Adipositas verfälscht den PSA-Wert

In der Früherkennung eines Prostatakarzinoms besitzt das prostataspezifische Antigen (PSA) eine größere Bedeutung. Jedoch lassen aktuelle Studienergebnisse vermuten, dass der PSA-Wert bei Männern mit extremem Übergewicht häufig sehr viel niedriger gemessen wird, als er tatsächlich ist.

Tatsächliche Höhe des PSA-Wertes zur Krebsvorsorge wird bei starkem Übergewicht unterschätzt

Das Prostatakarzinom ist die noch immer häufigste Tumorerkrankung des Mannes. In der Früherkennung besitzt das prostataspezifische Antigen (PSA) eine größere Bedeutung. Jedoch lassen aktuelle Studienergebnisse vermuten, dass der PSA-Wert bei Männern mit extremem Übergewicht häufig sehr viel niedriger gemessen wird, als er tatsächlich ist.

Weltweit nimmt die Zahl der Männer mit Übergewicht bis hin zur Adipositas weiter zu. Allein in Deutschland ist heutzutage bereits jeder zweite Mann übergewichtig. Neben den negativen Auswirkungen auf die allgemeine Gesundheit der Männer mit Blick auf Herz-Kreislauf- und Krebserkrankungen scheint die Fettleibigkeit auch teilweise in die Vorsorgediagnostik hineinzuwirken.

Eine aktuelle Studie aus Australien betrachtete die PSA-Werte von 970 Männern im Alter von 35 Jahren und älter, welche weder an einem Prostatakarzinom erkrankt waren, noch PSA-Werte nahe Null hatten.

Bauchumfang korrelierte mit niedrigerem PSA

Interessanterweise zeigte sich im Ergebnis dieser Studie, dass Männer mit größerem Bauchumfang in der Regel auch niedrigere PSA-Werte hatten. Insbesondere ab einem Body-Mass-Index von > 30 kg/m2 fiel der im Blut gemessene PSA-Wert geringer aus als bei schlanken Männern.

Darüber hinaus fiel auf, dass stark übergewichtige Männer ein schlechteres Verhältnis von Estrogen zu Testosteron hatten, mit einem deutlichen Überschuss an Estrogen. Da der PSA-Wert gerade auch vom Testosteron beeinflusst wird, könnte dieses hormonelle Missverhältnis eine Erklärung für die geringeren PSA-Werte bei adipösen Männern liefern. Jedoch müsse in diesem Zusammenhang ebenso eine möglicherweise höhere "Verdünnung" des PSA aufgrund der größeren Körpermasse bedacht werden, so die Autoren.

Fettgewebe als Testosteronkiller

Adipositas stellt einen erheblichen Risikofaktor für die Entwicklung von Tumorerkrankungen dar. Ferner verändert das Fettgewebe wichtige Signale des Körpers, unter anderem auch den Hormonhaushalt des Mannes.

Die in den Fettzellen reichlich vorhandene Aromatase baut das im Blut zirkulierende Testosteron ab und wandelt es in das weibliche Estrogen um. Daraus resultiere letztlich das in der vorliegenden Studie beobachtete Missverhältnis aus Testosteron zu Estrogen.

Sinkt das freie Testosteron im Blut, hat dies offenbar erheblichen Einfluss auf den PSA-Wert der Betroffenen, weshalb dieser wichtige Tumormarker für die Prostata bei adipösen Männern schließlich signifikant unterschätzt wird. Dies könnte in der Tumorvorsorge zu einer falschen Sicherheit führen, wodurch Prostatakarzinome bei deutlich übergewichtigen Männern nicht oder erst sehr viel später entdeckt werden könnten.

Fazit

Der PSA-Wert ist derzeit, trotz vieler Diskussionen um seinen Nutzen, der einzige verfügbare Marker im Blut des Mannes, der auf ein Problem mit der Prostata hinweist und günstigenfalls eine Früherkennung des Prostatakarzinoms ermöglicht.

Dennoch scheint der PSA-Wert gerade bei der zunehmenden Zahl der stark übergewichtigen Männer das mögliche Erkrankungsrisiko zu unterschätzen. Grund dafür könnte die im Fettgewebe exprimierte Aromatase sein, welche das Testosteron verstärkt in Estrogen umwandelt und so ebenfalls den PSA-Wert beeinflusst.

Ärzte sollten deshalb in der Früherkennung des Prostatakarzinoms immer auch den Ernährungszustand ihres Patienten berücksichtigen. Da der PSA-Wert möglicherweise in der Blutanalyse unterschätzt wird, sollten immer auch eine Risikoanamnese und eine begleitende Ultraschalluntersuchung der Prostata erfolgen, um ein mögliches Krebsrisiko sicher ausschließen zu können.

Quelle:
Aref A et al., Endocrine-Related Cancer 2018; ERC-17-0438; DOI: 10.1530/ERC-17-0438