Bekämpfung von Helicobacter pylori bei allen Infizierten sinnvoll

Die Eliminierung von Helicobacter pylori reduziert das Risiko der Behandelten, an einem Magenkarzinom zu erkranken. Im Vergleich zu einer alters- und geschlechtsabgestimmten unbehandelten Gruppe aus der Allgemeinbevölkerung profitieren jedoch vor allem Patienten ab 60 Jahren von der Eradikation.

Eradikationsbehandlung reduziert Magenkarzinom-Risiko vor allem langfristig und bei älteren Patienten

Die Eliminierung von Helicobacter pylori reduziert das Risiko der Behandelten, an einem Magenkarzinom zu erkranken. Im Vergleich zu einer alters- und geschlechtsabgestimmten unbehandelten Gruppe aus der Allgemeinbevölkerung profitieren jedoch vor allem Patienten ab 60 Jahren von der Eradikation.

Auch zeigt sich der Behandlungsvorteil erst 10 Jahre nach der Eradikation, während bei geringerem zeitlichen Abstand keine Risikominderung gegenüber der Allgemeinbevölkerung erkennbar ist. Zu diesen Ergebnissen kommt eine aktuelle Studie aus Hongkong, die 200 Magenkarzinom-Patienten aus einer Kohorte von 73.237 Patienten mit Clarithromycin-basierter H. pylori-Eradikation mit einer nach Alter und Geschlecht angeglichenen Kohorte der unbehandelten Normalbevölkerung verglich.1

Weltweit erkranken derzeit ca. 1 Million Menschen pro Jahr am Magenkarzinom. Wichtigster ätiologischer Faktor der Erkrankung ist die Infektion mit H. pylori. Neue Metanalysen legen nahe, dass die Bekämpfung von H. pylori die Inzidenz des Magenkarzinoms um 33-47 % senken kann.2,3 Unbekannt war jedoch bisher, ob diese Risikominderung vom Alter der Patienten abhängt.

Patientenalter und zeitlicher Abstand der Eradikation bestimmen Risiko

Die Wissenschaftler um Wai K. Leung vom Department of Medicine der University of Hongkong identifizierten zunächst in anonymisierter Form unter den 7,5 Millionen Einwohnern von Hongkong alle 73.237 Patienten der zentralen Krankenhausverwaltung ab 18 Jahren, bei denen zwischen Januar 2003 und Dezember 2012 eine H. pylori-Eradikation mit Clarithromycin durchgeführt worden war. Diese Patienten wurden in drei Altersgruppen stratifiziert (< 40 Jahre, 40 bis < 60 Jahre, > 60 Jahre).

Innerhalb einer Nachbeobachtungszeit von median 7,6 Jahren (5,1-10,3 Jahre) erkrankten 200 (0,27 %) der Patienten an einem Magenkarzinom. Dabei erwies sich das relative Risiko (RR) an einem Magenkarzinom zu erkranken in der Gruppe der 9.840 Patienten, die mehr als einen Behandlungszyklus zur H. pylori-Eradikation benötigt hatten, als doppelt so hoch, wie unter den Patienten, die nur einen Behandlungszyklus benötigt hatten: RR 2,0 (95 % confidence interval (CI) 1,4 bis 2,7; p < 0,001). Das relative Magenkarzinom-Risiko für Männer erwies sich als annähernd doppelt so hoch wie für Frauen (RR 1,8; 95 % CI 1,3 bis 2,6; p = 0,001).

Bezüglich des Alters bestand nur in der Gruppe der gegen H. pylori behandelten über 60-Jährigen ein signifikant vermindertes standardisiertes Magenkarzinom-Risiko (0,82; 95 % CI 0,69 bis 0,97; p = 0,02). Die weitere Analyse ergab darüber hinaus, dass die Risikoabnahme unter diesen Patienten praktisch ausschließlich auf diejenigen zurückging, deren Behandlung gegen H. pylori mindestens 10 Jahre zurücklag (Abb. 1). In den beiden jüngeren Altersgruppen war ein entsprechender Effekt nur für die Teilgruppe der 40–60-Jährigen zu beobachten, deren Eradikationstherapie ebenfalls mindestens 10 Jahre zurücklag.


Im Vergleich zur H. pylori-behandlungsnaiven Allgemeinbevölkerung zeigten Patienten mit unmittelbar erfolgreicher Eradikationsbehandlung ein geringeres Magenkarzinom-Risiko (p =  0,06). Patienten mit erforderlicher Wiederholung der Eradikation hingegen wiesen ein tendenziell erhöhtes Risiko (p = 0,13) auf.

Schlussfolgerungen der Autoren

Aus den Ergebnissen folgern die Studienautoren, dass eine Eradikationsbehandlung gegen H. pylori das Magenkarzinom-Risiko insbesondere langfristig und vor allem bei Patienten ab 60 Jahren reduziert. Da eine Eradikation das Erkrankungsrisiko ganz allgemein verringert2,3, empfehlen die Autoren eine entsprechende Therapie für sämtliche H. pylori-positiven Patienten aller Altersgruppen durchzuführen.

Quellen:
1. Leung WK, et al. Effects of Helicobacter PYLORI Treatment on Incidence of Gastric Cancer in Older Individuals. Gastroenterology 2018, doi: 10.1053/j.gastro.2018.03.028. https://doi.org/10.1053/j.gastro.2018.03.028..
2. Ford AC, et al. Helicobacter pylori eradication therapy to prevent gastric cancer in healthy asymptomatic infected individuals: systematic review and meta-analysis of randomised controlled trials. BMJ 2014; 348: g3174. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4027797/
3. Lee YC, et al. Association Between Helicobacter pylori Eradication and Gastric Cancer Incidence: A Systematic Review and Metaanalysis. Gastroenterology 2016; 150: 1113-1124.e5. https://www.gastrojournal.org/article/S0016-5085(16)00120-7/pdf