Was war Ihr persönliches Highlight auf dem ECIM-Kongress?
Brägelmann: Highlight war für mich der Austausch mit den internationalen Kolleginnen und Kollegen, insbesondere über das alltägliche ärztliche Handeln: Wird analog oder digital dokumentiert? Wer ist für die Sonographie, wer für die Blutentnahmen zuständig? Wie sind Elternzeiten geregelt? Die Unterschiede sind riesig!
Meyer: Die Medizin verband in diesem Jahr Menschen aus >80 Nationen. Damit hat der Kongress eine unvergleichliche Internationalität ausgestrahlt.
Was hat Sie am meisten überrascht?
Meyer: Der Anteil junger motivierter Teilnehmender war sehr hoch (>40 % waren dem Kongressbild zufolge unter 40 Jahre alt).
Brägelmann: Mich haben am meisten die Lautstärke und der frühe Beginn der Muezzin-Rufe überrascht. Der erste Morgen begann für mich fast mit einem Herzinfarkt, als um 6 Uhr der Muezzin zu rufen begann.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft von den YI?
Meyer: Ich wünsche mir eine größere Reichweite europäischer Projekte unter jungen deutschen Ärztinnen und Ärzten, sodass ein besserer Austausch auf europäischer Ebene möglich wird und wir von Anfang an voneinander lernen können.
Warum internationaler Austausch?
Meyer: Die Unterschiede stimulieren meine Neugierde und lassen mich oft fragen, warum ist es anders und vielleicht besser? Und die Gemeinsamkeiten zeigen, wie viel Herzblut und Motivation in vielen Projekten steckt und wie Medizin verbindet.
Brägelmann: Den Schwedinnen und Schweden wurde seitens ihres Außenministeriums aufgrund der angespannten Lage wegen der Koranverbrennungen von der Einreise in die Türkei abgeraten.
Ukrainische Kolleginnen und Kollegen waren rar, aber anwesend. Israelische Teilnehmende mussten auf dem Weg zum Kongress Videoinstallationen auf dem Taksimplatz passieren, in denen animierte Raketen mit israelischer Flagge neben weinenden Kleinkindern einschlugen. Die Welt streitet und bekriegt sich. In Istanbul hingegen wurde gemeinsam gelernt, diskutiert und getanzt – das
Bindeglied: die Innere Medizin. Darum Austausch!
Was sollte verbessert werden?
Brägelmann: Auf dem diesjährigen ECIM waren männliche Kollegen als Vortragende deutlich überrepräsentiert. Ein ausgewogeneres Verhältnis wäre wünschenswert.
Die Delegierten der Jungen DGIM, Dr. Johanna Brägelmann (li)
und Dr. Irmengard Meyer (re), auf dem ECIM 2024
Was würden Sie jungen Ärztinnen und Ärzten mitgeben?
Meyer: Motivierende Kollegen und Kolleginnen auf dem ECIMKongress haben einen persönlichen 10-Punkte-Plan für Berufsanfänger aufgestellt und gleich an erster Stelle den Aufbau eines professionellen Netzwerks zum Austausch mit Kollegen gesetzt. Ein Kongress oder eine Fortbildung lädt ein, über den eigenen Tellerrand zu schauen. Gleichzeitig sollten Musik und Ausflüge in die Natur im Alltag nicht fehlen. Da kann ich nur zustimmen.