Die Therapieoptionen beim Prostatakarzinom erstrecken sich mittlerweile von der aktiven Überwachung, über Radiatio mit oder ohne adjuvante endokrine Therapie bis hin zur Prostatektomie sowie Palliativversorgung. Doch bei jeder Therapie gibt es gewisse Begleitumstände, welche die Lebensqualität beeinflussen. Worauf achten Betroffene bei der Behandlung besonders?
Diese Frage will eine patientenorientierte Studie aus Dänemark mithilfe des "Danish Prostate Cancer Registry" (DAPROCAdata) klären. 15.465 Testpersonen beantworteten über den fünfjährigen Studienzeitraum Fragen zu ihrer Lebensqualität mittels validiertem EPIC-26-Fragebogen. Der Fokus lag auf Miktion, Harn- und/oder Stuhlinkontinenz, hormonellen Symptomen sowie der Sexualfunktion.
Bereits im ersten Fragebogen, etwa ein Jahr nach Studienbeginn – und somit gleichzeitig im ersten Jahr nach der jeweiligen Intervention – sank die Lebensqualität in allen Symptom-Domänen um circa 10 Punkte. Danach erholten sich die Werte leicht, blieben anschließend jedoch relativ konstant bis zur zweiten Befragung im dritten Jahr nach Diagnosestellung.
Von den Verfahren zur Prostatakarzinom-Therapie verursachte die Prostatektomie erwartungsgemäß die größten negativen Folgen für die Lebensqualität der betroffenen Männer. Einschränkungen bei der Sexualfunktion sowie Harninkontinenz bestimmten diesen negativen Effekt.
Ganz allgemein betrachtet, war es auch die Sexualfunktion, welche in allen Symptom-Domänen den stärksten Einfluss auf die Lebensqualität hatte. Ungeachtet der Behandlungsmodalitäten wurden Einschränkungen der Sexualfunktion stets als größte Belastung empfunden.
Menschen mit einer Krebserkrankung geht es neben dem eigentlichen Überleben immer häufiger darum, ein gewisses Maß an Lebensqualität zu wahren. Diesem Umstand wird in der Forschung jedoch erst seit einigen Jahren verstärkte Aufmerksamkeit gewidmet – mit einer steigenden Zahl von Arbeiten, die patientenzentriert, deren eigenes Empfinden über die Prostatakarzinom-Behandlung und die Auswirkungen auf die Lebensqualität in den Mittelpunkt stellen.
Die vorliegende Arbeit zeigt: die Lebensqualität fällt gerade im ersten Jahr nach Diagnose und Eingriff besonders stark ab. Daher sei es laut der StudienverfasserInnen besonders wichtig, dass klinische Interventionen zur Symptomverbesserung innerhalb dieses ersten Jahres stattfinden.
Dazu gehöre etwa, der Sexualfunktion und ihrer Rehabilitation frühzeitig mehr Bedeutung zu geben. Das Thema penile Rehabilitation sollte bereits vor dem Eingriff angesprochen und diskutiert werden. Eine frühe Arbeit z.B. an der Erektionsfähigkeit erhöhe unter Umständen die Erfolgschancen. Denn neben der primären Therapie des Prostatakarzinoms hat die Sexualfunktion für die betroffenen Männer die größten Auswirkungen auf deren Lebensqualität.
Quelle:
Nguyen-Nielsen M et al., Cancer Epidemiology 2020; 64: 101623. https://doi.org/10.1016/j.canep.2019.101623