Acetonatemtest bei Diabetes mellitus Typ 1

Diabetes mellitus Typ 1 ist die häufigste Stoffwechselerkrankung im Kindesalter und stellt einen Arzt vor allem in Hinblick auf Diagnostik und gefährliche Begleiterscheinungen vor besondere Herausf

Diabetes mellitus Typ 1 ist die häufigste Stoffwechselerkrankung im Kindesalter und stellt einen Arzt vor allem in Hinblick auf Diagnostik und gefährliche Begleiterscheinungen vor besondere Herausforderungen. In Deutschland leiden derzeit gemäß der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) 21000 bis 24000 Kinder und Jugendliche an Diabetes Typ 1 mit steigender Inzidenz bei den besonders jungen Patienten. Diabetes Typ 1 führt zur Zerstörung  pankreatischer Beta-Zellen mit absolutem Insulinmangel. Kompensatorisch steigt Glukagon an und verändert den Stoffwechsel. Unter anderem werden vermehrt Ketonkörper gebildet. Im Rahmen von Infekten kann es zur diabetischen Ketoazidose kommen. Komplikationen, wie ein begleitendes Hirnödem, sind hierbei im Kindesalter besonders gefürchtet.

Schwierigkeiten bei der Diagnosestellung

Eines von vier Kindern mit Diabetes Typ 1 fällt erstmals durch eine ketoazidotische Entgleisung auf. Eine Studie zeigte 2008 auf, dass von 335 Kindern, die an Diabetes Typ 1 erkrankt waren zunächst 16 Prozent eine Fehldiagnose erhalten hatten. Die DDG empfiehlt trotzdem kein Screening für Diabetes Typ 1, da ein allgemeiner Bluttest bei Kindern in Anbetracht der niedrigen Prävalenz der Erkrankung nicht zu vertreten sei. Auch bei Kindern mit bekanntem Diabetes Typ 1 stellt die Kontrolle der Stoffwechsellage durch Blutabnahme beim Arzt ein Problem dar, da sie invasiv ist und voraussetzt, dass der Patient vorstellig werden muss.

Neuer Atemtest eröffnet Perspektiven in der Selbstevaluation

Es stellt sich deshalb die Frage nach diagnostischen Alternativen. Blaikie et al. vom Department of Chemistry der Universität Oxford haben dazu kürzlich eine Studie im Journal of Breath Research veröffentlicht. Untersucht wurden 113 Jungen und Mädchen von 7 bis 18 Jahren. Es wurde der Acetongehalt der Ausatemluft parallel zu der Konzentration von Glucose und Ketonkörpern im Blut gemessen. Die Forscher fanden eine starke Korrelation zwischen Acetongehalt der Ausatemluft und Ketonkörpergehalt im Blut. Außerdem bestand ein schwacher Zusammenhang zwischen Atemaceton und Blutglukose. Ein Mitglied der Arbeitsgruppe, Prof. Hancock, sagte gegenüber Medical News Today, dass das Atemaceton alleine nicht geeignet sei, um Rückschlüsse auf die Blutglucosekonzentration zu ziehen. Allerdings könne man frühzeitig Stoffwechselentgleisungen im Rahmen eines Diabetes Typ 1 erkennen. Der junge diabetische Patient könnte bei Erkältung und Krankheitsgefühl einfach den Acetongehalt der Ausatemluft bestimmen und sich bei erhöhten Werten ärztlich vorstellen. Zu diesem Zweck hat die Arbeitsgruppe um Prof. Hancock ein handliches Gerät zur Selbsttestung entwickelt, welches derzeit in ersten klinischen Versuchen getestet wird.

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Quellen:

Longo et al.: Harrisons Innere Medizin Band 3. ABW Wissenschaftsverlag, 2012, S. 3206 ff

Holterhus et al.: Therapie und Verlaufskontrolle des Diabetes mellitus im Kindes- und Jugendalter, 3/2009, aktuell in Überarbeitung, S3-Leitlinien der DDG

Blaikie et al.: Comparison of breath gases, including acetone, with blood glucose and blood ketones in children and adolescents with type 1 diabetes, 25.11.2014, Journal of Breath Research, 8 1752-7155

Honor Whiteman: Type 1 diabetes: a simple breath test may aid early diagnosis in children, 26 November 2014, Medical News Today