Gesundheitspolitische Steuerung erfolgt in Deutschland im Wesentlichen föderal, teils im Rahmen der Selbstverwaltung, teils durch Krankenhausplanung und DRG-System im stationären Bereich sowie Bedarfsplanung und EBM-System im ambulanten Bereich. Dabei orientiert sich die Steuerung überwiegend am Ressourcenverbrauch und nicht primär medizinisch bzw. bedarfsorientiert. Demzufolge richtet sich auch die Entwicklung der Schwerpunkte der Inneren Medizin häufig nach ökonomischen Kriterien und nicht primär nach medizinischer Qualität und Patientenbedarf. Dies birgt Potenzial für kurz- und längerfristige Fehlentwicklungen im Gesundheitswesen mit indirekten Implikationen auch für den Nachwuchs, die Weiterbildung und nicht zuletzt die Forschung.
Die Kommission „Struktur Krankenversorgung“ wurde von der DGIM mit einem Projekt beauftragt, dessen Konzept im Folgenden kurz vorgestellt werden soll. Es soll in Zusammenarbeit mit dem Fachgebiet „Management im Gesundheitswesen“ der Technischen Universität Berlin, für die Innere Medizin und ihre Schwerpunkte dargestellt werden, wie die Fachdisziplinen innerhalb der Strukturen des Gesundheitssystems ausgestattet sind und welches Leistungsspektrum sie im ambulanten und stationären Sektor abdecken. Mit Hilfe einer soliden Datengrundlage können wir ein umfassendes Bild über die Versorgungssituation in der Fläche gewinnen, um in Folge Über- und Unterversorgung im Verhältnis zum entsprechenden medizinischen „Bedarf“ zu erkennen. Daraus werden sich sicherlich Forderungen für die sachgerechte medizinische Versorgung ergeben.
Die Darstellung der Versorgungslandschaft der Inneren Medizin in Deutschland soll in einem mehrstufigen Prozess und anhand einer Analyse
in allen Schwerpunkten der Inneren Medizin für den stationären und ambulanten Bereich zunächst auf bundesweiter Ebene (ggf. später auch auf Länderebene) erfolgen (Abb. 1). Zudem werden die Schnittstellen zwischen ambulant und stationär hinsichtlich ihrer personellen Strukturen und des Fallaufkommens betrachtet. Abschließend und zur Ermittlung eines möglichen Umstrukturierungspotentials ist ein internationaler Vergleich vorgesehen.
Abb. 1 Konzept und Ebenen der Analysen des Projekts
Soweit dies mit der gegebenen Datenlage möglich und zielführend ist, erfolgen die Analysen sowohl hinsichtlich des Status quo als auch hinsichtlich ihrer zeitlichen Entwicklung (Verlauf über 5 bis 10 Jahre). Die Quellen der Daten sind im Infokasten zusammengefasst. Als ein erstes Beispiel sind die Tätigkeitsbereiche der Ärztinnen und Ärzte in der Inneren Medizin in Abb. 2 für das Jahr 2020 graphisch zusammengefasst. In Abhängigkeit von der Datenlage wird ergänzend die Anzahl der sich in Weiterbildung befindlichen Ärzte und Ärztinnen aktuell und in ihrer zeitlichen Entwicklung untersucht.
Abb. 2 Tätigkeitsbereiche der Ärztinnen und Ärzte im Jahr 2020 IM Innere Medizin
Für die Darstellung der Situation der Inneren Medizin im stationären Sektor werden Daten aus der Datenbank des Projektes Qualitätstransparenz herangezogen. Sie enthält auf Abteilungsebene u. a. Angaben zur Anzahl an angestellten Ärzten und Fachärzten sowie den Fallzahlen (DRGs und/oder OPS). Die Datenbank basiert auf den Daten der strukturierten Qualitätsberichte und umfasst alle deutschen Krankenhäuser seit 2006. Dafür sollen die häufigsten DRGs/OPS in den jeweiligen Schwerpunkten im Zeitverlauf analysiert werden. Darüber hinaus wird soweit möglich auch erhoben, wie die Leitung von Fachabteilungen ausgestaltet ist.
Für die Analyse des ambulanten Sektors werden Daten der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, des Zentralinstituts der kassenärztlichen Versorgung und der Bundesärztekammer verwendet.
Quelle | Inhalt/Verwendung |
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Ärztestatistik BÄK |
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ASV-Bericht (BMG) Stand 2017 |
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Datenbank Qualitätstransparenz (TUB) |
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DRG Statistik |
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InEF-Daten nach § 23 KHG |
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KBV Honorarberichte, ggf. weitere Daten |
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MVZ-Survey (KBV) |
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NRW-Gutachten |
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Zi Praxispanel (ggf. weitere Daten) |
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