Nebennierenrindentumoren sind gar nicht so selten. Häufig sind sie zudem hormonell aktiv. Doch wann sollte an eine Adrenalektomie gedacht werden?
In etwa 70% bis 94% der Fälle liegt ein hormoninaktives Adenom vor, in den übrigen Fällen jedoch könnte es sich um eine maligne, hormonaktive Läsion handeln. Als ein Indiz für ein höheres Malignitätsrisiko gilt bei Nebennierenrindentumoren die jeweilige Größe der Läsion. Während Adenome nur selten oberhalb einer Größe von 4 cm gefunden werden, liegt die Mehrzahl der malignen Läsionen meist oberhab dieser "4-cn-Grenze".
Mantero und KollegInnen hatten hier bereits im Jahr 2000 gezeigt, dass das Malignitätsrisiko mit zunehmender Läsionsgröße ansteigt:
Die Größe fließt ebenso in die derzeit aktuellen Dignitätsbeurteilungen bei Nebennierenrindentumoren mit ein. Demnach sind benigne Raumforderungen charakterisiert durch eine Größe < 4 cm, homogenes Äußeres, < 10 HU im nativen CT sowie ohne größere Traceraufnahme im FDG-PET/CT.
Davon abzugrenzen sind die malignen Raumforderungen, die in der Regel > 6 cm, irregulär, verkalkt und durch Einblutungen charakterisiert sind. Im Naiv-CT erreichen deise Läsionen dann Werte > 10 HU. Zudem akkumulieren maligne Raumforderungen mehr Tracer im FDG-PET/CT.
Bei Vorliegen aller vier folgenden Kriterien ist eine Biopsie zu veranlassen:
Bei Vorliegen eines klinisch manifesten Hormonexzesses sowie bei malignem Tumor ist nach derzeit gültigem Therapiestandard die Operation durchzuführen. Ergänzt um eine zusätzliche Bildgebung sowie eine Folgebildgebung sollte ebenso bei Tumoren unklarer Dignität operativ eingegriffen werden.
Für die Entscheidung, ob laparoskopisch oder offen adrenalektomiert wird, gibt es ebenfalls ein paar einfache Leitbefunde. Finden sich beispielsweise radiologisch Malignitätszeichen und/oder Hinweise auf eine lokale Invasion, so ist die offene Adrenalektomie vorzuziehen. Laparoskopisch sollte bei einer Tumorgröße < 6 cm, bei radiologisch fehlenden Malignitätszeichen sowie bei Malignitätsverdacht ohne lokal invasives Wachstum vorgegangen werden.
Die gewebserhaltende Operation ist zudem vor allem bei Verdacht auf genetische Syndrome sowie kleinere Tumoren zu bevorzugen, wie z. B. beim Phäochromozytom.
Quelle: Mai K. Endokrinologie für Urologen. UroAktuell 2020, 24./25.04.2020, Berlin (Online-Veranstaltung)