Alterstraumatologie: Prävention von Frakturen

Geriatrische Patienten sind körperlich schwächer und erleiden oft multiple Frakturen. In Deutschland gibt das aktuelle Weißbuch Alterstraumatologie der DGU nun erstmals wissenschaftlich fundierte Empfehlungen zur Behandlung älterer Menschen mit Frakturen mit dem Ziel weitere Frakturen zu verhindern.

Eine frühzeitige Einleitung der Osteoporose-Therapie sowie multiprofessionelle Behandlungsansätze sind besonders zielführend 

Der demografische Wandel lässt uns immer älter werden, doch es gibt wenige Beispiele dafür, dass die extra Jahre auch in guter Gesundheit verbracht werden. Die Weltgesundheitsorganisation präsentierte jüngst ein neues Konzept mit dem Namen "Decade of healthy ageing", in dem in zehn Schritten bis 2030 ein gesundes Altern erreicht werden soll. Das Phänomen "Frailty" ist dadurch nicht abzuwenden. Geriatrische Patienten sind körperlich schwächer und erleiden oft multiple Frakturen. In Deutschland gibt das aktuelle Weißbuch Alterstraumatologie der DGU nun erstmals wissenschaftlich fundierte Empfehlungen zur Behandlung älterer Menschen mit Frakturen mit dem Ziel weitere Frakturen zu verhindern.

Multiprofessionelle Behandlung ist der neue Goldstandard

Erfolgreichen Präventionsmaßnahmen haben zu einem generellen Rückgang an Knochenbrüchen geführt, jedoch ist aufgrund des demografischen Wandels, in den kommenden 20 Jahren mit einer Verdopplung oder gar Verdreifachung altersbedingter Knochenbrüche zu rechnen. Die Patientenbilder werden komplexer, Multimordibiditäten steigen an und erfordern einen multidisplinären Ansatz. "Die betagten Patienten sind häufig gebrechlich, haben kognitive Einschränkungen und leiden an Herz- und Niereninsuffizienz", so Professor Dr. med. Ulrich Liener, Vorsitzender der Arbeitsgemeinsacht Alterstraumatologie der DGU und Ärztlicher Direktor der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie am Marienhospital. Nur ein ganzheitlicher Behandlungsansatz könne den Patienten gerecht werden.

Multiprofessionelle Behandlung ist im angelsächsischen Raum schon viel weiter verbreitet und wurde dort auch in die Leitlinien aufgenommen. Gemeinsame Behandlungen durch Unfallchirurgien und Geriater führen zu deutlich besseren Ergebnissen und könnten in Deutschland bis zu 4.000 Patienten pro Jahr retten, konstatiert Liener, denn für die Betreuung geriatrischer Patienten sind umfangende Kenntnisse von Biologie und Physiologie im Alter nötig. Es bestehen derzeit etwa 100 Zentren die chirurgisch bzw. geriatrisch zertifiziert sind. Es gibt gewisse Indexdiagnosen, die dazu führen, dass die Behandlung im Team stattfindet. Bei der schieren Anzahl an Fällen haben aktuell diejenigen Patienten mit den kompliziertesten Indikationen, wie Hüft- und Oberschenkelhalsbrüchen, Vorrang.

Sekundärprävention in der Alterstraumatologie

Bei alterstraumlogischen Patienten ist die Osteoporose der häufigste Auslöser von Frakturen. Das Skelett hält den Druck eines Sturzes nicht mehr aus. Studien zeigen jedoch, dass Patienten oft keine spezifische Therapie gegen die Osteoporose erhalten, obwohl sie im Rahmen der operativen Frakturversorgung im Krankenhaus erkannt wird. Dem zugrunde liegt eine unzureichende Kommunikation der Schnittstellen Klinik, niedergelassener Arzt und Osteoporose-Therapie Spezialisten. Um dem entgegenzuwirken haben sich in Deutschland mittlerweile verschiedene FLS (Fracture Liaison Service)-Zentren etablieren können, die die Versorgungslücke schließen sollen. Es geht vor allem darum nicht nur bestehende Frakturen gut zu behandeln, sondern auch zukünftige Frakturen zu verhindern. Die deutsche Gesellschaft für Osteologie (DGO) unterstützt  bei der Herstellung entsprechender Expertenkontakte. 

Neben der Osteoporose-Therapie sind entscheidende Faktoren der Sturzprophylaxe in der Wohnsituation des Patienten u.a. helles Licht, Griffe in der Toilette und ein angepasstes Bett.  Für eine deutliche Reduktion der Frakturrate sorgen außerdem körperliches Training und Vorsichtsmaßnahmen wie der Pinguingang - sicheres Gehen auf Eis.

Fazit

Mit einer besseren interdisziplinären und frühzeitigen Behandlung von älteren Patienten, können hohes menschliches Leid und Immobilität sowie hohe Kosten für das Sozialwesen eingedämmt werden. Das Weißbuch Alterstraumatologie der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU und der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie, gibt den betroffenen / relevanten Bereichen nun Handlungsorientierung. Essentiell ist und bleibt jedoch der Austausch wischen Klinik, Praxis und Pflege und deren bessere Vernetzung zu Osteoporose-Spezialisten.

Quellen: 
Pressekonferenz, 23. Oktober, 11.00 – 12:00. Berlin 23.  – 26. Oktober. DKOU 2018, Berlin.
Empfehlungen zur Behandlung älterer Menschen mit Frakturen: Das Weißbuch Alterstraumatologie der DGU
Professor Dr. med. Ulrich Christoph Liener
Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Alterstraumatologie der DGU, Ärztlicher Direktor der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie am Marienhospital