Schwanger mit Rheuma: ein Risiko?

Eine junge Frau, die seit einigen Jahren an einer entzündlich-rheumatischen Erkrankung leidet, möchte ein Kind bekommen. Was kann man ihr empfehlen, und wie wird die Patienten optimal betreut?

Das Problem mit der "Reproduktionsrheumatologie":

Große nationale Registerstudie über 5 Jahre

Die Kohortenstudie P-RHEUM.it (The ITalian registry of Pregnancy in the RHEUMatic diseases) wurde im Jahr 2017 von der Italienischen Gesellschaft für Rheumatologie ins Leben gerufen und erstreckte sich über 5 Jahre. Die rekrutierten Frauen wurden zu 6 Zeitpunkten während und nach der Schwangerschaft untersucht. Die Krankheitsaktivität wurde bei jedem Besuch von einem Prüfarzt beurteilt, der Schwerpunkt lag jedoch auf den von den Patientinnen selbst berichteten Ergebnissen (PROs) mittels validierter Fragebögen. Dazu gehörten neben der Bewertung des Gesundheitszustands von Mutter und Kind auch Fragen zur Lebensqualität und zur psychischen Gesundheit.

Rund ein Fünftel und damit die meisten Patientinnen litten unter einem systemischen Lupus erythematodes. Häufig waren außerdem Diagnosen aus dem Spektrum der Kollagenosen und systemischen Vaskulitiden. Die mittlere Krankheitsdauer betrug 6,4 Jahre, die Erkrankung war bei den meisten Frauen im Jahr vor der Empfängnis stabil. Ein Großteil gab zu Studienbeginn einen guten Gesundheitszustand und eine hohe Lebensqualität an.

Hoher Anteil an termingerechten Lebendgeburten

Auch während der Schwangerschaft blieben mütterliche Krankheitsschübe mit 15,6 Prozent selten. Von den insgesamt 794 Lebendgeburten (91,7 Prozent) kam ein Großteil (84,9 Prozent) termingerecht zur Welt. Dennoch kam es häufiger als in der Allgemeinbevölkerung zu Frühgeburten, darunter 3,2 Prozent extreme Frühchen. 

Perinatale Komplikationen ergaben sich bei etwa einem Fünftel der Neugeborenen, knapp 4 Prozent wurde als zu klein für das Gestationsalter ("small-for-gestational-age") eingeschätzt. Zwei Kinder litten an einem kongenitalen AV-Block, beide von Frauen mit Anti-Ro/SSA-Antikörpern.

Die Häufigkeit spontaner Fehlgeburten unterschied sich nicht wesentlich von der Allgemeinbevölkerung, auch angeborene Fehlbildungen wurden insgesamt nicht häufiger beobachtet. Präeklampsien waren mit 2,3 Prozent sogar seltener als erwartet, was laut Autoren auf den protektiven Effekt von niedrigdosiertem ASS zurückzuführen sein könnte, das fast 60 % der Patientinnen während der Schwangerschaft erhielten.

TNF-α-Inhibitoren im Trend

Bei der Behandlung lassen sich aus Sicht der Autoren die Erkenntnisgewinne der letzten Jahre ablesen. So wurden Glukokortikoide bei weniger als einem Drittel der Patientinnen eingesetzt, der Einsatz von Hydroxychloroquin war dagegen weit verbreitet. Auch herkömmliche synthetische sowie biologische krankheitsmodifizierende Antirheumatika (csDMARDs, bDMARDs) kamen regelhaft zum Einsatz. Auffällig war vor allem die weite Verbreitung von Tumornekrosefaktor-α-Inhibitoren, allen voran Certolizumab, das die Plazenta nicht passiert. Die anfängliche Scheu vor diesem Biologikum hat sich also offenbar gelegt.

Schließlich wurde das emotionale Wohlbefinden nach der Entbindung mithilfe der Edinburgh Postnatal Depression Scale (EPDS) erfasst. Das Ergebnis war bei einem Fünftel der beteiligten Frauen auffällig, was trotz gutem Outcome für eine hohe emotionale Belastung einiger Rheumapatientinnen spricht, die ein Kind bekommen. 

Schwangere Rheumapatientinnen optimal betreuen

Insgesamt zogen die Wissenschaftler dennoch ein positives Fazit: Die Häufigkeit der meisten Komplikationen entspräche der Allgemeinbevölkerung. Um krankheitsbedingte Risikofaktoren zu minimieren und Schwangere optimal zu betreuen, seien mehrere Faktoren wichtig:

  1. Beratung bereits vor der Empfängnis und gemeinsame Entscheidungsfindung
  2. individuelle Risikostratifizierung und multidisziplinäre Überwachung während der Schwangerschaft
  3. bei Bedarf Einsatz schwangerschaftskompatibler Medikamente
     
Quelle:

Andreoli L et al. Management of pregnancy in autoimmune rheumatic diseases: maternal disease course, gestational and neonatal outcomes and use of medications in the prospective Italian P-RHEUM.it study. RMD Open 2024;10:e004091. doi:10.1136/rmdopen-2024-004091