So gelingt das Arzt-Patienten-Gespräch

Ein Hausarzt behandelt im Schnitt täglich 52 Patienten, ein Facharzt 38. Um jedem Patienten die gleiche Aufmerksamkeit zu bieten, sollte die Kommunikation klar strukturiert sein. Bei schwierigen Patienten und Diagnosen ist das Patientengespräch häufig ein Balanceakt. Wie kann es trotzdem gelingen?

*aktualisiert am 12.07.2023

Warum ist das Arzt-Patienten-Gespräch so wichtig?

Ein gutes Arzt-Patienten-Gespräch bildet die Grundlage für eine erfolgreiche medizinische Versorgung. Es ermöglicht Ärzten, wichtige Informationen über den Gesundheitszustand, Symptome und Beschwerden des Patienten zu erhalten. Denn nur durch eine offene und ehrliche Kommunikation können Ärzte fundierte Diagnosen stellen und geeignete Behandlungen empfehlen. Während des Gesprächs kann der Arzt zudem Infomationen über die medizinische Vorgeschichte des Patienten, mögliche Risikofaktoren und Lebensstilgewohnheiten einholen.

Eine gute Kommunikation zwischen Arzt und Patient ist entscheidend, um Vertrauen aufzubauen, die Zusammenarbeit zu fördern und die Behandlungsergebnisse zu verbessern. Durch eine klare und verständliche Kommunikation können Ärzte sicherstellen, dass Patienten ihre Diagnose, Behandlungsoptionen und den Behandlungsplan verstehen. Dies ermöglicht den Patienten, die richtigen Entscheidungen über ihre Gesundheit zu treffen und aktiv an ihrer eigenen Behandlung mitzuwirken.

Tipps für ein erfolgreiches Arzt-Patient-Gespräch

In der Arztpraxis sollten sich Patientinnen und Patienten willkommen, ernst genommen und gut aufgehoben fühlen. Ist der Kommunikationsstil in der Praxis offen, sind die Kompetenzen klar geregelt und behandelt man einander mit Respekt, ist das fürs Arbeitsklima gut und signalisiert auch nach außen, dass es sich um einen Ort handelt, an dem man wertschätzend miteinander umgeht. 

Am Anfang des Patientengesprächs sollte zunächst die Patientin oder der Patient freundlich begrüßt und aufgefordert werden, von sich zu erzählen. Diese Zeit zum Zuhören und Verstehen vermittelt gleichzeitig Interesse und Empathie. Prof. Dr. Schwankes Erfahrung nach, beziehen Patienten den Arzt nach ca 60 Sekunden wieder mit ins Gespräch ein, indem sie nach seiner Meinung fragen. Der Redezeitraum für den Patienten ist also überschaubar, vermittelt aber oft in kurzer Zeit mehr Informationen als das Abfragen durch den Arzt.

Prof. Dr. Ulrich Schwankes, Facharzt für Allgemeinmedizin in Brandenburg, hält es für besonders wichtig, dem Patienten während des Gesprächs zu signalisieren, dass alles, was dieser ihm erzählt, vertraulich behandelt wird: "Du kannst mir sagen, was du mir sagen möchtest, bei mir ist es gut aufgehoben, ich begleite dich und wenn du mir anschließend sagst, das soll ich wieder vergessen – das tu ich." Auch die Sitzposition während des Gesprächs ist wichti. Zum Beispiel, wenn beide sich auf einer Seite des Tisches schräg gegenüber sitzen und der Patient mitverfolgen kann, was notiert wird. Das schafft Transparenz und Vertrauen.

Danach muss der Arzt die Informationen sortieren, verstehen und entscheiden, was nun getan werden muss und was beim nächsten Termin besprochen werden soll. Dies muss dann dem Patienten klar kommuniziert werden. Es sollte auch sichergestellt werden, dass der Patient alles verstanden hat, und die Verantwortung über seine Behandlung mit dem Arzt gemeinsam trägt. Dann sollte das Gespräch mit einer klaren Geste beendet werden, so dass der Patient weiß, dass der Termin nun beendet ist.

