Es ist richtig schwer, motiviertes Personal für eine Arztpraxis zu finden, da sind sich viele einig. Bewerbungen werden immer seltener, auch Azubis sind Mangelware. Über allem steht die bittere Erkenntnis: Der Markt ist leer. Eine gute Fachkraft finden, ist ein echter Glücksfall. Man muss sich etwas einfallen lassen. Dieser Trend hat sich in den vergangenen zwei Jahren noch verstärkt. esanum hat einige Erfahrungen von Praxisinhabern bei der Personalsuche zusammengetragen. Was hilft?
Persönlichkeit ist das, was bei Immobilien die "Lage" ist, sagt ein erfahrener Hausarzt. Der Umgang mit schwierigen Patienten, die sich im Ton vergreifen und gar nicht selten auch unfair werden, ist seit Corona eine zunehmende Herausforderung. Die Schlagzahl hat zugenommen in den Praxen. Es kommt zu mehr Wartezeiten, die Telefone sind überlastet, Patienten haben mehr Sorgen und viele Fragen, oft wegen Impfungen und positiven Tests. Dabei immer professionell und bestimmt aufzutreten, ist ein unverzichtbare Fähigkeit. Deeskalieren bei echten Konflikten sei allerdings Chefsache, meinen Ärzte im Gespräch.
Wer fündig geworden ist, egal auf welchem Weg, steht vor der Frage: Wie bringe ich die Neue oder den Neuen schnell an den bestmöglichen Start?
Bewährt haben sich haben sich Exposés für die Einarbeitung, eine Art Leitfaden, wie die Praxis funktioniert. Auch modulhaftes Einarbeiten ist sinnvoll. Eine neue Kraft lernt so nach und nach die verschiedenen Bereiche der Praxisarbeit kennen und man sieht zugleich, wo ihre Stärken liegen. In einer Gemeinschaftspraxis macht es Sinn, wenn ein ärztlicher Kollege hauptsächlich für die Mitarbeiterführung zuständig ist. Er sollte regelmäßig Mitarbeitergespräche führen, und auch bei Neueinstellungen darauf achten, dass Kompetenzen und Aufgaben klar definiert sind. Nicht selten kommt es sonst zu Kompetenzgerangel, weil Neue sich zu viel zumuten/zutrauen und Alteingesessene ihre Claims abstecken.
Die Patientenzufriedenheit hängt nachweislich von der gesamten Teamleistung ab. Anders gesagt: "Frau Doktor" und "Herr Doktor" können noch so kompetent und nett sein, wenn ihr Team nicht mitzieht, fühlen sich die Patienten nicht gut behandelt. Ein Hausarzt sagte im Gespräch: "Patienten gibt es genug, jeder hat die freie Arztwahl. Aber unser Anspruch ist es doch, jeden so gut wie möglich zu behandeln. Das macht am Ende auch die eigene Arbeitszufriedenheit aus."
Am besten läuft der Laden naturgemäß mit eingespielten Stammkräften. Doch wie hält man gute Leute? Das ist in Arztpraxen wie woanders auch: Mitarbeiter brauchen Wertschätzung, wollen gesehen werden und eine ordentliche Bezahlung - in Praxen der Regel nach über Tarif. Die Zusammenarbeit aller ist komplex und nicht selten muss eine Mitarbeiterin ihre Komfortzone verlassen und eine andere Aufgabe übernehmen, wenn eine Kollegin fehlt. Bei alldem hilft das Teamgefühl. Dafür können sich Investitionen durchaus rentieren. Eine Ärztin berichtet, dass sie auf Wunsch ihrer Mitarbeiter einmal gemeinsam eine Tageswanderung unternommen haben. Daraus entstand der Wunsch, mehr zusammen zu unternehmen. Inzwischen war das Team zusammen auf Sylt, in Barcelona, in Lissabon. Fazit: "Wer abends mal zusammen einen Aperol Spritz trinkt oder sich gemeinsam beim Wellness entspannt, hat keinen Bedarf mehr an Zickenalarm." Auch regelmäßige Fortbildungen werden für das Personal finanziert. In der Folge gibt es eine gute Teamenergie, mehr Leistung und weniger Ausfallzeiten.