Es ist eine weit verbreitete Meinung, dass sich der Gebrauch von sozialen Netzwerken negativ auf die psychische Gesundheit auswirken kann. Neue Studien weisen allerdings darauf hin, dass die Nutzung solcher Plattformen bei Erwachsenen die Risiken für Depressionen oder Angststörungen senken könnte.
Aufgrund unterschiedlichster Faktoren ist das Ansehen von Facebook innerhalb der vergangenen Jahre deutlich gesunken. Zudem legten verschiedene Studien nahe, dass der Gebrauch von sozialen Medien psychologischen Stress, Einsamkeit und Depressionen herbeiführen kann oder der Austritt bei Facebook das Wohlbefinden gänzlich verbessern könnte.
Aus diesem Grund richteten Professor Keith Hampton und KollegInnen von der Michigan State University in einer neuen Studie den Fokus auf die Auswirkungen von Facebook auf Erwachsene und die Behauptung, soziale Medien würden zu Problemen der psychischen Gesundheit beitragen.
In den Augen von Professor Hampton liegt ein entscheidendes Problem der früheren Studien darin, dass der Fokus für gewöhnlich auf SchülerInnen und andere junge Menschen gerichtet wurde. Seiner Meinung nach erfuhren Menschen in dieser Lebensphase grundsätzlich oft emotionales Chaos, was die Forschungsergebnisse wiederum weit mehr als der Gebrauch von Technologie beeinflussen könnte.
Hampton äußert sich: "Davon auszugehen, eine ganze Generation sei aufgrund von sozialen Netzwerken gefährdet, ignoriert wesentlich bedeutsamere soziale Veränderungen, wie die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise, den Anstieg an Einzelkindern, ältere und überbeschützende Eltern oder die wachsende Anzahl verschuldeter StudentInnen."
Für seine Auswertung griff Professor Hampton auf die Daten tausender Erwachsener der Jahre 2015 und 2016 aus der Panel Study of Income Dynamics (PSID) zurück, der "weltweit am längsten laufenden Haushaltsumfrage." Hierdurch hatte der Forscher Zugriff auf die Daten von 5.129 Personen, von denen in 3.790 Fällen auch Familienmitglieder an beiden Umfragen der Studie teilnahmen.
Zudem konnte Hampton die "Social-Causation"-Hypothese testen, die den sozioökonomischen Status einer Person berücksichtigt, der seiner Ansicht nach in früheren Untersuchungen ignoriert wurde. Er erkannte, dass 63% der NutzerInnen sozialer Medien seltener psychische Probleme aufwiesen als Personen, die diese nicht nutzten.
In der Umfrage mussten die TeilnehmerInnen auf einer Fünf-Punkte-Skala beantworten, wie oft sie auf soziale Netzwerke zurückgriffen. Ebenso wurden sie zum Zustand ihrer mentalen Gesundheit befragt. Die Ergebnisse zeigten auf, dass bestimme Gruppen Erwachsener, wie Frauen, Afroamerikaner oder Lateinamerikaner, häufiger psychischen Stress empfanden. Ein erhöhtes Risiko psychischer Erkrankungen trat zudem bei Menschen mit geringer Bildung, einem niedrigen Familieneinkommen, fehlender häuslicher Stabilität oder auch bei Unverheirateten auf.
Die Studie erwies zudem, dass die mentale Gesundheit einer Person den psychischen Stress eines Familienmitglieds beeinflussen kann, wenn beide Personen die gleichen sozialen Medien nutzen. Ebenso spielte die genutzte Plattform ebenso wie die Länge der Nutzung eine wichtige Rolle für den Effekt der Kommunikationsplattformen.
Professor Hampton merkte abschließend an: "Heutzutage erhalten wir ständig neue, kurze Informationen, wie Facebook-Benachrichtigungen, die auf unseren Smartphones erscheinen. Dieser dauerhaft aufrecht erhaltene Kontakt kann für Dinge wie die psychische Gesundheit sehr wichtig sein."
Quelle:
Keith N Hampton, Social Media and Change in Psychological Distress Over Time: The Role of Social Causation, Journal of Computer-Mediated Communication, , zmz010, https://doi.org/10.1093/jcmc/zmz010