* BMI = Body-Mass-Index
+ DMARD = Disease-modifying anti-rheumatic drug
Rund zwei Drittel der Männer und zirka die Hälfte der Frauen in Deutschland sind übergewichtig (BMI* ≥ 25 kg/m2).2 Unter Adipositas leidet knapp ein Viertel der Erwachsenen gleich welchen Geschlechts (BMI ≥30 kg/m2).2 Die Prävalenz von Adipositas nimmt mit dem Alter zu und ist in den letzten Dekaden kontinuierlich gestiegen.2 Daher ist es wichtig, die Auswirkungen auf Rheuma und den empfohlenen Umgang damit näher zu beleuchten.
Es gibt Hinweise darauf, dass Übergewicht den Verlauf einer rheumatologischen Erkrankung verändern kann. Epidemiologische Daten zeigen einen Zusammenhang zwischen dem BMI und dem Auftreten von rheumatoider Arthritis (RA) und Psoriasis Arthritis (PsA).1 Die Quantität und Qualität des Fettgewebes ist bei Adipositas verändert. Die pro-inflammatorischen Auswirkungen der Adipositas werden u.a. durch Adipozytenaktivität, Dysbiose, hormonelle Ungleichgewichte und oxidativen Stress verursacht. Diese Stoffwechselprozesse spielen auch bei RA eine Rolle, z. B. die Stimulation pro-inflammatorischer Zytokine und die Differenzierung von T-Zellen, die möglicherweise für das Fortschreiten dieser Arthropathie verantwortlich sind.3 Die genauen wissenschaftlichen Zusammenhänge sind noch nicht vollends geklärt.
Es gibt fortlaufend neue Erkenntnisse zu den Zusammenhängen von Übergewicht und Rheuma: Beispielsweise gibt eine Studie aus den USA Hinweise darauf, dass Übergewicht zu häufigeren Schüben von RA und zu geringerer Lebensqualität (patient related outcomes, PROs) führt. 134 Erwachsene mit RA waren in die Untersuchung eingeschlossen. Davon waren 46 % übergewichtig und sie waren erst seit maximal zwei Jahren erkrankt. Je größer das Übergewicht, umso höher war das Risiko für Rheumaschübe und verminderte Lebensqualität, so das Resümee der Autoren. Die Auswirkungen auf Schmerz und Fatigue waren besonders auffällig.4
Es gibt noch nicht genügend Daten, wie genau sich Maßnahmen zur Förderung der Gewichtsabnahme auf Menschen mit entzündlich rheumatischen Erkrankungen auswirken. Die wenigen randomisierten, kontrollierten Studien unterstützen die langfristige positive Wirkung einer Gewichtsabnahme von mindestens 5 % in Kombination mit DMARDs+, um das Ansprechen auf die Behandlung zu verbessern.1
Eine weitere Studie untersuchte den Zusammenhang zwischen Übergewicht und Lebensqualität (Health-Related Quality of Life; HRQoL), Krankheitsaktivität (Disease Activity Score in 28 joints; DAS28) und Grad der Behinderung (Health Assessment Questionnaire; HAQ) bei juveniler idiopathischer Arthritis (JIA). Die Ergebnisse basieren auf den Daten von 355 Teilnehmenden. Es wurde unter anderem ein signifikanter Zusammenhang zwischen BMI und DAS28 (p = 0,028), Grad der Behinderung (p < 0,001), Schmerzen (p = 0,013), Müdigkeit (p = 0,035) und Schlafqualität (p = 0,044) festgestellt.5
Übergewicht scheint auch Auswirkungen auf das klinische Ansprechen von medikamentösen Therapien zu haben. Der Zusammenhang konnte vor allem bei TNF-Inhibitoren gezeigt werden.3 Doch Übergewicht könnte auch bei anderen Behandlungen relevant sein. Darauf weist eine aktuelle Studie aus Skandinavien hin: Bei Menschen mit früher RA wurden die Zusammenhänge zwischen Übergewicht und der Wirksamkeit vier unterschiedlicher antientzündlicher Therapien untersucht. In dieser Untersuchung hatten RA-Betroffene mit einem BMI über 30 zwar keine höhere Krankheitsaktivität, doch die Wahrscheinlichkeit, dass sie nach 48 Wochen Therapie auf die jeweiligen Medikamente ansprechen, war geringer. Das war unabhängig von der Art der Therapie.6
Die Assoziation zwischen Adipositas und entzündlich-rheumatischen Erkrankungen ist bekannt.1 Übergewicht belastet die Gelenke und ist darüber hinaus im Vergleich zum Normalgewicht mit einem schwereren Krankheitsverlauf und mit schlechterem medikamentösen Therapieansprechen assoziiert. Maßnahmen zur Lebensstilintervention sind daher bei Menschen mit Rheuma (u.a. antientzündliche Ernährung und Bewegung) besonders sinnvoll.
* BMI = Body-Mass-Index
+ DMARD = Disease-modifying anti-rheumatic drug
PP-AU-DE-2451