Doktor Barbie - ohne Handschuhe und in Stöckelschuhen

Barbie-Puppen sind Botschafterinnen von Stil und Trends. Eine Studie hat kritisch die Darstellung medizinischer Berufe in Puppen untersucht, auch die Übereinstimmung zwischen klinischen und labortechnischen Sicherheitsstandards. Ist Barbie ein echtes Vorbild?

Übersetzt aus dem Italienischen

Barbie: Du kannst alles sein

Barbie ist eine sehr beliebte Puppe, die seit Jahrzehnten Moden und Berufe symbolisiert, die Kinder spielerisch kennen lernen können. Lehrerin, Tierärztin, Arbeiterin, Richterin, sogar Wissenschaftlerin und Ärztin. Aber wie wird der medizinische und wissenschaftliche Beruf durch Barbie dargestellt? Mit dieser Frage beschäftigte sich die Forscherin Katherine Klamer von der Indiana University in Indianapolis. Sie wollte in ihrer Studie (DOI: 10.1136/bmj-2023-077276) herausfinden, in welchen medizinischen und wissenschaftlichen Bereichen Barbie-Puppen im Vergleich zu anderen Puppen arbeiten und ob sie den klinischen und labortechnischen Sicherheitsstandards entsprechen.

Dr. Klamer führte die Untersuchung mithilfe von Google durch, um die Marke Barbie und Vergleichspuppen zu beobachten und zu analysieren. Sie sammelte Daten von Juli bis November 2023, als der Film "Barbie" an den Kinokassen über eine Milliarde Dollar einspielte.

Die Ergebnisse basieren auf einer Analyse von 92 Puppen der Marke Barbie (53 Ärzte, 10 Wissenschaftler, 2 Wissenschaftspädagogen, 15 Krankenschwestern, 11 Zahnärzte und 1 Sanitäter) und einer Vergleichsgruppe von 65 Nicht-Barbie-Puppen (26 Ärzte, 27 Wissenschaftler, 7 Krankenschwestern, 2 Zahnärzte, 2 Ingenieure und 1 MRT-Techniker). Die Berufe der Puppen wurden durch eine visuelle Analyse der Kleidung, des Zubehörs und der Verpackung ermittelt, während das persönliche Sicherheitszubehör nach den Richtlinien der Indiana University bewertet wurde.

Überwiegend als Kinderärztin und mit unzureichender PSA

Von den 92 Puppen der Marke Barbie, einschließlich Ken, waren 93 Prozent weiblich. Die Puppen der Marke Barbie waren überwiegend erwachsen (98 Prozent) und weiß (59 Prozent), und keine Puppe wies eine sichtbare Behinderung auf. Von den Vergleichspuppen waren 32 Prozent weiß und eine Puppe trug eine Armprothese.

Die medizinischen Puppen der Marke Barbie behandelten hauptsächlich Kinder (66 Prozent), während nur drei Puppen (4 Prozent) mit erwachsenen Patienten arbeiteten. Abgesehen von 3 Augenarztpuppen schienen alle Barbie-Medizinpuppen keine Spezialisierung zu haben oder waren Pädiater.

Bei den 11 Zahnarztpuppen, die alle mit Laborkitteln und Zubehör wie Zahnbürsten und Zahnpasta ausgestattet waren, handelte es sich überwiegend um Kinderzahnärzte (91 Prozent).

Bei den 12 Wissenschaftler-Barbie-Puppen handelte es sich dagegen hauptsächlich um Laborforscher (83 Prozent) oder Wissenschaftspädagogen (17 Prozent). Interessant ist die Tatsache, dass alle Wissenschaftlerpuppen weiblich waren.

Die medizinischen Puppen der Marke Barbie waren häufig mit Gegenständen wie Laborkitteln, Mikroskopen, Stethoskopen und Brillen ausgestattet. Keine der Puppen entsprach jedoch in vollem Umfang den professionellen Sicherheitsstandards ihres jeweiligen Fachgebiets. So waren beispielsweise 98 Prozent der medizinischen Barbie-Puppen mit Stethoskopen ausgestattet, aber nur 4 Prozent hatten Masken und keine hatte Einweghandschuhe.

Von den 12 Barbie-Markenpuppen für Wissenschaftler erfüllte keine alle PSA-Anforderungen für Haare und Kleidung. Auch die meisten der Vergleichspuppen trugen keine angemessene PSA. Eine Wissenschaftlerpuppe galt als den PSA-Richtlinien entsprechend, wenn sie einen bis zum Handgelenk reichenden Laborkittel, eine Hose oder einen Rock, der das gesamte Bein bedeckte, Schuhe, die den gesamten Fuß bedeckten, eine Schutzbrille oder Schutzmaske und Handschuhe. Die Haare mussten kurz oder zurückgebunden sein. Mehr als zwei Drittel der Barbie-Puppen trugen ihr Haar offen und mehr als die Hälfte trug hochhackige Schuhe, selbst in Umgebungen, in denen dies aus Sicherheitsgründen nicht ratsam oder verboten wäre.

Die Vergleichspuppen wiesen ein breiteres Spektrum an Altersgruppen und ethnischen Gruppen auf als die Barbie-Gruppe. Die Vergleichspuppen wiesen sogar eine größere Vielfalt auf: 32 Prozent waren weiß. Bei allen Puppen war es jedoch schwierig, ein breites Spektrum an medizinischen und wissenschaftlichen Bereichen zu repräsentieren. Die meisten der Vergleichspuppen trugen keine angemessene persönliche Schutzausrüstung.

Wo sind die chirurgischen Puppen?

Die Autorin räumt ein, dass keine gründliche statistische Analyse durchgeführt wurde und dass trotz aller Bemühungen, so viele Puppen von Medizinern und Laborwissenschaftlern wie möglich einzubeziehen, einige Puppen übersehen worden sein könnten. Nichtsdestotrotz erklärt die Autorin, dass Themenpuppen dazu beitragen, die Ärzte und Wissenschaftler von morgen zu inspirieren, und fordert alle Spielzeughersteller auf, bessere, genauere und beruflich vielfältigere Puppen von Ärzten und Wissenschaftlern zu entwickeln. Die Autorin schließt mit der Feststellung, dass Barbie-Puppen den Weg für ein breites Spektrum an Berufen geebnet haben, dass es aber an der Zeit ist, dafür zu sorgen, dass diese Darstellungen korrekt und sicher sind. Nur so kann die nächste Generation von medizinischen und wissenschaftlichen Fachkräften inspiriert und ausgebildet werden.

In ihrem Leitartikel (DOI: 10.1136/bmj.p2781) argumentieren Sareh Parangi vom Massachusetts General Hospital in Boston und Kollegen, dass Barbies ein vielfältigeres Feld medizinischer und wissenschaftlicher Berufe repräsentieren sollten und dass Sicherheit vor Mode geht. Sie stellen fest, dass Medizinstudentinnen immer noch stark davon abgehalten werden, eine chirurgische Laufbahn einzuschlagen, selbst an renommierten Einrichtungen, und argumentieren, dass vielleicht eine Kindheit, in der sie mit der Neurochirurgin Barbie oder der Orthopädin Barbie spielen, Mädchen gegen Vorurteile und sexistische Ratschläge impfen könnte.
 

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