Rheumatoide Arthritis vor und nach der Menopause

Warum leiden eigentlich mehr Frauen unter rheumatoider Arthritis (RA) als Männer? Dass es mit den Hormonen zu tun haben könnte, legt eine aktuelle Metaanalyse nahe.

Rheumatoide Arthritis bei Frauen:

RA-Risiko vor allem bei frühzeitiger Menopause hoch

Obwohl schon länger vermutet wird, dass Östrogene bei der Entstehung von Autoimmunerkrankungen wie der rheumatoiden Arthritis eine wichtige Rolle spielen, sind die Daten zu den Auswirkungen der Wechseljahre auf das RA-Risiko uneinheitlich. In einer systematischen Übersichtsarbeit wollten Wissenschaftler untersuchen:

  1. Wie hoch das Risiko für RA bei Frauen nach den Wechseljahren im Vergleich zu prämenopausalen Frauen ist.
  2. Wie stark das Risiko bei Frauen mit vorzeitiger Menopause im Vergleich zu Frauen ist, die im regulären Alter in die Wechseljahre kommen.

Dazu zogen sie insgesamt 11 Studien heran, die den Zusammenhang zwischen Menopause und rheumatoider Arthritis untersuchten; 7 verglichen die Inzidenz von RA vor und nach der Menopause, 4 fokussierten auf Frauen mit einer frühen Menopause vor dem 45. Lebensjahr.

Es zeigte sich, dass Frauen nach, im Vergleich zu denjenigen vor der Menopause ein 35 % höheres Risiko hatten, eine RA zu entwickeln (geschätzte Odds Ratio von 1,35, 95 % Konfidenzintervall: 1,04–1,67). Bei Frauen, die frühzeitig in die Wechseljahre kamen, war das Risiko im Vergleich zum regulären Einsetzen der Menopause fast dreimal höher (Odds Ratio von 2,97, 95 % Konfidenzintervall: 1,73–4,22).

Trotz einer erheblichen Heterogenität zwischen den eingeschlossenen Studien waren die Ergebnisse statistisch signifikant und lassen auf die große Bedeutung der Hormonfunktion bei der Entwicklung einer RA schließen. 

Einfluss von Östrogen aufs Immunsystem

Wie genau insbesondere Östrogene das Immunsystem regulieren, bleibt allerdings nach wie vor offen. Es wird vermutet, dass der Östrogenverlust zu einer Th1-dominanten Immunantwort führt, die möglicherweise die RA-Pathogenese vorantreibt. Bekannt ist aber auch, dass das weibliche Sexualhormon sowohl immunstimulierende als auch -suppressive Wirkungen entfalten kann. Dies könnte die unterschiedlichen Auswirkungen der Hormonersatztherapie (HRT) je nach Dosis und Anwendungsdauer erklären, so die Autoren. Denn obwohl die HRT grundsätzlich schützend wirkt, wurde eine langfristige Gabe über 8 Jahre hinweg mit einem erhöhten RA-Risiko in Verbindung gebracht.

Für die klinische Praxis relevant ist, bei der Beurteilung des RA-Risikos von Frauen den Menopausenstatus zu berücksichtigen. Vor allem Frauen, die früh in die Wechseljahre kommen, könnten ein erhöhtes Risiko haben und in Zukunft möglicherweise von gezielten Präventionsmaßnahmen profitieren. Doch dazu sind zunächst weitere Forschungen nötig, um das komplexe Zusammenspiel von Hormon- und Immunsystem noch besser zu verstehen.

Quelle:
  1. Namavari N et al. Menopausal state and rheumatoid arthritis: a systematic review and meta-analysis. BMC Rheumatol 8, 48 (2024). https://doi.org/10.1186/s41927-024-00418-2.