Apixaban: effektive Antikoagulation ohne Heparin-Einleitung
Europaweit stehen jährlich schätzungsweise 370.000 Todesfälle in Verbindung mit einer akuten Lungenembolie.<sup>1</sup> Die Letalitätsrate lässt sich durch eine adäquate Antikoagulation reduzieren.<sup>2</sup>
Eine Lungenembolie (LE) ist in den meisten Fällen eine Konsequenz einer tiefen Venenthrombose (TVT) der unteren Extremitäten.2 LE sind mit einer hohen Mortalität und Morbidität verbunden, durch eine adäquate Antikoagulation lässt sich die LE-bedingte Letalitätsrate in den ersten 3 Monaten allerdings auf < 2 % reduzieren.2, 3 Für die Prognose ist ein schneller Therapiebeginn von Bedeutung.4
ESC-Leitlinie: Orale Antikoagulation bei LE bevorzugt mit NOACs
Laut der aktuelle Leitlinie der European Society of Cardiology (ESC) sollten Patienten mit bestätigter LE antikoaguliert werden.2 Bei hämodynamisch instabilen Hochrisiko-Patienten ist neben der initialen parenteralen Antikoagulation mit unfraktioniertem Heparin (UFH) eine Reperfusionstherapie angezeigt.
Für hämodynamisch stabile Patienten sieht die risikoadaptierte Vorgehensweise eine alleinige Antikoagulation vor. Initial kann mit parenteralen Antikoagulanzien wie niedermolekularem Heparin (NMH) oder Fondaparinux eingeleitet werden, gefolgt von einem nicht-Vitamin-K-abhängigen oralen Antikoagulans (NOAC) oder überlappend mit einem Vitamin-K-Antagonisten (VKA).2 Manche NOACs, wie z.B. Apixaban (Eliquis®), sind ebenfalls zur initialen Behandlung zugelassen, ohne initiale Heparin- bzw. Fondaparinux-Behandlung.5 Wird eine orale Antikoagulation begonnen, so empfiehlt die ESC-Leitlinie NOACs bevorzugt vor VKA einzusetzen.2
Apixaban: überzeugende Wirksamkeit in der Behandlung von TVT und LE
In der AMPLIFY-Studie6 hat sich der Faktor-Xa-Hemmer Apixaban in der Behandlung von venösen Thromboembolien (VTE: TVT und/oder LE) als wirksam und gut verträglich erwiesen. In AMPLIFY profitierten die Patienten insbesondere von dem im Vergleich zur konventionellen Therapie signifikant niedrigeren Risiko für schwere Blutungen (relatives Risiko [RR] 0,31; 95 % -KI: 0,17–0,55; p < 0,001 für Überlegenheit; siehe Abbildung) bei vergleichbarem Risiko für symptomatische VTE-Rezidive oder VTE-bedingte Todesfälle (RR 0,84; 95 %-KI: 0,60–1,18; p < 0,001 für Nichtunterlegenheit). In der Subgruppe der Patienten mit Indexereignis LE (± TVT) waren die Ergebnisse konsistent zur Hauptstudie.6
Abb. 1: AMPLIFY: Kumulative Kaplan-Meier-Kurven mit signifikant niedrigerem Risiko für schwere Blutungen unter Apixaban vs. Enoxaparin/Warfarin (primärer Sicherheitsendpunkt); modifiziert nach 6.
Verlängerte Rezidivprophylaxe: schwere Blutungen auf Placeboniveau
Für die verlängerte Rezidivprophylaxe nach abgeschlossener 6-monatiger Behandlung mit einem Antikoagulans zeigte sich Apixaban als wirksame und verträgliche Option. In der AMPLIFY-EXT-Studie7 verringerte das NOAC die Anzahl rezidivierender VTE oder Todesfälle jeglicher Ursache (primärer Endpunkt) über den Behandlungszeitraum von 12 Monaten signifikant gegenüber Placebo (RR 0,24; 95 %-KI: 0,15−0,40; p < 0,001).7 Dabei war die Rate an schweren Blutungen unter Apixaban vergleichbar niedrig wie unter Placebo.7
LE: Risikofaktoren und Komplikationen
Bekannte Risikofaktoren für LE und TVT sind unter anderem Krebs, Rauchen, Übergewicht oder die Einnahme oraler Kontrazeptiva. Ebenso erhöhen schwere Traumata oder chirurgische Eingriffe wie z.B. Hüft- oder Kniegelenkersatzoperationen das VTE-Risiko.2
Mehr über die Datenlage zu Apixaban bei krebsassoziierten VTE erfahren Sie hier.
Die mit einer LE assoziierten Komplikationen sind meist schwerwiegend. So kann die langfristige Verlegung größerer Pulmonalarterien zur chronischen thromboembolischen pulmonalen Hypertonie (CTEPH) führen.2 Wie bei einer akuten LE sind im schlimmsten Fall Rechtsherzversagen und hämodynamische Instabilität die Folge. Kann die Obstruktion nicht chirurgisch entfernt werden, verschlechtert dies bei der CTEPH die Prognose.2
Bitte beachten Sie auch die aktuellen Fachinformationen.
Weiterführende Links:
Quickpoll
VTE = Venöse Thromboembolie (tiefe Venenthrombose (TVT) und/oder Lungenembolie (LE))
- Cohen AT et al. Thromb Haemost. 2007; 98(4):756–764
- Konstantinides SV et al. Eur Heart J. 2020; 41(4):543-603. doi:10.1093/eurheartj/ehz405
- Laporte S et al. Circulation. 2008; 117(13):1711–1716. doi:10.1161/CIRCULATIONAHA.107.726232
- Dt. Gesellschaft für Angiologie – Gesellschaft für Gefäßmedizin. AWMF S2k-Leitlinie. Diagnostik und Therapie der Venenthrombose und der Lungenembolie. Stand: 2015. AWMF Registernummer 065 – 002 - gültig bis 09.10.2020. Zugegriffen: 11. Februar 2021
- Fachinformationen Eliquis® 5 mg / 2,5 mg, aktueller Stand.
- Agnelli G et al. N Engl J Med. 2013; 369(9):799–808. doi:10.1056/NEJMoa1302507
- Agnelli G et al. N Engl J Med. 2013; 368(8):699–708. doi:10.1056/NEJMoa1207541