Medizinische Doktorarbeit: Was gilt es zu beachten?

Zum Erlangen des akademischen Titels fehlt nur noch eins: das Schreiben einer erfolgreichen Doktorarbeit. Was trägt maßgebend zum Erfolg einer Doktorarbeit bei? Was passt besser zur künftigen Karriere: statistische oder experimentelle Doktorarbeit?

Geeigneter Zeitpunkt der Doktorarbeit: Während des Studiums oder nach Studienabschluss?

Anders als bei den meisten Fachbereichen, wo die Doktorarbeit mit erfolgreichem Abschluss des Mastertitels angefangen wird, kann in der Medizin bereits während des Studiums mit dem Schreiben der Doktorarbeit begonnen werden.1 Viele Studenten fangen zwischen dem 5. und 10. Semester mit ihrer Dissertation an.2 Bleibt während des Studiums keine Zeit, kann die Doktorarbeit anschließend im Rahmen einer Doktorandenstelle nachgeholt werden. Ganz im Sinne des Wissenschaftsrat, der seit längerer Zeit befürwortet, die Doktorarbeit nach Studienabschluss zu schreiben.3

Um einen geeigneten Zeitpunkt für das Schreiben der Doktorarbeit zu wählen, kommt die Frage einer passenden Finanzierung auf. Wird die Dissertation während des Studiums geschrieben, ist die finanzielle Unterstützung seitens BAföG möglich. Auch das Bewerben auf Stipendien für Doktorarbeiten kann in Betracht gezogen werden – für immatrikulierte Medizinstudenten sowie nebenberuflich tätige Ärzte. Viele Stipendien sind als Einmalzahlung angelegt. Sie kommen von Klinikgesellschaften, medizinischen Verbänden unterschiedlicher Fachgebiete, Stiftungen und Unternehmen. Die deutsche AIDS-Stiftung fördert Studenten, die sich den Themen HIV, Aids oder STI widmen. Ihr jährliches Budget liegt bei 12.000€. Es wird eine medizinische Doktorarbeit in der Notfallmedizin angestrebt? Hier kommt der ADAC ins Spiel.4

Statistische oder experimentelle Doktorarbeit? Welche Arten gibt es und wie wird das passende Thema gefunden?

Das Thema der Doktorarbeit sollte mit Bedacht gewählt werden. Warum? Es beeinflusst die spätere Spezialisierung und steuert die Richtung der künftigen Karrierelaufbahn. Das eigene Interesse und angestrebte Karriereziel sind somit ausschlaggebende Kriterien für die Themenwahl. Zudem gilt es zu beachten, dass das gewünschte Thema der Doktorarbeit noch genügend Raum zur Forschung bietet. Wurde das Thema bereits ausgiebig in vorliegenden Studien oder der Literatur behandelt und gar beantwortet, wird das Ziel eines Forschungsfortschrittes nicht gewährleistet. Das Ziel einer jeden Doktorarbeit!5

Für die Wahl eines passenden Themas sollte zunächst eine geeignete Methode ausgewählt werden. In der Medizin stehen vier verschiedene Arten von Doktorarbeiten zur Verfügung: 6

Experimentelle Doktorarbeit

Bei der experimentellen Arbeit wird zum ausgewählten Thema im Labor geforscht. Häufig werden langfristig angelegte Experimente durchgeführt. Die Experimente liefern die Forschungsergebnisse der Doktorarbeit. Das Gelingen der Forschung ist nicht zwangsläufig beim ersten Versuch garantiert. Daher gilt die experimentelle Arbeit als eine der aufwändigsten Methoden, eine Doktorarbeit zu schreiben. Ein großes Interesse zum Arbeiten im Labor ist unerlässlich. Für eine zukünftige Forschungstätigkeit oder Karriere an einer Universität ist die experimentelle Doktorarbeit eine gute Wahl.7

