Kaffee gehört auch hierzulande gleich nach dem Bier zu den beliebtesten Getränken. Mal verteufelt, mal als Gesundheitsbooster hochgelobt, Kaffee ist vielfach mehr als nur ein Genussmittel. Doch beeinflusst das anregende Getränk auch die Telomerlänge und damit unsere Gesundheit?
Seit Längerem diskutiert die Fachwelt einen möglichen Zusammenhang zwischen dem Kaffeekonsum und der Telomerlänge in menschlichen Zellen. Warum dies so wichtig ist? Weil sich darüber wohl auch Zusammenhänge zwischen dem Kaffeekonsum und der Gesundheit des Menschen aufdecken ließen.
Die Telomerlänge gilt unter anderem als ein Marker der Chromosomenintegrität und spielt sowohl für die natürliche Zellalterung als auch bei der Krebsentstehung eine Rolle. Die Idee, welche die ForscherInnen einer aktuellen Metaanalyse verfolgten: Vermehrter Kaffeekonsum könnte auch die Telomerenden in den Zellen schützen und so deren rasche Kürzung verhindern.
Zu diesem Zweck nutzten sie die Daten von 1.638 Kontrollen aus der PLCO-Studie, die sich nach Prostata-, Lungen-, Kolorektal- sowie Ovarialkarzinom unterschieden. Der Kaffeekonsum wurde den ForscherInnen von den TeilnehmerInnen mittels Fragebogen mitgeteilt, die Telomerlängen bestimmten die StudienautorInnen hingegen aus Blut sowie Mundschleimhautzellen.
Im Ergebnis zeigte sich, dass es keinen statistisch nachweisbaren Zusammenhang zwischen dem Kaffeekonsum und der Telomerlänge bei den TeilnehmerInnen gab. So lag das Chancenverhältnis (odds ratio; OR) insgesamt bei 1,01 (95%-KI: 0,99–1,03). Je nach Kategorie, ob also mehr als 3 Tassen Kaffee täglich getrunken wurden oder weniger, ergab sich ebenfalls keine statistische Signifikanz.
Allerdings zeigten die Studiendaten auch, dass in der größten PLCO-Gruppe, beim Prostatakarzinom, moderater und hoher Kaffeekonsum zu einer fast doppelt so hohen Chance für überdurchschnittlich lange Telomerenden führte (> 3 Tassen am Tag: OR = 1,93; 95%-KI: 1,17–3,18) als bei Nicht-KaffeetrinkerInnen.
Am Ende, so die AutorInnen lassen sich anhand dieser Metaanalyse keine Belege dafür finden, dass ein höherer Kaffeekonsum die Telomerenden der Chromosomen schützen würde, was das Auftreten telomerassoziierter Erkrankungen, wie z. B. Tumoren, beeinflussen könnte.
Der Kaffee, ob nun mit oder ohne Koffein, gehört als Genussmittel seit jeher zum Wohlbefinden und zur Lebensqualität vieler Menschen. Für andere ist er eine Notwendigkeit, um am Morgen wieder wach zu werden und dem Tagesgeschäft nachgehen zu können.
Die Frage nach dem Nutzen oder Schaden eines moderaten bis hohen Kaffeekonsums treibt daher berechtigterweise sehr viele Menschen, ÄrztInnen ebenso wie deren PatientInnen, um. Insbesondere in der Onkologie, in der vielfach die Ursache für Krebserkrankungen als multifaktorielles Ereignis nur schwer fassbar und den Betroffenen daher schlecht vermittelbar ist, ruht die Hoffnung seit einigen Jahren auf dem Kaffee.
Doch wie bereits einige Studien zuvor, kommt auch diese aktuelle Metaanalyse nur zu dem Schluss, dass sich ein positiver Einfluss von Kaffee auf die Länge der Telomere in unseren Zellen nicht statistisch signifikant nachweisen lässt.
Einziger derzeitiger Trost für die Kaffeefreunde bleibt daher, dass diese Metaanalyse ebenso wenig einen negativen Einfluss von Kaffee auf Telomere beschrieben hat. Dies Ergebnis sollte also dem Genuss von Kaffee auch für TumorpatientInnen nicht entgegenstehen.
Genuss und Lebensqualität sind neben dem Überleben der PatientInnen heute wichtiger denn je. Warum also nicht im Klinikteam einmal eine Kaffeerunde mit den PatientInnen abhalten und dabei z. B. Fragen des Alltags klären und so zu einer besseren Verständigung zwischen ÄrztInnen und PatientInnen beitragen?
Quelle:
Steiner B et al., Association between coffee drinking and telomere length in the Prostate, Lung, Colorectal, and Ovarian Cancer
Screening Trial. PLoS ONE 2020; 15(1): e0226972. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0226972