Überblick über die wichtigsten Punkte:

Gemeinsam Entscheidungen treffen: Rolle von Patient und Arzt

Der Patient spielt eine aktive Rolle in der Entscheidungsfindung und Behandlung. Es ist wichtig, dass der Patient seine eigenen Bedürfnisse, Werte und Präferenzen kennt und diese dem Arzt mitteilt. Durch eine offene Kommunikation kann der Patient seine Anliegen und Erwartungen klarstellen und gemeinsam mit dem Arzt Entscheidungen treffen, die am besten zu seiner Situation passen. Der Patient sollte auch bereit sein, Verantwortung für seine Behandlung zu übernehmen und die vereinbarten Maßnahmen umzusetzen.

Der Arzt spielt eine wichtige Rolle bei der Aufklärung und Beratung des Patienten. Es ist Aufgabe des Arztes, dem Patienten relevante medizinische Informationen in verständlicher Form zur Verfügung zu stellen und verschiedene Behandlungsoptionen zu erklären. Der Arzt sollte dem Patienten helfen, Vor- und Nachteile der verschiedenen Optionen zu verstehen und gemeinsam mit ihm die bestmögliche Entscheidung zu treffen. Es ist auch wichtig, dem Patienten Vertrauen in die Kompetenz des Arztes zu vermitteln und eine unterstützende Umgebung zu schaffen, in der der Patient sich frei äußern kann.

Besondere Herausforderungen in der Kommunikation zwischen Arzt und Patient

Die Kommunikation zwischen Arzt und Patient kann durch verschiedene Faktoren erschwert werden. Einige Patienten können aufgrund von Ängsten, Unsicherheiten oder kulturellen Unterschieden Schwierigkeiten haben, ihre Anliegen klar zu formulieren. In solchen Fällen ist es wichtig, einfühlsam und geduldig zu sein und dem Patienten die Zeit zu geben, seine Gedanken auszudrücken. Andere Herausforderungen können darin bestehen, komplexe medizinische Informationen verständlich zu vermitteln oder mit Patienten umzugehen, die sich in emotionalen oder psychischen Krisensituationen befinden. Es erfordert Fingerspitzengefühl und Empathie, um angemessen auf solche Herausforderungen zu reagieren.

Patienten sind verschieden in ihren Bedürfnissen. Es kann zu Situationen kommen, in denen die Ärztin oder der Arzt zunächst auf die emotionalen Bedürfnisse des Gegenübers eingehen muss. Solche Momente sind manchmal schwierig und verunsichern. Dennoch sollte man versuchen, empathisch und zugewandt zu bleiben, und sich etwas Zeit zu lassen, bevor man zu sachlichen Aussagen zurückkommt. In anderen Fällen sind hingegen nur sachliche Fachinformationen gefordert - dann müssen diese so vermittelt werden, dass sie auch tatsächlich verstanden werden. Der Arzt befindet sich durch sein medizinisches Wissen in einem Autoritätsverhältnis dem Patienten gegenüber und muss dafür sorgen, dass dieser befähigt wird, die Verantwortung für seine Behandlung mit zu übernehmen, indem er versteht, welche Maßnahmen warum getroffen werden.

Überblick über die wichtigsten Punkte:

Wie kann die Kommunikation verbessert werden?

Die Kommunikation zwischen Arzt und Patient kann verbessert werden, indem die folgenden Maßnahmen ergriffen werden:

Zusammenfassung Arzt-Patienten-Kommunikation

Berücksichtigt man diese Tipps in der eigenen Praxis, sollte es auch mit dem Arzt-Patienten-Gespräch klappen. Und, so Prof. Dr. Schwanke, das ganze hat noch einen Vorteil: "Wer eigenes Burnout vermeiden will, pflegt eine gute Kommunikation, ist nach jedem einzelnen Gespräch zufrieden, mit dem was da gerade gewesen ist und kann das, für diesen Patienten, sozusagen abschließen und sich dann unbelastet dem Nächsten zuwenden."

Übersicht über den richtigen Aufbau des Gesprächs:

Referenzen

  1. KVB: Arzt-Patienten-Kommunikation: https://www.kbv.de/html/arzt-patienten-kommunikation.php. Stand: 03.01.2022.
  2.  Youtube: Arzt Patienten Gespräch: Zufriedenheit auf beiden Seiten: https://www.youtube.com/watch?v=ZE00yWPm0qM. Stand: 03.01.2022.
  3. https://www.aerzteblatt.de/archiv/161134/Aerztemonitor-Zufrieden-aber-es-fehlt-an-Zeit. Stand: 12.07.2023