Klinische Doktorarbeit

Bei der klinischen Doktorarbeit steht, wie der Name bereits vermuten lässt, eine klinische Studie und deren Auswertung im Fokus. Es wird einer Fragestellung nachgegangen – mit selbst erhobenen (prospektive Studie) oder bereits bestehenden Daten (retrospektive Studie). Bei der prospektiven Studie werden die Daten aktiv am Patienten erhoben. Patientendaten wie EKG, Blutwerte oder subjektive Daten mittels Patienten-Fragebögen werden erfasst.8 Wird auf eine spätere Tätigkeit in der Forschung und Lehre hingearbeitet, bietet die klinische Doktorarbeit ein solides Fundament.9

Theoretische Doktorarbeit

Bei der theoretischen Doktorarbeit wird mit vorhandener Literatur aus der medizinischen Forschung sowie verwandten Themengebieten gearbeitet. Zur Erarbeitung der ausgewählten Fragestellung kommen nicht selten Themen aus der Medizininformatik, -ethik, -geschichte oder Biometrie zum Einsatz.10 Aufgrund der Einarbeitung in die verwandten Forschungsbereiche, ist der Zeitaufwand der Doktorarbeit sehr hoch. Wird eine medizintheoretische Karriere, eine selbstständige Arzt-Tätigkeit oder ein Angestelltenverhältnis im Krankenhaus angestrebt, eignet sich die theoretische Doktorarbeit bestens.11

Statistische Doktorarbeit

Auch die statistische Doktorarbeit bereitet bestens auf eine zukünftige Karriere als selbstständig tätiger Arzt oder angestellter Arzt im Krankenhaus vor. Wie der Name bereits verrät, werden von Kliniken und Studien erhobene Daten zur statistischen Auswertung herangezogen. Die Daten werden mit Wissen aus der medizinischen Literatur verglichen und angereichert. Da die Werte bereits vorliegen, besteht im Vergleich zur experimentellen sowie klinischen Doktorarbeit kein Risiko hinsichtlich möglicher Warte- oder Ausfallzeiten. In der Regel hält sich der Zeitaufwand in Grenzen. Im Vergleich zur klinischen Doktorarbeit besteht auch kein direkter Patientenkontakt. Der Fokus liegt klar auf dem Lesen und dem Analysieren vorhandener Daten, wie Literatur. 12

Doktorarbeit Medizin schreiben: angemessene Dauer und Umfang

Der Umfang einer Doktorarbeit hängt von zwei Faktoren ab: erstens dem Themengebiet und zweitens der Art der Dissertation. Eine klinische Doktorarbeit hat einen durchschnittlichen Umfang von 100 Seiten. Minimal umfasst sie in der Regel 50 Seiten. Eine maximale Seitenzahl von 300 wird selten überschritten. Um auf Nummer sicher zu gehen, sollten sich im Vorhinein mit dem Doktorvater abgestimmt werden. Oft haben die zuständigen Betreuer eine bestimmte Seitenanzahl vor Augen.13

Die Dauer hängt vor allem von der gewählten Methode der Doktorarbeit ab. Für das Schreiben einer experimentellen Doktorarbeit wird in der Regel ein bis zwei Semester mehr gebraucht. Insgesamt liegt der Zeitaufwand bei zwei bis drei Jahren – ähnlich wie bei der klinischen Dissertation.14

Wirkt sich die zur Verfügung stehende Zeit auf die Dauer des Schreibens aus? Brauchen Medizinstudenten insgesamt weniger Zeit als bereits tätige Ärzte? Ja, es ist ein Unterschied, ob die Doktorarbeit am Stück geschrieben oder zwischenzeitlich pausiert wird. Warum? Nebenberuflich arbeitenden Ärzten bleibt lediglich ab und zu Zeit, um die Doktorarbeit zu  schreiben. Bei jedem Schreibprozess beginnt das gedankliche Einarbeiten von vorne. Das benötigte Zeitpensum liegt daher bei 250 bis 300 Stunden. Studenten, die den Vorteil haben die Doktorarbeit am Stück zu schreiben, können mit einem Pensum von 150 bis 250 Stunden rechnen.15

