Der Jungbrunnen des Harvard-Professors David Sinclair

Der 53-Jährige Prof. Dr. David A. Sinclair konnte sein biologisches Alter nach eigener Aussage bereits um rund 10 Jahre senken. Fast unglaublich! Die Hintergründe beleuchtet Prof. Renneberg in seiner neuesten Kolumne.

Erschwingliche Ganzköper-Verjüngung für jedermann?

Er sagt: "Wir wissen bereits, dass eine Altersumkehr durch die Aktivierung embryonaler Gene durch Gentherapie möglich ist. Jetzt zeigen wir, dass das auch mit einem chemischen Cocktail möglich ist. Und das ist nicht weniger als der erste Schritt in Richtung einer erschwinglichen Ganzkörper-Verjüngung für jedermann."

Sinclair ist immerhin Professor an der Harvard University, Bereich für Genetik, und Co-Direktor des "Paul F. Glenn Center for Biology of Aging Research" an der Harvard Medical School. Er ist einer der führenden Langlebigkeitsforscher der Welt. Kühn schreibt er in seinem Buch Das Ende des Alterns. Die revolutionäre Medizin von Morgen: "Kein biologisches Gesetz besagt, dass wir altern müssen."

Die Anti-Aging-Maßnahmen von Prof. Sinclair

Geschafft hat es Prof. Sinclair nach eigenen Angaben im Sommer 2023 mit verschiedenen Maßnahmen. Sie sind mal völlig einfach, mal aber ziemlich schwer in den normalen Alltag zu integrieren.

David Sinclair nimmt nach eigenen Angaben täglich einen Cocktail aus verschiedensten Mitteln ein, die die Zellalterung positiv beeinflussen sollen. Dieser hat sich im Laufe der Jahre stetig verändert und besteht aus folgenden Medikamenten und Nahrungsergänzungsmitteln:

Es gibt dabei aber offenbar einige Haken: 

Und was mache ICH persönlich als Kompromiss? 

  1. Weitere neue Ergebnisse abwarten (und Tee trinken…)!
    Bin mit Prof. Sinclair im direkten Kontakt und werde in der MEDILUMNE berichten!
    Da ich die genannten Mittel nicht habe, nehme ich täglich 8 g Astragalus-Pulver (auch Traganth genannt). Vor allem TA-65, einem Extrakt aus der Pflanze Astragalus membranaceus, auch Mongolische Tragantwurzel genannt, werden telomerverlängernde Eigenschaften nachgesagt. Tatsächlich konnte der Effekt an Mäusen gezeigt werden. Aber Vorsicht: Telomerase wird auch mit Krebs assoziiert…
     
  2. Intervall-Fasten: Ich liege jetzt mit 181 cm Größe bei 94 kg, somit bei einem BMI von 28,7. Mein Computer sagt mir: „Nicht schlecht, aber auch nicht ganz perfekt. Dieser Wert liegt für Ihre Altersgruppe leicht über dem Normalbereich von 21-25. Mit einer gesunden und ausgewogenen Ernährung und regelmäßiger Bewegung können Sie Ihr Gewicht langfristig reduzieren.“

    Studien dazu? In einer chinesischen Studie (Calorie Restriction with or without Time-Restricted Eating in Weight Loss, doi: 10.1056/NEJMoa2114833) am Nanfang Universitäts-Hospital in Guangdong mit übergewichtigen Menschen zwischen 18 und 75 Jahren und einem Body Mass Index zwischen 28 und 45 wurde genau verglichen: Eine Gruppe der Studie durfte zwölf Monate lang nur zwischen acht Uhr früh und nachmittags 16 Uhr eine bestimmte Menge an Kalorien zu sich nehmen, die andere Gruppe durfte die gleiche Menge Kalorien aufnehmen, aber frei über den Tag verteilt. Die Kalorienzufuhr der männlichen Probanden lag zwischen 1.500 und 1.800 Kalorien, die der teilnehmenden Frauen zwischen 1.200 und 1.500 Kalorien. Nach einem Jahr zeigte sich, dass in der Studiengruppe mit dem Acht-Stunden-Zeitfenster zum Essen durchschnittlich acht Kilo Gewicht abgenommen wurde, in der anderen 6,3 Kilo. Außer dem Gewicht wurden auch andere Faktoren analysiert, wie sich der Körper entwickelt hatte, zum Beispiel Taillenumfang, BMI, Körperfett, Magermasse und Blutdruck.
     
  3. Dreimal in der Woche Fitness-Studio, Fahrrad statt Auto, viel Gartenarbeit an frischer Luft…
     
  4. Ein Glas Rotwein täglich, immer in Kombination mit Essen.

Das mit dem Kompromiss geht aber nicht nur mir so. Und es ist offensichtlich auch Sinclair selbst klar. Darum hat er weitere Tipps, die weniger umstritten und einiges einfacher und bedenkenloser nachzuahmen sind:

Einfache Tipps von Prof. Sinclair für spezielle Ernährung und Fasten

Von seinem Speiseplan total gestrichen hat Sinclair Zucker, Brot, Nudeln, rotes Fleisch und Fertiggerichte aus der Mikrowelle. Dafür isst er viel Gemüse und pflanzliche Lebensmittel, zweimal pro Woche gibt es Fisch und Meeresfrüchte. Täglich trinkt er nur eine Tasse Kaffee, dafür viel japanischen Grüntee (Matcha Tee). Sinclair bemüht sich, einen Body-Mass-Index von 23 bis 25 zu halten, was im oberen Bereich des Normalgewichts liegt. Nur am Abend nimmt er eine richtige Mahlzeit zu sich. 

Morgens setzt er auf die erwähnten Nahrungsergänzungsmittel, das Mittagessen lässt er aus. Er befolgt das Intervallfasten. Er und sein Team haben herausgefunden, dass der Körper nach 12 bis 14 Stunden ohne Nahrung in einen Überlebensmodus schaltet und verstärkt Sirtuine aktiviert, also die sogenannten Anti-Aging-Enzyme. 12 bis 14 Stunden auf Nahrung zu verzichten, ist seiner Ansicht nach machbar. 

Das Intervallfasten kann auf verschiedene Weise praktiziert werden. Eine der am weitesten verbreiteten Formen erlaubt es etwa, während 8 Stunden normal zu essen und 16 Stunden zu fasten. Auch das ist eine Gewöhnungssache und gesundheitlich unbedenklich (sofern man nicht schwanger ist oder unter Vorerkrankungen leidet). Nur eine Mahlzeit pro Tag zu sich zu nehmen, wie das der große Meister Sinclair tut, dürfte jedoch vielen von uns schwerer fallen, da uns die meisten Nahrungsergänzungsmittel fehlen, auf die er setzt.

Meine persönliche Meinung: Alles sehr interessant: Wir werden zwar auch auf diese Weise sicher nicht ewig leben, aber eventuell Krankheiten verhindern oder behandeln, die mit dem Alter entstehen. Die Medilumne bleibt am Ball!

Referenzen: