Bariatrische Operationen können bei adipösen PatientInnen mit Typ-2-Diabetes das Ruder zum Teil noch mal herumreißen und zu einer vollständigen Remission der Stoffwechselerkrankung führen. Das Rezidiv-Risiko ist allerdings relativ hoch. In einer retrospektiven Beobachtungsstudie aus den USA wurde verglichen, ob es hier Unterschiede zwischen einem Roux-Y-Magenbypass und dem Anlegen eines Schlauchmagens gibt.
In zahlreichen Studien ist inzwischen belegt, dass bariatrische Operationen bei Adipositas zu einer Remission des Typ-2-Diabetes führen und damit das Risiko für mikro- und makrovaskuläre Komplikationen reduzieren können. Allerdings variieren die Ergebnisse je nach Art des Eingriffs und der untersuchten Subpopulation. Zudem kommt es im Langzeitverlauf bei einem Viertel bis zur Hälfte der PatientInnen trotz anfänglicher Remission zu einem erneuten Auftreten des Diabetes.
Bisher ist wenig darüber bekannt, welchen Einfluss die Art des bariatrischen Eingriffs auf den Verlauf des Typ-2-Diabetes hat. Kathleen M. McTigue vom Department of Medicine der University of Pittsburgh und ihre KollegInnen haben daher im Rahmen der Patient-Centered Clinical Research Network (PCORNet) Bariatric Study die Langzeitverläufe bei Roux-Y-Magenbypass (RYMB) und Schlauchmagen als den beiden häufigsten bariatrischen Operationen verglichen.
Ausgewertet wurden die Daten von 9.710 erwachsenen PatientInnen mit Typ-2-Diabetes und Adipositas (72,6% Frauen), bei denen zwischen Januar 2005 und September 2015 an 34 US-amerikanischen Zentren eine der beiden Operationen durchgeführt wurde. Bei 35,8% der PatientInnen hatte man sich für einen Schlauchmagen entschieden, bei 64,2% für einen Roux-Y-Magen-Bypass. Zum Zeitpunkt der Operation waren die PatientInnen durchschnittlich 49,8 Jahre alt (20 bis 80 Jahre), der Body-Mass-Index (BMI) lag im Schnitt bei 49,0 kg/m2. Weder in Bezug auf Alter, Geschlecht oder Ausgangs-BMI bestanden wesentliche Unterschiede zwischen den beiden Gruppen. Die mittlere Nachbeobachtungsdauer lag bei 2,7 Jahren.
Der mittlere präoperative HbA1c betrug 7,2% und die PatientInnen nahmen im Mittel 1,66 Diabetesmedikamente. Die meisten PatientInnen wiesen Adipositas-assoziierte Komorbiditäten auf, wobei einige Begleiterkrankungen wie Schlaf-Apnoe-Syndrom (57,9% vs. 50%), Nicht-alkoholische Fettleber-Erkrankung (30,7 vs. 21%) und gastroösophageale Refluxkrankheit (41,9 vs. 36,4%) in der RYMB-Gruppe eine etwas höhere Prävalenz aufwiesen.
Der stärkste Gewichtsverlust trat in beiden Gruppen im ersten postoperativen Jahr auf (Schlauchmagen: –22,8 %, RYMB: –29,1 %), danach kam es bei den meisten PatientInnen zu einer erneuten Gewichtszunahme. Nach fünf Jahren hatten die mit RYGB versorgten PatientInnen unter dem Strich signifikant mehr an Gewicht verloren als PatientInnen mit einem Schlauchmagen (–6,2 vs. 7,0% im Vergleich zum Ausgangsgewicht) – dieses entsprach einem Unterschied von 8,1% bzw. 10,2 kg.
Innerhalb von fünf Jahren war es bei 86,1% der PatientInnen mit RYMB und 83,5% der PatientInnen mit Schlauchmagen zu einer Diabetesremission gekommen, die als HBA1c-Wert > 6,5% ohne Diabetesmedikation über mindestens sechs Monate definiert war. Ein Diabetes-Rezidiv war bei den PatientInnen mit anfänglicher Remission nach fünf Jahren bei 33,1% der PatientInnen mit RYMB und 41,6% der PatientInnen mit Schlauchmagen aufgetreten. Somit hatten mit Magen-Bypass versorgte PatientInnen ein um 25% geringeres Risiko, ein erneutes Diabetes-Rezidiv zu entwickeln. Auch eine gute glykämische Langzeitkontrolle (definiert als HbA1c konstant < 6,5%) wurde bei RYMB häufiger beobachtet.
Auch in dieser Studie hat sich somit bestätigt, dass adipöse Typ-2-DiabetikerInnen durch bariatrische Operationen wie Schlauchmagen und Magen-Bypass eine sehr gute Chance für eine Diabetes-Remission haben. Bezüglich des Rezidiv-Risikos und der langfristigen glykämischen Kontrolle scheint der Magen-Bypass aber dem Schlauchmagen etwas überlegen. Dies sollte neben anderen Faktoren wie persönlicher Lebenssituation und Nebenwirkungsprofil der einzelnen Eingriffe bei der Wahl des bariatrischen Verfahrens berücksichtigt werden und auch Eingang in die präoperative Patientenaufklärung finden, schreiben die AutorInnen.
Quelle:
Kathleen M. McTigue et al; Comparing the 5-Year Diabetes Outcomes of Sleeve Gastrectomy and Gastric BypassThe National Patient-Centered Clinical Research Network (PCORNet) Bariatric Study; JAMA Surg (2020); doi:10.1001/jamasurg.2020.0087
https://jamanetwork.com/journals/jamasurgery/fullarticle/2762479