Richtiger Aufbau und Gliederung der Doktorarbeit

In der Regel befolgen alle Doktorarbeiten in der Medizin den gleichen Aufbau. Beginnend mit Danksagung, Inhalts- und Abkürzungsverzeichnis, Einleitung, Fragestellung und Zielsetzung. Es folgen die Kapitel Material und Methoden, Ergebnisse und Diskussion. Den Schlussteil der Doktorarbeit bilden Zusammenfassung und Literaturverzeichnis. Achtung: Zwischen den Fakultäten können unterschiedliche Vorgaben bestehen. Daher sollten die Anforderungen bezüglich Aufbaus und Gliederung im Vorhinein überprüft werden. Kleiner Tipp: Die Anfertigung eines Masterdokuments mit den erforderlichen Formatierungen erspart viel Zeit und Fehler.16

Die Einleitung und Zusammenfassung bilden die wichtigsten Teile der Doktorarbeit. Die Prüfer lesen diese beiden Abschnitte in den meisten Fällen als erstes – sie ermöglichen einen schnellen Überblick, wie erstes Urteil. Schreibblockaden erschweren die Einleitung auf den Punkt zu bringen? Kein Problem, es kann durchaus mit dem Kapitel Material und Methoden begonnen werden – meistens fällt danach die Schreibblockade wie von selbst.17

Ist ein Doktorandenvertrag rechtlich notwendig? Wovor schützt er?

Nach Auswahl des Themas und der Methode steht der Doktorandenvertrag auf der Liste. Aus dem Doktorandenvertrag gehen die Rechten und Pflichten des Doktoranden und zuständigen Betreuers hervor.18

In diesem Schreiben verpflichtet sich der Doktorand, an bestehende Datenschutzregeln und andere relevanten Verordnungen zu halten. Er verpflichtet sich ein Protokoll- und Laborbuch zu führen sowie die Doktorarbeit in einem angemessenem Zeitrahmen fertigzustellen.19

Warum ist der Vertrag so wichtig? Neben den Pflichten des Doktoranden enthält der Vertrag ebenso das Soll des Betreuers. Der Betreuer verpflichtet sich, dem Doktoranden bei Rat und Tat zur Seite zu stehen und einen zügigen Arbeitsablauf zu gewährleisten. Er verpflichtet sich, ihm Zugang zum Arbeitsplatz, wie allen erforderlichen Geräten und Materialien zu gewähren. Und schließlich die Doktorarbeit in angemessener Zeit zu korrigieren. Da der Doktorandenvertrag das einzige schriftliche Dokument ist, dient dieser als Absicherung beider Seiten und wird dringendst empfohlen.20

Referenzen:

1 https://www.academics.de/ratgeber/promotion-medizin
2 https://www.praktischarzt.de/arzt/doktorarbeit-medizin/
3 https://www.academics.de/ratgeber/promotion-medizin
4 https://www.academics.de/ratgeber/promotion-medizin
5 https://www.academics.de/ratgeber/doktorarbeit-thema-dissertation
6 https://www.academics.de/ratgeber/promotion-medizin
7 https://www.academics.de/ratgeber/promotion-medizin; https://www.praktischarzt.de/arzt/doktorarbeit-medizin/
8 https://www.praktischarzt.de/arzt/doktorarbeit-medizin/
9 https://www.academics.de/ratgeber/promotion-medizin
10 https://www.praktischarzt.de/arzt/doktorarbeit-medizin/
11 https://www.academics.de/ratgeber/promotion-medizin
12 https://www.praktischarzt.de/arzt/doktorarbeit-medizin/; https://www.academics.de/ratgeber/promotion-medizin
13 https://www.praktischarzt.de/arzt/doktorarbeit-medizin/
14 https://www.praktischarzt.de/arzt/doktorarbeit-medizin/; https://www.academics.de/ratgeber/promotion-medizin
15 https://www.praktischarzt.de/arzt/doktorarbeit-medizin/
16 https://www.praktischarzt.de/arzt/doktorarbeit-medizin/
17 https://www.praktischarzt.de/arzt/doktorarbeit-medizin/
18 https://www.praktischarzt.de/arzt/doktorarbeit-medizin/
19 https://www.praktischarzt.de/arzt/doktorarbeit-medizin/
20https://www.praktischarzt.de/arzt/doktorarbeit-medizin/