Interaktive RA-Kasuistik: Wie hätten Sie entschieden?
Eine Patientin litt jahrelang unter den Symptomen der rheumatoiden Arthritis. Womit konnte die Büroangestellte schlussendlich eine Remission erreichen? Unser interaktives Format nimmt Sie mit auf die Reise durch die letzten 12 Jahre.
Der Start einer langen Odyssee
Die Erstdiagnose rheumatoide Arthritis (RA) erhielt die heute 60-jährige Patientin von Dr. Lukas Roth, Rheumatologe in Hamburg, im Februar 2012. Im Jahr zuvor litt sie erstmals unter zunehmenden Schmerzen, Schwellungen und Gelenksteifigkeit. Besonders die Beteiligung der Gelenke in den oberen Extremitäten machten der Büroangestellten im Alltag zu schaffen.
Klicken Sie der Reihenfolge nach auf die Kacheln, um mehr über die Patientin und ihre Krankheitsgeschichte zu erfahren.
Abbildung 1: Daten und Fakten zur Patientin. RA = Rheumatoide Arthritis.
Noch im selben Jahr wurde die Patientin mit Kortison und einer subkutanen Therapie mit Methotrexat (MTX) behandelt. Im Januar 2014 wurde die MTX-Behandlung aufgrund der massiven Spritzenaversion der Patientin auf eine orale Applikation umgestellt.
bDMARD = biologische disease-modifying anti-rheumatic drug, JAK = Januskinase, MTX = Methotrexat, TNF = Tumornekrosefaktor.
Was tun, wenn MTX nicht ausreicht?
Im Jahr 2015 entschieden sich die damaligen Behandler:innen, die Patientin zusätzlich zu MTX für wenige Monate mit Leflunomid in Tablettenform zu behandeln. Darunter kam es allerdings zu einem deutlichen Anstieg der Leberwerte, weshalb die Behandlung im November 2018 erneut umgestellt wurde.
Bis April 2019 erfolgte eine Kombinationstherapie mit Hydroxychloroquin. Aufgrund gastrointestinaler Nebenwirkungen musste jedoch auch diese Behandlung abgebrochen werden. Ihr Hausarzt verordnete der Patientin weiterhin MTX, doch die zunehmenden massiven Arthritiden im Bereich der Hände veranlassten die Patientin, einen weiteren Rheumatologen aufzusuchen. In Verbindung mit einem Wohnortwechsel wurde sie schließlich im November 2019 bei Dr. Roth vorstellig.
Abbildung 2: Vortherapie bis 2019 mit csDMARDs. csDMARD = conventional synthetic disease-modifying anti-rheumatic drug, MTX = Methotrexat.
Kann eine Therapieumstellung den Wandel bringen?
Bei Erstvorstellung im November 2019 wurde die Patientin mit MTX und Kortison als Begleitmedikation behandelt. In seiner Praxis erhob Dr. Roth folgende Befunde:
- massive Schwellungen der Gelenke bzw. extrem geschwollene Handgelenke
- ein Fingergrundgelenk (Metacarpophalangealgelenk (MCP)) und ein Fingermittelgelenk (proximales Interphalangealgelenk (PIP)) ebenfalls massiv geschwollen
- ausgeprägte Arthritiden der Handgelenke und Tenosynovitis des ulnaren Handstreckers
- röntgenologisch höchst erosiver Verlauf der Klasse 3: Blasenstadium 3 mit ausgeprägten Erosionen, aber noch ohne größere Fehlstellungen oder Destruktion
Durch die Schwellungen war es zu massiven Funktionseinschränkungen der Hände gekommen. Zudem beschrieb die beruflich und privat sehr aktive Patientin ihre Leistungsfähigkeit als deutlich eingeschränkt. Hinzu kam eine zunehmende psychosoziale Stressbelastung: Eine fortschreitende Abgeschlagenheit und Müdigkeit machten es der Patientin schwer, ihren Alltag zu bewältigen. Ihre Lebensqualität war stark vermindert.
Weitere Untersuchungen bestätigten das Bild:
- BSG (Blutkörperchen-Senkungs-Geschwindigkeit) initial bei 26 mm/h
- DAS28-CRP: 4,28
- CRP-Wert: 10,4 mg/l
- Schmerz VAS initial bei 55
Dr. Roth empfahl schließlich einen Therapiewechsel gemäß den Empfehlungen der aktuellen Leitlinie und unter Berücksichtigung der Spritzenaversion der Patientin.
bDMARD = biologische disease-modifying anti-rheumatic drug, csDMARD = conventional synthetic disease-modifying anti-rheumatic drug, EULAR = European Alliance of Associations for Rheumatology, IL-6R = Interleukin-6-Rezeptor.
