Systemischer Lupus: Klassifikationssysteme im Klinikalltag
Für den systemischen Lupus erythematodes wurden in den letzten Jahren neue Klassifikations- und Diagnosekriterien vorgeschlagen. Die vorliegende Studie aus Australien vergleicht vier dieser Systeme im klinischen Alltag und testet deren Spezifität, Sensitivität und Genauigkeit.
Verschiedene Kriterien für Lupus erythematodes
- Die Studie vergleicht Diagnoskriterien gemäß ACR 1997, SLICC 2012, EULAR/ACR 2019 sowie Systemic Lupus Erythematosus Risk Probability Index (SLERPI 2020) im klinischen Alltag.
- Die höchste Sensitivität erreichten SLICC 2012- und SLERPI 2020-Kriterien, wobei die ACR 1997-Kriterien die höchste Spezifität aufwiesen.
- Die SLICC 2012-Klassifikationskriterien waren insgesamt am treffsichersten.
- Trotz der leicht variierenden Spezifität, Sensitivität und Genauigkeit, eignen sich alle vier untersuchten Systeme für die klinische Anwendung.
Die vorliegende Studie aus Australien untersuchte vier gängige Kriterienkataloge, die zur Diagnose des SLE angewendet werden, im klinischen Alltag:
- American College of Rheumatology (ACR) 1997
- Systemic Lupus International Collaborating Clinics (SLICC) 2012
- European League Against Rheumatism/American College of Rheumatology (EULAR/ACR) 2019 und
- Systemic Lupus Erythematosus Risk Probability Index (SLERPI) 2020.
Umfangreiche Datenlage
In die Studie eingeschlossen waren 394 Patientinnen und Patienten mit systemischem Lupus erythematodes aus dem australischen Lupus-Register sowie 123 Kontrollfälle, bei denen eine andere rheumatologische Erkrankung vorlag. Bei allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern wurden klinische und immunologische Parameter erfasst und gemäß der Kriterien der vier untersuchten Kataloge bewertet.
Nicht alle Kriterien sind gleich sensitiv und spezifisch in der Diagnosestellung
Die Forscher fanden leichte Unterschiede in der Spezifität und Sensitivität für die Erkennung von SLE:
- Am sensitivsten waren die SLICC 2012- und SLERPI 2020-Kriterien
- Die beste Spezifität wurde von den ACR 1997-Kriterien erreicht
- Das SLICC 2012-Klassifikationssystem war am genausten, auch in der Erkennung der frühen Krankheitsstadien.
Was heißt das für die Praxis?
Die verschiedenen Kriterienkataloge zur Diagnose und Klassifikation von systemischem Lupus erythematodes zeigen in der vorliegenden Studie unterschiedliche Spezifität und Sensitivität sowie Treffsicherheit in der Erkennung und Einstufung der Erkrankung. Dennoch eignen sich alle vier untersuchten Systeme zuverlässig für den klinischen Alltag und bieten behandelnden Ärztinnen und Ärzten eine gute Hilfe für die Diagnosestellung des SLE.
Quelle:
Tan BCH, Tang I, Bonin J, Koelmeyer R, Hoi A. The performance of different classification criteria for systemic lupus erythematosus in a real-world rheumatology department. Rheumatology (Oxford). 2022 Feb.