Menschen mit Diabetes und Migrationshintergrund: wie eine kultursensible Betreuung gelingen kann

Die Zahl der Migrantinnen und Migranten in Deutschland nimmt stetig zu. Jeder vierte hier lebende Mensch hat einen Migrationshintergrund. Schätzungen zufolge sind etwa 600 000 von ihnen an Diabetes mellitus erkrankt. Kulturelle, sprachliche sowie häufig auch bildungsbedingte Barrieren können das Management der Stoffwechselerkrankung Diabetes im Alltag erschweren.

Die Zahl der Migrantinnen und Migranten in Deutschland nimmt stetig zu. Jeder vierte hier lebende Mensch hat einen Migrationshintergrund. Schätzungen zufolge sind etwa 600 000 von ihnen an Diabetes mellitus erkrankt. Kulturelle, sprachliche sowie häufig auch bildungsbedingte Barrieren können das Management der Stoffwechselerkrankung Diabetes im Alltag erschweren. Behandelnde Ärztinnen und Ärzte sowie das Diabetes-Schulungspersonal müssen bei der Diagnose, Therapie, Beratung und Schulung von Menschen mit Diabetes und Migrationshintergrund auf ihre sprachlichen und kulturellen Unterschiede eingehen. Wie eine solche kultursensible Betreuung gelingen kann, erläutern Expert*innen im Rahmen der Diabetes Herbsttagung. Die Tagung findet vom 5. bis 6. November als Hybrid-Veranstaltung – in Wiesbaden sowie online – statt.

Zahlreiche Studien bestätigen, dass Menschen mit Migrationshintergrund je nach Herkunftsregion deutlich häufiger, früher und stärker von Typ-2-Diabetes betroffen sind als die restliche Bevölkerung. Viele der Migranten hierzulande stammen aus der Türkei, Polen, Russland oder aus Nordafrika – Regionen, bei denen in den nächsten Jahren mit einer besonders hohen Zunahme der Inzidenz an Diabetes gerechnet wird. „Da die kulturelle Vielfalt auch in den meisten Fällen eine Herausforderung bei der medizinischen Versorgung mit sich bringt, ist es umso wichtiger, sich mit den Besonderheiten bei der Diabetes- und Adipositasbehandlung von Migranten hinreichend auszukennen“, sagt Professor Dr. med. Werner Kern, Tagungspräsident der DDG.

Menschen mit Diabetes und Migrationshintergrund sind häufig unzureichend versorgt. „Aus Angst durch Krankschreibungen oder andere medizinische Maßnahmen den Arbeitsplatz zu verlieren, werden Arztbesuche und Vorsorgeuntersuchungen von den Betroffenen oft nicht wahrgenommen“, so der Ärztliche Leiter des endokrinologikum Ulm. Diabetes aber auch Adipositas und die damit verbundenen Risikofaktoren wie Bluthochdruck oder erhöhte Blutfettwerte bleiben daher häufig lange Zeit unentdeckt und unbehandelt.

Rein medizinisch gesehen, gibt es bei der Behandlung des Diabetes keinen Unterschied zwischen Migranten und in Deutschland geborenen Patientinnen oder Patienten. Es gibt aber kulturspezifische Besonderheiten, die im Sinne einer optimalen Therapie beachtet werden sollten. „So wird in manchen Kulturen eine Krankheit als Schicksal, Sühne oder Prüfung Gottes gesehen, die geduldig ertragen werden muss. Die Patienten haben Skrupel zu verändern, was Gott ihnen gegeben hat“, so Kern. Auch religiöse Einflüsse spielen eine wichtige Rolle. „So kann beispielsweise der Fastenmonat Ramadan für das Diabetes-Team und die Patientin oder den Patienten eine echte Herausforderung darstellen – vor allem, wenn Insulin und blutzuckersenkende Medikamente verwendet werden, die ein hohes Risiko für Unterzuckerungen bergen.“ Sprachbarrieren können ebenso ein großes Problem darstellen. „Häufig sprechen Patienten Probleme aufgrund mangelnder Deutschkenntnisse nicht an. Manchmal kommt es auch dazu, dass Angehörige oder Dolmetscherinnen oder Dolmetscher komplexe medizinische Zusammenhänge nicht richtig übersetzen können und dadurch Informationen verloren gehen“, ergänzt der Experte.

15. Diabetes Herbsttagung: hybrid und mit 2G-Modell

In verschiedenen Symposien und Workshops der Diabetes Herbsttagung erhalten die Teilnehmenden zahlreiche Hilfestellungen und Tipps für den kultursensitiven Umgang. Die 15. Diabetes Herbsttagung findet in diesem Jahr als Hybrid-Veranstaltung – in Wiesbaden mit 2G-Modell sowie online – statt. Die 2G-Regel bedeutet, dass alle Teilnehmenden und Referierenden einen vollständigen Impfnachweis (also zweimal geimpft) oder einen Genesenen-Nachweis vorlegen müssen. Allein mit einem negativen Corona-Test ist leider kein Einlass möglich. Natürlich gibt es vor Ort ein umfangreiches Hygienekonzept.

Unter 3G-Bedingungen wären maximal 500 Teilnehmende vor Ort zugelassen. Nach mehr als eineinhalb Jahren Pandemie möchte die DDG so vielen Interessierten wie möglich, ein persönliches und interaktives Tagungserlebnis ermöglichen. Daher haben wir uns für das 2G-Modell entschieden. Wer nicht anreisen kann oder möchte, kann das zusätzlich geschaffene Online-Angebot nutzen und virtuell an der Tagung teilnehmen.

Alle Informationen zur Herbsttagung unter: www.ddg-herbsttagung.de