Spondylitis: Hohe NSAR-Dosierung fördert Herz-Kreislauf-Risiko

Eine neue Studie zeigt, wie hohe Dosen von NSARs bei Spondylitis ankylosans das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen signifikant steigern können​.

Kardiovaskuläres Risiko durch NSARs bei ankylosierender Spondylitis

NSARs: Wichtige Rolle in der AS-Therapie, aber mit Risiken

Ankylosierende Spondylitis, auch bekannt als Morbus Bechterew, ist eine chronische entzündliche Erkrankung, die vor allem die Wirbelsäule betrifft. NSARs gehören zur Standardtherapie, da sie nicht nur Schmerzen lindern, sondern auch den Entzündungsprozess verlangsamen können. Bei Patienten mit aktivem Krankheitsverlauf werden sie oft hoch dosiert und langfristig zur Symptomkontrolle eingesetzt. Jedoch geht die dauerhafte Anwendung von NSARs, insbesondere in hohen Dosen, mit Nebenwirkungen wie einem erhöhten kardiovaskulären Risiko einher.

Zusammenhang zwischen NSAR-Dosierung und Herz-Kreislauf-Risiken

Eine aktuelle Kohortenstudie1 hat das kardiovaskuläre Risiko von AS-Patienten, die unselektive oder selektive NSARs einnehmen, detailliert untersucht. Die Forschungsarbeit basiert auf Daten von fast 20.000 Patienten, die zwischen 2010 und 2018 mit AS diagnostiziert wurden. Ziel der Studie war es, den Einfluss der NSAR-Dosierung auf die Häufigkeit schwerwiegender kardiovaskulärer Ereignisse wie KHK, Schlaganfall und Herzinsuffizienz zu analysieren.

Signifikant erhöhtes Risiko bei hohen NSAR-Dosen

Die Forschungsergebnisse zeigen, dass mit steigender NSAR-Dosis auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zunimmt. Patienten, die über einen längeren Zeitraum hoch dosierte NSARs einnahmen, hatten ein um 10 Prozent höheres Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen (HR 1,10; 95% CI 1,08–1,13). Es kam insbesondere häufiger zu:

Diese Ergebnisse blieben auch nach Anpassung an weitere Risikofaktoren wie Alter, Geschlecht, Hypertonie, Diabetes und Hyperlipidämie bestehen.

Als hoch dosierte Anwendung wurde die Einnahme von mindestens der Hälfte der definierten Tagesdosis (DDD) eines NSARs während der Expositionszeiträume definiert. Zum Beispiel gilt die tägliche Einnahme von 100 mg Diclofenac oder 200 mg Celecoxib als eine DDD2. Folglich wären 50 mg Diclofenac pro Tag bereits als hoch dosierte Anwendung klassifiziert.

Mechanismen hinter dem erhöhten Risiko

Ursächlich für das erhöhte kardiovaskuläre Risiko bei hoch dosierter NSAR-Therapie ist ihre Wirkung auf das kardiovaskuläre System. NSARs hemmen die Cyclooxygenase (COX), wodurch das Gleichgewicht zwischen thromboxanbedingter Gefäßverengung und Prostazyklin, das gefäßerweiternd und gerinnungshemmend wirkt, gestört wird.

Fazit: Sorgfältige Abwägung der Therapie notwendig

Die Ergebnisse der Studie unterstreichen die Notwendigkeit einer genauen Abwägung der NSAR-Dosierung bei Patienten mit ankylosierender Spondylitis. Dies gilt sowohl für den Einsatz traditioneller NSARs, als auch selektiver COX-2-Hemmer, denn beide können das kardiovaskuläre Risiko erhöhen. Während NSARs eine wirksame Therapie zur Entzündungskontrolle darstellen, sollte das kardiovaskuläre Risiko bei der Entscheidung für eine Langzeitanwendung in hohen Dosen stets berücksichtigt werden. Eine individuelle Risikobewertung und engmaschige Überwachung sind daher entscheidend, um eine optimale Balance zwischen Nutzen und möglichen Nebenwirkungen zu gewährleisten.
 

Quellen:

1. Kim J-W, et al. Risk of cardiovascular disease with high-dose versus low-dose use of non-steroidal anti-inflammatory drugs in ankylosing spondylitis. Ann Rheum Dis. 2024;83:1028–1033​.

2. Norwegian Institute of Public Health: WHO Collaborating Centre for Drug Statistics. ATC/DDD Index 2024. [Online] https://atcddd.fhi.no/atc_ddd_index/