Patienten mit axialer Psoriasis-Arthritis (AxPsA) sprechen nach Daten einer prospektiven offenen Pilotstudie besser auf Kortikosteroide an als Patienten mit Rückenschmerzen bei ankylosierender Spondylitis (AS). Dies stützt die zunehmend vorliegende Evidenz, dass es sich bei beiden um unterschiedliche Entitäten handelt.
PSA ist eine progrediente immunvermittelte muskuloskelettale Erkrankung mit Beteiligung synovialer, enthesealer und axialer Strukturen. Früher wurde sie als leichtere Form der Arthritis angesehen. Schon eine Verzögerung um sechs Monate zwischen Auftreten der ersten Symptome und Vorstellung bei einem Rheumatologen kann jedoch periphere Gelenkerosionen und anhaltende körperliche Beeinträchtigungen zur Folge haben.
Bei PsA-Patienten mit peripherer Arthritis liegt häufig eine begleitende entzündlich bedingte axiale Erkrankung vor. In der Literatur werden Prävalenzen von bis zu 78 % angegeben. Eine isolierte entzündliche axiale Erkrankung betrifft jedoch weniger als 5 % der Patienten mit PsA. Zum Ansprechen bei axialer Beteiligung auf die verschiedenen Therapiemöglichkeiten sind nur wenige Daten vorhanden. Die Wirksamkeit von Kortikosteroiden bei Patienten mit PsA und entzündlichem Rückenschmerz (inflammatory back pain, IBP) wurde bislang gar nicht in Studien untersucht. Zum Einsatz von Kortikosteroiden bei AS ist ebenfalls wenig bekannt. In einer randomisierten placebokontrollierten Doppelblindstudie zeigte Prednisolon in der Dosis von 50 mg täglich bei Patienten mit aktiver AS eine begrenzte Wirksamkeit, während 20 mg Prednisolon täglich unwirksam waren. Studien zum direkten Vergleich eines bestimmten Medikamentes bei beiden Erkrankungen existieren bislang nicht.
Das Ziel der hier vorgestellten Studie war es, die Wirksamkeit eines Kortikosteroids bei Patienten mit aktiver axialer PsA mit jener bei Patienten mit aktiver AS zu vergleichen. Dazu rekrutierten die Mitarbeiter der rheumatologischen Klinik am Universitätskrankenhaus Kerry, Tralee, Irland, 15 Patienten mit bestätigter Diagnose einer AxPsA und 15 Patienten mit AS sowie zehn Patienten der orthopädischen Klinik mit nicht entzündlich bedingten lumbalen Rückenschmerzen (Kontrolle). "Aktive Erkrankung" war definiert als axialer Rückenschmerz der Stärke ≥ 4 auf einer von 0–10 reichenden numerischen Bewertungsskala und ein "Bath Ankylosing Spondylitis Disease Activity Index" (BASDAI)-Wert ≥ 4 trotz Einnahme von nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR). Eingeschlossen wurden nur AxPsA- und AS-Patienten, bei denen mittels Magnetresonanztomografie (MRT) Knochenmarködeme in den Iliosakralgelenken nachweisbar waren. Alle rekrutierten Patienten waren Biologika-naiv. 60 % der Patienten mit AxPsA nahmen krankheitsmodifizierende antirheumatische Medikamente (disease-modifying anti-rheumatic drugs, DMARDs) zur Behandlung der peripheren Gelenkserkrankung ein.
Im Rahmen der Glukokortikoid-Behandlung erhielten alle Patienten einmalig 80 mg eines Triamcinolonacetonid-Depotpräparates als intramuskuläre Injektion. Zwei Wochen später zeigten sich bei den AxPsA-Patienten im Mittel signifikant stärkere Verbesserungen im "Ankylosing Spondylitis Disease Activity Score" (ASDAS) als bei den Patienten mit AS (1,43 vs. 1,03; p=0,004) und den Kontrollen (p<0,001). Auch vier Wochen nach der Injektion sprachen die Patienten mit AxPsA noch signifikant besser an als die Patienten mit AS (p=0,007) und die Kontrollen (p<0,001). Im BASDAI sowie im Hinblick auf die körperlichen Funktionen (Bath Ankylosing Spondylitis Functional Index, BASFI) und die Lebensqualität (Ankylosing Spondylitis Quality of Life, ASQoL) zogen Patienten mit AxPsA ebenfalls einen signifikant stärkere Nutzen aus der Therapie. Patienten mit AS unterschieden sich dagegen nach vier Wochen im BASDAI nicht mehr von den Kontrollen. Der axiale Rückenschmerz ging bei Patienten mit AxPsA innerhalb von zwei Wochen um durchschnittlich 2,46 VAS-Punkte zurück, gegenüber einer Besserung um 1,66 Punkte bei Patienten mit AS (p=0,003) und um 1,0 Punkte bei den Kontrollen.
Wie die Autoren der Publikation in der Diskussion anmerken, handelt es sich nach ihrer Kenntnis um die erste Studie, in der die axiale Erkrankung bei Patienten mit PsA gezielt untersucht wurde. Nachdem mindestens 50 % der Patienten mit PsA eine entzündliche axiale Erkrankung entwickeln, sei es wichtig, die Wirksamkeit gängiger therapeutischer Optionen zu prüfen. Empfehlungen beruhten weitgehend auf Studien zur AS. Ob die entzündliche axiale Erkrankung bei PsA der axialen AS ähnelt oder sich von ihr unterscheidet, sei jedoch offen. Die Ergebnisse dieser Studie sprechen für eine unterschiedliche Pathogenese.
Die axiale Entzündung bei Patienten mit PsA spricht potenziell besser auf Kortikosteroide an als bei Patienten mit AS. Dies unterstützt die zunehmend vorliegende Evidenz, dass AxPsA und AS unterschiedliche Entitäten sind. Der klinische Nutzen von Kortikosteroiden und synthetischen DMARDs sollte bei PsA-Patienten mit entzündlich bedingten Rückenschmerzen in weiteren Studien untersucht werden.
Quelle:
Haroon M, Ahmad M, Baig MN et al. Inflammatory back pain in psoriatic arthritis is significantly more responsive to corticosteroids compared to back pain in ankylosing spondylitis: a prospective, open-labelled, controlled pilot study. Arthritis Res Ther 2018; 20: 73