Antibiotika können die kindliche Entwicklung beeinflussen

Nach Aussage von einer neuen Studie(DOI:10.1038/ncomms8486) aus dem Fachjournal Nature Communications führt häufiger Antibiotikaeinsatz in der frühen Kindheit möglicherweise zu Gewichtszunahme, erh

Nach Aussage von einer neuen Studie(DOI:10.1038/ncomms8486) aus dem Fachjournal Nature Communications führt häufiger Antibiotikaeinsatz in der frühen Kindheit möglicherweise zu Gewichtszunahme, erhöhtem Knochenwachstum und einer veränderten Darmflora.

Laut dem Team von Dr. Martin Blaser der NYU Langone School of Medicine wurden in den USA 2011 262 Millionen Antibiotikabehandlungen an ambulante Patienten verschrieben. Dies entspricht 842 Antibiotikabehandlungen pro 1000 Menschen pro Jahr.

Der Einsatz von Antibiotika ist am höchsten bei Kindern unter zehn Jahren, sagen die Ärzte. Im Durchschnitt hat ein Kind mit zwei Jahren bereits drei Antibiotikabehandlungen bekommen, und mit zehn Jahren bereits 10 Behandlungen mit Antibiotika.

Bisherige Studien haben berichtet, dass eine frühe Exposition gegenüber Antibiotika Auswirkungen auf die Gesundheit des Kindes haben kann. Eine Studie assoziierte multiple Antibiotikaeinnahmen vor dem dritten Lebensjahr mit einem erhöhten Risiko für Übergewicht in der frühen Kindheit, während eine andere Studie zu dem Ergebnis kam, dass Antibiotikagebrauch in der Kindheit mit einem erhöhten Risiko für eine juvenile idiopathische Arthritis einhergeht.

Dr. Blaser und sein Team bemerken, dass diese Ergebnisse auf Grundlage von Tierstudien gemacht wurden, bei denen man den Effekt von multiplen, niedrig dosierten Antibiotika untersucht hat. Menschen bekommen viel höhere Dosen und somit sei die Relevanz solcher Tierstudien zu hinterfragen, sagt die Forschergruppe. Mit diesem Hintergedanken entschieden sich die Forscher den Antibiotikagebrauch bei Kindern tierexperimentell nachzuspielen.

Junge, weibliche Mäuse erhielten drei Zyklen gängiger Antibiotika: Amoxicillin und Tylosin und eine Kombination beider Medikamente. Die Mäuse bekamen ähnliche Dosen wie zweijährige Kinder. Die behandelten Mäuse wurden mit einer Kontrollgruppe verglichen, die keine Antibiotika erhalten hat.

Verglichen mit den Kontrollmäusen, zeigten die behandelten Mäuse ein höheres Körpergewicht und größere Knochen.

Darüber hinaus fanden die Wissenschaftler hearsu, dass die Antibiotika sich auf die Darmflora auswirken. Nach Antibiotikabehandlung fanden sich andere Bakterienspezies und ein veränderter Metabolismus auf Genebene.

“Die Antibiotikatherapie verändert die Ökologie des Mikrobioms im Hinblick auf die Diversität”, erklärt Dr. Blaser.

Tylosin hat einen stärkeren Effekt auf die Darmflora als Amoxicillin, und dieser Effekt nimmt mit der Anzahl der Antibiotikabehandlungen zu. Außerdem fand das Team heraus, dass die Darmbakterien der mit Antibiotika behandelten Mäuse eine geringe Adaptivität gegenüber der Umwelt zeigten. Wenn die Ernährung der Mäuse von einer Standarddiät auf eine Hochfettdiät umgestellt wurde, passten sich die Darmbakterien der Kontrollmäuse innerhalb eines Tages an die neue Umwelt an. Einige Mäuse, die Amoxicillin erhalten haben, taten dies erst innerhalb von zwei Wochen. Bei den Mäusen mit Tylosingabe adaptierten die Mikrobiome zum Teil gar nicht.

Die geringe Anpassungsfähigkeit der Darmflora muss weiter untersucht werden, denn es ist noch unklar, ob diese Veränderungen zu einer Gewichtszunahme und Knochenzunahme bei Menschen führen können. Zudem muss beachtet werden, dass diese Veränderungen bisher in Mäusen und nicht in Kindern nachgewiesen werden konnten.

Jedoch ist das Forschungsteam der Meinung, dass sie auf das potentiell negative Potential von Antibiotika in der Kindheit hinweisen können.

“Die in der Studie verwendeten Antibiotika gehören zu den am meisten verwendeten Antibiotikaklassen in der Kindheit. Unser Modell der frühkindlichen Antibiotikaexposition kann die Hypothese stützen, dass ein früher Antibiotikaeinsatz zu langanhaltenden metabolischen Störungen führen kann, was bisher durch Tierstudien und humane epidemiologische Studien gestützt werden kann.”

Text: esanum /ab