3D-Mammographie: falsch positive Befunde häufig
Eine Auswertung von 3 Millionen 3D-Mammogrammen kommt zu dem Schluss: nach 10 Jahren jährlichen Screenings hat etwa die Hälfte aller Frauen falsch positive Befunde erhalten.
3D-Mammographie verringert falsch positive Ergebnisse im Vergleich zur digitalen 2D-Standardmammographie nur geringfügig
- Die Ergebnisse einer großen Langzeitstudie deuten darauf hin, dass die zunehmende Verfügbarkeit der digitalen Brust-Tomosynthese (DBT oder 3D-Mammographie) die Wahrscheinlichkeit für falsch-positive Befunde leider nicht wesentlich verändert
- bei jährlichem Screening über 10 Jahre hinweg wird etwa jede zweite Frau mindestens ein falsch-positives Ergebnis erhalten
- dies zieht psychischen Disstress und unnötige zusätzliche Bildgebungs- und Biopsieverfahren nach sich
Vieles von dem, was wir über Nutzen und Schaden des Mammographie-Screenings wissen, stammt aus Studien über Mammographie-Techniken, die älter oder nicht mehr weit verbreitet sind (z. B. konventionelle Film-Folien-Mammographie). Daher stellt sich die Frage, ob diese Schätzungen für Frauen, die sich heute einer Mammographie unterziehen, noch relevant sind. Eine aktuelle Arbeit untersuchte, ob sich durch die zunehmende Ablösung der 2D- durch die 3D-Mammographie daran etwas verändert hat.3-5
Falsch positive Ergebnisse sind auch bei 3D-Mammographie zu erwarten
Das Team der kalifornischen Universität in Davis analysierte vom Breast Cancer Surveillance Consortium gesammelte Daten von 3 Millionen Screening-Mammogrammen für 903.495 Frauen im Alter von 40 bis 79 Jahren. Die Screenings wurden zwischen 2005 und 2018 in 126 radiologischen Zentren durchgeführt.
Unter Korrektur für Alter und Brustdichte zeigte sich, dass die DBT mit weniger Nachuntersuchungen wegen falsch-positiver Ergebnisse über einen 10-Jahres-Zeitraum assoziiert war, doch der Unterschied fiel bescheiden aus: die 10-Jahres-Raten lagen bei 56,3% für das jährliche Screening mit digitaler Mammographie gegenüber 49,6% bei jährlicher DBT.
Für engmaschige Nachuntersuchungen und Biopsieempfehlungen war kein klinisch bedeutsamer Unterschied zwischen den beiden Verfahren bezüglich der Wahrscheinlichkeit für falsch positive Ergebnisse messbar: die DBT führte in 17% der Fälle zu einer unnötigen Empfehlung einer kurzfristigen Nachuntersuchung und in 11% zu einer falsch positiven Biopsieempfehlung (gegenüber 18% respektive 12% bei digitalen 2D-Mammogrammen).
Höchstes Risiko für falsch positive Befunde bei jährlichem Screening oder Alter unter 50 Jahren
Ein zweijähriges (statt einjähriges) Screening-Intervall, höheres Alter und weniger dichtes Brustgewebe verringerten das Risiko für falsch positive Befunde mehr als die Wahl der Screening-Methode.
„Wir waren überrascht, dass die neuere 3D-Technologie beim Brustkrebs-Screening das Risiko eines falsch-positiven Ergebnisses nach 10 Jahren Screening nicht wesentlich verringert; allerdings ist die Wahrscheinlichkeit eines falsch-positiven Ergebnisses bei Screening im Zweijahresrhythmus im Vergleich zum jährlichen Screening viel geringer“, sagt Erstautorin Dr. Thao-Quyen Ho, PhD.5 Bei zweijährlicher Mammographie lagen die Raten für Wiedereinbestellungen bei 38,1% (2D-Mammographie) versus 35,7% (DBT).
Die Wahrscheinlichkeit falsch-positiver Ergebnisse variierte auch deutlich nach Lebensjahrzehnt, wobei die höchsten kumulativen Raten bei Frauen im Alter von 40 bis 49 Jahren zu verzeichnen waren (68% bei jährlicher digitaler Mammographie und 60,8% bei jährlicher DBT).
Frauen mit dem höchsten Grad an Brustdichte verzeichneten erwartungsgemäß die höchsten falsch-positiven Raten, ohne einen nennenswerten Unterschied zwischen DBT und digitaler Mammographie (67,3% vs 65%).
Individueller Ansatz bei Screening-Entscheidungen wichtig
„Es bedarf weiterer Daten, um den Zusammenhang zwischen DBT und Überdiagnostik – dem klinisch bedeutenderen Schaden des Screenings – zu verstehen, obwohl es angesichts der höheren Krebsentdeckungsrate der DBT recht wahrscheinlich ist, dass die DBT mit mehr Überdiagnosen verbunden ist“, schreibt Prof. Lydia E.W Pace, eine Spezialistin der Universität Harvard, die vom JAMA (Journal of the American Medical Association) um einen Kommentar zur Studie gebeten wurde. Sie gibt zu bedenken: "Zu den weiteren Nachteilen der DBT im Vergleich zur digitalen Standardmammographie gehören ihre Kosten, außerdem kann die DBT je nach Gerät und Protokoll mit einer höheren Strahlenbelastung verbunden sein. Ob die DBT bessere Ergebnisse bei Brustkrebs erzielt, um diese Nachteile auszugleichen, ist noch nicht gezeigt."4
Referenzen:
1. Lehman, C. D. et al. National Performance Benchmarks for Modern Screening Digital Mammography: Update from the Breast Cancer Surveillance Consortium. Radiology 283, 49–58 (2017).
2. Hubbard, R. A. et al. Cumulative probability of false-positive recall or biopsy recommendation after 10 years of screening mammography: a cohort study. Ann Intern Med 155, 481–492 (2011).
3. Ho, T.-Q. H. et al. Cumulative Probability of False-Positive Results After 10 Years of Screening With Digital Breast Tomosynthesis vs Digital Mammography. JAMA Network Open 5, e222440 (2022).
4. Pace, L. E. False-Positive Results of Mammography Screening in the Era of Digital Breast Tomosynthesis. JAMA Network Open 5, e222445 (2022).
5. Half of all women experience false positive mammograms after 10 years of annual screening.
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