Die Diagnose von Anorexia nervosa erfolgt auf Basis international anerkannter Kriterien, insbesondere den DSM-5- und ICD-11-Standards. Diese umfassen neben einem signifikant niedrigen Körpergewicht auch eine übermäßige Angst vor Gewichtszunahme und eine verzerrte Wahrnehmung der eigenen Körperfigur.
Es wird folgendes Vorgehen bei Verdacht auf Anorexia nervosa empfohlen:
Untergewicht wird bei Kindern und Jugendlichen durch einen Body-Mass-Index unterhalb der 5. geschlechtsspezifischen BMI-Altersperzentile definiert. Dieser Grenzwert hat jedoch nur orientierenden Charakter. Denn AN ist nicht immer gleichbedeutend mit Untergewicht: So können die Betroffenen bei prämorbidem Übergewicht normalgewichtig sein. Auch kann ein rascher, ausgeprägter Gewichtsverlust (> 20 % des Gesamtkörpergewichts innerhalb von sechs Monaten) auf AN hinweisen.
Zudem weist mehr als die Hälfte der stationär behandelten Personen komorbide psychische Störungen auf, darunter vor allem Depressionen, Angststörungen und Zwangserkrankungen. Darüber hinaus besteht bei 30 bis 80 % der Erkrankten eine erhöhte körperliche Aktivität.
Die Therapie erfordert einen multidisziplinären Ansatz, der somatische, psychische und ernährungstherapeutische Aspekte vereint. Bei besonders schweren Verläufen oder kritischen Zuständen ist eine stationäre Aufnahme notwendig. Im Vordergrund steht die Gewichtsnormalisierung. Unterstützend wird ein Bewegungsprogramm durchgeführt. Zusätzlich werden bei nachgewiesenem Mangel Mikronährstoffe und Vitamin D substituiert.
Darüber hinaus sind eine umfassende Psychoedukation der Patient:innen und ihrer Familien sowie regelmäßige Laborkontrollen (Phosphat, Kalzium, Kalium, Magnesium) und Gewichtskontrollen essenziell.
Obwohl bisher kein Medikament zur Behandlung der AN zugelassen ist, werden klinisch unterschiedliche Therapeutika eingesetzt. Dazu gehören z. B. Antidepressiva und Antipsychotika. Aktuelle Forschungsansätze untersuchen zudem den möglichen Nutzen einer Leptinsupplementierung sowie die Wirksamkeit verschiedener Therapieformen wie Familientherapie und Home Treatment.
Anorexia nervosa im Kindes- und Jugendalter ist eine ernstzunehmende Erkrankung, die eine sorgfältige Diagnose und eine umfassende, multidisziplinäre Therapie erfordert. Trotz der Fortschritte in der Forschung bleibt die Behandlung herausfordernd, insbesondere aufgrund der hohen Rückfall- und Mortalitätsrate. Eine frühzeitige Intervention und die Entwicklung neuer therapeutischer Ansätze sind entscheidend, um die Prognose der jungen Betroffenen zu verbessern.
Quelle: