Bei Krebspatienten mit soliden Tumoren sind Metastasen die häufigste Todesursache. Dies gilt insbesondere beim malignen Melanom. WissenschaftlerInnen vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) und der Medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg haben Tumorproben von PatientInnen untersucht und einen möglichen neuen Angriffspunkt für die Therapie entdeckt – zumindest bei einer speziellen Gruppe von MelanompatientInnen, deren Tumorzellen den Wachstumsfaktor Angiopoietin-2 bilden.
Die Produktion des Wachstumsfaktors in Krebszellen war insbesondere in denjenigen Melanomen nachweisbar, die Metastasen bildeten. Bei weiteren Untersuchungen zeigten die ForscherInnen an Mäusen: Tumorzellen, die Angiopoietin-2 produzieren, sind gegen Zellstress geschützt und haben daher einen Vorteil bei der Metastasierung.
Melanome zählen zu den Tumoren, die bereits in einem besonders frühen Stadium Metastasen bilden. Zudem sind Metastasen die häufigste Todesursache beim schwarzen Hautkrebs. Die gefürchteten Absiedlungen zu verhindern, ist daher ein wichtiges Ziel für die Krebstherapie der Zukunft.
WissenschaftlerInnen vom DKFZ und der Medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg, haben nun das Protein Angiopoietin-2 (Angpt2) als neuen möglichen Angriffspunkt entdeckt, über den sich die Entstehung von Metastasen verhindern lassen könnte. Angpt2 war den WissenschaftlerInnen bislang als ein Faktor bekannt, der die Bildung von (Tumor)-Blutgefäßen steuert.
Bereits 2009 haben die ForscherInnen Angpt2 als Biomarker ausgemacht, um Prognosen über das Fortschreiten von Melanomen zu treffen. Angpt2 ist insbesondere im Blut derjenigen Melanompatienten erhöht, deren Tumoren metastasiert haben. Bislang galt Angpt2 als ein Faktor, der von Endothelzellen produziert wird. Es gab zwar vereinzelte Berichte, dass auch Tumorzellen Angpt2 produzieren. Wie häufig dies jedoch vorkommt und welche Konsequenzen dies hat, wurde bislang nicht untersucht.
In der aktuellen Studie sind die WissenschaftlerInnen nun der Frage nachgegangen, welche Rolle von Tumorzellen produziertes Angpt2 spielt. Untersuchungen an Tumorproben von PatientInnen ergaben, dass die Produktion von Angpt2 in Krebszellen insbesondere in denjenigen Melanomen nachweisbar ist, die Metastasen bilden.
Auf dieser Beobachtung aufbauende Untersuchungen an Mäusen zeigten, dass Angpt2 in diesen Tumoren nicht die Neubildung von Gefäßen anregt. "Wenn wir bei Mäusen Angpt2 in den Tumorzellen ausschalten, beobachten wir keine Veränderung in den Blutgefäßen, sondern sehen vielmehr, dass mehr Krebszellen absterben", sagte Erstautor Ashik Ahmed Abdul Pari: "Gleichzeitig finden wir in diesen Tieren weniger Metastasen." Die Ursache hierfür erkannten die WissenschaftlerInnen in weiterführenden Experimenten: Ohne Angpt2 zeigten die Tumorzellen eine erhöhte Empfindlichkeit auf Zellstress und starben.
"Unsere Beobachtungen haben wir zunächst erst einmal bei Mäusen gemacht, aber es erscheint plausibel, dass die Situation bei MelanompatientInnen vergleichbar ist. Weitere Untersuchungen müssen dies aber noch belegen“, so Studienleiter Moritz Felcht abschließend: "Damit haben wir möglicherweise einen neuen therapeutischen Angriffspunkt ausgemacht, um diejenige Gruppe von PatientInnen zu behandeln, bei der von den Tumorzellen produziertes Angpt2 deutlich erhöht ist.“