Kennen Sie das auch? Vor der ersten Tasse Kaffee sind Sie nicht ansprechbar. Doch auch der bloße Duft von Kaffee weckt die Lust an diesem beliebten Energielieferanten. ForscherInnen haben nun herausgefunden, dass ebenso allein der Gedanke an Kaffee bei Kaffeeliebhabern zu einem intensiven Placeboeffekt führen kann.
Für viele beginnt jeder Tag mit einer heißen Tasse Kaffee, mit der sie das Gehirn für den Arbeitstag aktivieren. Der morgendliche Kaffee fördert zwischenmenschliche Begegnungen, sorgt für das leibliche Wohl und stellt für einige Genießer ein unumgängliches Ritual dar.
Aber können Kaffeefans die gleichen positiven Effekte des morgendlichen Milchkaffees erzielen, indem sie ganz einfach auf Reize reagieren, die sie an Kaffee erinnern, also etwa auf Gerüche, visuelle Eindrücke und Geräusche?
Eine neue internationale Untersuchung der Monash University und der University of Toronto hat ergeben, dass der Placeboeffekt von Kaffee bei regelmäßigen Kaffeetrinkern dazu führen kann, dass sie sich angeregt, ehrgeizig und konzentriert fühlen, ohne das Getränk tatsächlich konsumiert zu haben.
"Solange Menschen Kaffee mit einem Erregungszustand verbinden, ganz gleich, woher diese Assoziation auch stammt, kann die Wahrnehmung von Sinnesreizen, die an Kaffee erinnern, das zentrale Nervensystem stimulieren, ohne irgendeine Form von Koffein zu sich zu nehmen", so die AutorInnen der aktuellen Studie. Der bloße Duft von Kaffee rufe dann die psychoaktiven, anregenden Effekte des Heißgetränks hervor. Das liege daran, dass die Gehirne von regelmäßigen Kaffeekonsumenten darauf konditioniert sind, auf eine bestimmte Art und Weise auf Kaffee zu reagieren.
So kann beispielsweise bereits das Vorbeigehen am Lieblingscafé, der Geruch von Kaffeesatz oder die Wahrnehmung von Reizen in Form von Kaffee-Werbung die chemischen Rezeptoren im Körper so weit triggern, dass es zu den gleichen Erregungszuständen auch ohne den tatsächlichen Konsum von Kaffee kommt.
Für ihre Untersuchungen haben die ForscherInnen 871 StudienteilnehmerInnen aus westlichen und östlichen Kulturen in vier verschiedenen Experimenten Kaffee- und Tee-bezogenen Reizen ausgesetzt, die sie an das Getränk denken ließen, ohne es tatsächlich zu sich zu nehmen. In einem Experiment wurden die TeilnehmerInnen darum gebeten, Werbeslogans für Kaffee oder Tee zu entwickeln. In einem anderen sollten sie Berichte über die gesundheitlichen Vorteile des Kaffee- oder Teekonsums erfinden. Während der gesamten Untersuchung überwachten die WissenschaftlerInnen die Erregungswerte und die Herzfrequenzen der TeilnehmerInnen.
Im Mittelpunkt der Studie stand ein psychologischer Effekt, der als 'mentale Abstraktion' bezeichnet wird. Die mentale Abstraktion bestimmt, wie der Mensch denkt und Informationen verarbeitet, und ob er sich auf kleinere Details oder eher auf das Gesamtbild konzentriert. Die Ergebnisse der Untersuchungen zeigen, dass die Wahrnehmung von Kaffee-Reizen, also von Bildern, Gerüchen und Geräuschen, die einen an Kaffee denken lassen, die Aufmerksamkeit, Energie und Herzfrequenz der Menschen steigern und ihre kognitiven Leistungen verbessern kann.
Die kognitiv-verändernde Wirkung von Kaffee war bei TeilnehmerInnen aus westlichen Ländern stärker verbreitet, da Kaffee dort im Vergleich zu östlichen Ländern beliebter ist und mit Energie, Konzentration und Ehrgeiz in Zusammenhang gebracht wird. Kaffee wird dort auch ein größerer anregender Effekt nachgesagt als Tee.