DMARD bei behandlungsbedingter Arthritis: MTX versus Biologika

Keine Wirkung ohne Nebenwirkung: Innovative Krebsmedikamente wie Immuncheckpoint-Inhibitoren können im Kampf gegen Tumorerkrankungen zwar einiges ausrichten, haben jedoch auch ihre Schattenseiten.

Was ist eine Immuncheckpoint-Inhibitor-induzierte-inflammatorische Arthritis?

Unklar ist bislang allerdings, wie diese Medikamente das Fortschreiten der Krebserkrankung beeinflussen. Das Problem ist: Eine stark immunsuppressive Behandlung der Arthritis könnte den antineoplastischen Effekt der ICI konterkarieren. 

Wie lange dauert es bis zur Krebsprogression?

Wie eine optimale Behandlung von Patienten mit steroidrefraktärer oder steroidabhängiger ICI-IA aussehen könnte, haben die Rheumatologin Anne R. Bass und ihr Team in einer retrospektiven, multizentrischen Beobachtungsstudie (DOI: 10.1136/ard-2023-223885) untersucht. Eingeschlossen wurden 147 Krebspatienten mit ICI-IA, von denen 33 mit TNFi, 42 mit IL6Ri und 72 mit MTX behandelt wurden. Primärer Endpunkt war die Zeit bis zum Fortschreiten der Krebserkrankung ab Beginn der ICI-Behandlung. Daneben wurde die Zeit bis zur Arthritis-Kontrolle ab Beginn der DMARD-Behandlung untersucht. Die mediane Nachbeobachtungszeit betrug ca. 1.000 Tage.

Die Ergebnisse zeigen einen klaren Trend:

  1. Die Zeit bis zum Fortschreiten der Krebserkrankung war unter den biologischen krankheitsmodifizierenden Medikamenten (bDMARD) signifikant kürzer im Vergleich zu MTX (TNFi: HR 3,27, 95% CI 1,21 bis 8,84, p=0,019; IL6Ri: HR 2,37, 95% CI 0,94 bis 5,98, p=0,055).
  2. Mit bDMARD konnte die Arthritis allerdings rascher unter Kontrolle gebracht werden als mit MTX. Unter TNFi gelang dies etwa doppelt so schnell (HR 1,91, 95% CI 1,06 bis 3,45, p=0,032), unter IL6Ri immerhin um gut 50% schneller (HR 1,66, 95% CI 0,93 bis 2,97, p=0.089).
  3. Zwischen TNFi und IL6Ri konnte kein signifikanter Unterschied hinsichtlich Sicherheit und Wirksamkeit beobachtet werden. 

Wann MTX, wann Biologika?

Die Studienautoren folgern daraus, dass MTX bei Patienten mit chronischer, steroidabhängiger ICI-IA vorzuziehen ist, wenn die Aktivität der Arthritis es erlaubt und die tägliche Glukokortikoid-Dosis 15 mg Prednison nicht übersteigt. Bei einer schweren ICI-IA müssten jedoch ggf. schnell wirksame bDMARD wie TNFi und Il6Ri verabreicht werden, um die Arthritis unter Kontrolle zu bekommen und eine hochdosierte Gabe von Steroiden zu vermeiden – allerdings möglicherweise um den Preis einer rascheren Tumorprogression. 

Fazit für die Praxis

Bei Krebspatienten, die unter der Behandlung mit Immuncheckpoint-Inhibitoren eine steroidrefraktäre Arthritis entwickeln, muss sehr genau abgewogen werden: Wie stark sind die Arthritis-Beschwerden? Wie hoch ist die benötigte Steroiddosis? Wie stabil ist die maligne Grunderkrankung? Kommen DMARD zum Einsatz, ist MTX zu bevorzugen, während Biologika schweren Verläufen vorbehalten sind. Ob TNF-a- oder IL-6-Inhibitoren, müssten weitere Studien klären.
 

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