Rheumatoide Arthritis und künstlicher Gelenkersatz

Die Anzahl von Gelenkersatz-Operationen scheint in der Ära von Methotrexat (MTX) und Biologika bei Patienten mit rheumatoider Arthritis abzunehmen. Dies fanden japanische Forscher in einer retrospektiven Studie heraus.

Sinkende OP-Zahlen in Zeiten von Biologika und Methotrexat

Die Anzahl von Gelenkersatz-Operationen scheint in der Ära von Methotrexat (MTX) und Biologika bei Patienten mit rheumatoider Arthritis abzunehmen. Dies fanden japanische Forscher in einer retrospektiven Studie heraus.

Im Folgenden stellen wir Ihnen die wichtigsten Punkte der Analyse vor.2

Gelenkersatz bei Rheuma teils unumgänglich

Die rheumatoide Arthritis kann den gesamten Bewegungsapparat befallen und zu Schäden an Sehnen und Gelenken führen. Mitunter benötigen Betroffene im Laufe ihrer Erkrankung bis zu 20-30 Operationen. Dabei gilt es, zunächst Gelenke zu erhalten bzw. Funktionen zu verbessern. Unter Umständen folgt der Einsatz einer Endoprothese.2

Neue Medikamente wie Biologika und Immunsuppressiva haben die Prognose von Patienten mit rheumatoider Arthritis in den letzten Jahren insgesamt deutlich verbessert. Eine japanische Studie hat nun retrospektiv untersucht, inwiefern sich die Zahlen zum orthopädischen Gelenkersatz bei Patienten mit rheumatoider Arthritis in den letzten zwei Jahrzehnten verändert haben.

OP-Daten aus der Ära von MTX und Biologika

Für die Analyse wurden Daten von 286 Rheuma-Patienten evaluiert, die in den Jahren 2004 – 2017 eine oder mehrere Endoprothesen erhalten hatten (in Summe 407 Operationen). 

Folgende Punkte standen im Fokus der Auswertung:

Die Patienten wurden unter anderem abhängig von ihrem CRP-Wert in die Gruppen "CRP-negativ" (CRP<0,3 mg/dl) und "CRP-positiv" (CRP>0,3 mg/dl) eingeteilt. Bei den künstlichen Gelenken wurden die Kategorien "Hüfte/Knie" und "andere Gelenke" (Ellbogen Schulter Fußgelenke) unterschieden.

Mehr Biologika, weniger OPs

Im Vergleich 2004–2010 versus 2011–2017 konnte eine deutliche Zunahme im Verbrauch von Biologika (p < 0,001) und Methotrexat (p < 0,003) verzeichnet werden. Die CRP-Werte sanken im Laufe der Zeit signifikant (p < 0,001), der Anteil der Patienten mit unauffälligen CRP-Werten stieg entsprechend an (27% vs. 50%; p < 0,001).

Insgesamt nahm die Anzahl an Operationen zwischen 2004 und 2017 ab (p = 0,013). Die Zeit zwischen Rheuma-Diagnose und Gelenkersatz hingegen verlängerte sich nicht; ein negatives CRP korrelierte jedoch mit einer größeren Latenzzeit zwischen Diagnose und OP.

Auch die Basisdaten der Patienten änderten sich mit der Zeit. So waren Betroffene in der zweiten Zeitphase bei Erstdiagnose der rheumatischen Erkrankung im Schnitt älter, was jedoch an einem Älterwerden der Bevölkerung selbst liegen könnte.

Vielversprechend: negatives CRP

Kausale Zusammenhänge lassen sich aus dieser Analyse zwar nicht ableiten, unter dem Einsatz von Biologika mussten jedoch zumindest in dieser Studie weniger Endoprothesen eingesetzt werden. Ein negatives CRP scheint Betroffenen bis zum künstlichen Gelenk zudem mehr Zeit zu schenken. 

Quellen:
1. Asai S, Takahashi N, Asai N, Yamashita S, Terabe K, Matsumoto T, Sobue Y, Nishiume T, Suzuki M, Ishiguro N, Kojima T. Characteristics of patients with rheumatoid arthritis undergoing primary total joint replacement: A 14-year trend analysis (2004-2017). Mod Rheumatol. 2020 Jul;30(4):657-663. doi: 10.1080/14397595.2019.1649111. Epub 2019 Aug 8. PMID: 31393198.
2. Gelenkoperationen bei Rheuma: Fachübergreifend zum Behandlungserfolg, Janina Wetzstein Kongress-Pressestelle, 01.09.2020 12:00, Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e.V., 48. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh), 34. Jahrestagung der DGORh, 9. bis 12. September 2020, ONLINE