Baricitinib (Olumiant®)*, 1 mit starkem Ansprechen – auch nach über 4 Jahren
Nach Abschluss aller erforderlichen Voruntersuchungen empfahl Dr. Roth die Einstellung auf Baricitinib. Angesichts der bekannten Spritzenaversion der Patientin war von einer Infusionstherapie abzusehen und die orale Darreichungsform des JAK-Inhibitors von Vorteil. So wurde die Patientin im November 2019 auf Baricitinib 4 mg eingestellt. Als Begleittherapie nahm die Patientin 2-3 mg Kortison ein.
Baricitinib führte zu einem sehr schnellen und starken Ansprechen. Die Patientin berichtete 3 Monate nach Beginn der Therapie mit Baricitinib, das Gefühl zu haben, „die Schwellungen würden wegschmelzen“.
+Die Patienten wurden über einen Zeitraum von 48 Wochen beobachtet, mit geplanten Visiten in Woche 0, 12, 24, 36 und 48. Bei jeder Visite wurden je nach Krankheitsaktivität therapeutische Anpassungen vorgenommen, mit dem Ziel, eine klinische Remission zu erreichen. In beiden Gruppen umfassten die therapeutischen Anpassungen die Möglichkeit, die Medikation je nach dem klinischen Zustand des Patienten zu reduzieren und durch eine andere zu ersetzen.#Anteil der Patient:innen, die eine DAS28-CRP-Remission (<2,6) erreichten mittels Treat-to-Target-Strategie.
Baricitinib überzeugt auch im Langzeitverlauf: 4 Jahre Remission
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Abbildung 3: Die Krankheitsgeschichte der Patientin.
Das Resümee von Dr. Roth
„Die Patientin mit zuvor hochaktiver rheumatoider Arthritis konnte mit Baricitinib nach nur 3 Monaten eine stabil anhaltende Remission (nach DAS28-CRP) erzielen. Aufgrund der Spritzenaversion war für meine Patientin die orale Darreichungsform von Baricitinib ein wichtiger Aspekt. Zuvor war sie verzweifelt und hatte kaum noch Hoffnung auf eine erfolgreiche Therapie.
Generell beobachte ich, dass Patient:innen mit Spritzenaversion besonders von der einfachen oralen Einnahme profitieren. Dabei überzeugt Baricitinib mit schneller Wirkung und ausgewogener Verträglichkeit. Meine Patientin hat von keinerlei Nebenwirkungen berichtet. Mit Baricitinib steht uns ein Medikament zur Verfügung, das mit schnellem starkem Ansprechen, einer guten Schmerz- und Krankheitskontrolle sowie ausgewogener Verträglichkeit überzeugen kann. Nicht zuletzt wird es durch die orale Tablettentherapie, vor allem von aktiven Patient:innen, die viel unterwegs sind, wertgeschätzt.
Der Fall verdeutlicht, wie wichtig es ist, als Arzt individuell auf die Patient:innen einzugehen und ihren Lifestyle zu berücksichtigen. Meine Patientin ist jetzt nach Jahren der Erkrankung hochzufrieden mit Baricitinib, vor allem mit dem schnellen Therapieansprechen und dem stabil seit 4,5 Jahren anhaltenden Therapieerfolg.“
* Olumiant® (Baricitinib) wird angewendet zur Behandlung von mittelschwerer bis schwerer aktiver rheumatoider Arthritis bei erwachsenen Patienten, die auf eine vorangegangene Behandlung mit einem oder mehreren krankheitsmodifizierenden Antirheumatika (DMARD) unzureichend angesprochen oder diese nicht vertragen haben. Baricitinib kann als Monotherapie oder in Kombination mit Methotrexat angewendet werden.
+Die Patienten wurden über einen Zeitraum von 48 Wochen beobachtet, mit geplanten Visiten in Woche 0, 12, 24, 36 und 48. Bei jeder Visite wurden je nach Krankheitsaktivität therapeutische Anpassungen vorgenommen, mit dem Ziel, eine klinische Remission zu erreichen. In beiden Gruppen umfassten die therapeutischen Anpassungen die Möglichkeit, die Medikation je nach dem klinischen Zustand des Patienten zu reduzieren und durch eine andere zu ersetzen.
- Smolen JS et al. Ann Rheum Dis. 2023;82(1):3–18.
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Fachinformation Olumiant®
- Laar M, et al. Poster presented at ACR 2023. 023, POS0450.
PP-BA-DE-4613