- Elbaz J et al. An empirical analysis of overall survival in drug approvals by the US FDA (2006–2023). Cancer Med. 2024; 13: e7190. doi:10.1002/cam4.7190
Als Goldstandard für den Wirksamkeitsnachweis onkologischer Medikamente gilt das Gesamtüberleben (OS). Surrogatparameter (surrogatum = Ersatz) sind lediglich Hilfsgrößen, die herangezogen werden, wenn der eigentliche, klinisch relevante Endpunkt (z. B. die Mortalität) schwer zu erheben ist. Die FDA (US Food and Drug Administration) hat ihre Verwendung in den letzten Jahren allerdings stetig ausgeweitet, so dass inzwischen ein Großteil der Zulassungen im onkologischen Bereich darauf beruht.
Welche Folgen das für die Wirksamkeit der Medikamente hat, haben Forscher aus den USA untersucht. Sie wollten konkret wissen,
Dazu erhoben sie Zulassungsdaten inklusive Peer-Review-Literatur aus den Jahren 2006 bis 2023. Von den insgesamt 392 Zulassungen basierten lediglich 87 (22 %) auf der Untersuchung des OS, die restlichen 305 onkologischen Arzneimittel (78 %) wurden auf der Grundlage von Surrogatparametern für den Markt freigegeben, davon 115 (29 %) als beschleunigte Zulassungen. Am häufigsten wurden ORR (34 %) und PFS (26 %) zur Bewertung herangezogen.
Von den auf Basis von Surrogatendpunkten zugelassenen Onkologika wurde die Hälfte (153) nachträglich auf ihren OS-Nutzen getestet, wobei das Ergebnis nur bei 29 (8 %) positiv ausfiel. Insgesamt zeigten lediglich 125 der 392 untersuchten Medikamente (32 %) nachweislich einen Vorteil beim Gesamtüberleben, bei 267 (68 %) stand der Überlebensgewinn bis dato noch aus. Trotz der ernüchternden Bilanz wurden nur 7 % der zugelassenen Arzneimittel wieder vom Markt genommen.
Nach Ansicht der Autoren könnte die zunehmende Verwendung von Surrogatparametern bei der FDA die Zulassung onkologischer Arzneimittel ausgeweitet und beschleunigt haben – auf Kosten der Wirksamkeit. Denn die Regulierungsbehörden tolerierten ein hohes Maß an Unsicherheit für diese Produkte. Damit würde die Zulassungsbehörde ihrem Auftrag, sichere und wirksame Medikamente auf den Markt zu bringen, nicht gerecht. Das hat auch über die USA hinaus Auswirkungen auf andere Länder, die den dortigen Entscheidungen oft folgen.
Ihr Fazit: Es seien höhere Standards bei der Arzneimittelzulassung erforderlich, um das eigentliche therapeutische Ziel onkologischer Behandlungen zu erreichen: einen echten Überlebensgewinn für die schwerkranken Patienten.