der Mann, der seine Frau mit einem Hut verwechselte' gelesen hatte, beschloss ich, Neurologe zu werden."Wie würde ein solches Buch in unserer heutigen Zeit aussehen? Vielleicht so wie "Brainspotting" (2022) von Prof. Andrew J. Lees.

Prof. Andrew J. Lees, heute Professor für Neurologie am National Hospital in London, erlebte noch eine Ausbildungszeit, in der es beispielsweise keine sofort verfügbare Bildgebung gab. Während der Assistentenzeit war Lees von seinen Mentoren fasziniert: angesehene Neurologen, die tief analytisch, methodisch, und mit einem Blick auf den ganzen Menschen vorgehen mussten. 

Damals noch anders kultivierte Fähigkeiten gehen in der jetzigen Zeit zunehmend unter. "Heute steht diese Art der "ganzheitlichen Neurologie" kurz vor dem Aussterben, da ein sklavisches Festhalten an Protokollen und Algorithmen – und eine Anbetung von Maschinen – die Gefahr birgt, die grundlegenden klinischen Fähigkeiten des Zuhörens, Beobachtens und der Vorstellungskraft zu zerstören, die seit mehr als 150 Jahren das Herzstück der Disziplin bilden", heißt es im Klappentext.2

Ein Plädoyer für den Stellenwert des menschlichen Elements in der Praxis der Neurologie

Für seine Arbeit wurden Lees über die Jahre zahlreiche Auszeichnungen verliehen und er ist einer der drei meist zitierten Parkinson-Forscher der Welt.In seinem neuen Buch "Brainspotting" eröffnet er in Form autobiographischer Essays (sehr ähnlich wie Sacks) Einsichten voll feinem Einfühlungsvermögen, kunstvoller Interaktionen und wissenschaftlichem Wissen. 

"'Brainspotting' ist ein lebendiges Zeugnis von Lees' Liebe zur klinischen Neurologie, vom Wert der Beobachtung in einer Welt der randomisierten Studien und ein melancholischer Schlachtruf gegen die hastige, profitorientierte, virtuelle, berührungslose, "scan-negative" Medizin. Das Buch erinnert uns daran, dass die Kunst der klinischen Neurologie fast überall bemerkenswerte Entdeckungen ermöglicht, vorausgesetzt, unsere Sinne bleiben offen und klar", schreibt der 'Lancet'.2

Frühere erfolgreiche Bücher von Lees sind "Ray of Hope" (über den Profifußballer Ray Kennedy, der extrem jung an Parkinson erkrankte), "The Silent Plague" (über Alzheimer) und "Mentored by a Madman". 

Quellen:

  1. Lees, A. J. Brainspotting: Adventures in Neurology. https://www.amazon.de/Brainspotting-Adventures-Neurology-J-Lees/dp/1912559366 (2022).
  2. Brainspotting. New York Review Books https://www.nyrb.com/products/brainspotting.
  3. nhe_editor. A J Lees - Notting Hill Editions Author Profile. Notting Hill Editions https://www.nottinghilleditions.com/author/a-j-lees/.
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