Impfen, was das Zeug hält. Dazu will die Politik auch Apotheker:innen bringen. In Sachsen-Anhalt, Bayern und Nordrhein-Westfalen sind diese grundsätzlich offen für Impfungen gegen das Coronavirus. Doch es gibt noch einige Hindernisse.
"Wenn es der ausdrückliche Wunsch der Politik ist, dann werden sich auch Apothekerinnen und Apotheker der Aufgabe stellen, Auffrischungsimpfungen gegen Covid-19 mit zu realisieren", sagte etwa Jens-Andreas Münch von der Apothekenkammer Sachsen-Anhalt. Dafür müsse aber die gesetzliche Grundlage geschaffen und entsprechende Schulungen durchgeführt werden. Für den Bayerischen Apothekerverband ist es auch eine Frage der Kapazitäten und Ressourcen. "Auch Apotheken sind absolut am Limit, um alle hinzugekommenen Aufgaben zu erledigen", so Verbandssprecher Thomas Metz. Dazu zählten zum Beispiel die Impfstofflieferungen an Praxen, Schnelltests oder Impfzertifikate.
Zur Beschleunigung der Corona-Impfungen sollen aus der Sicht der Gesundheitsminister der Länder künftig auch Apotheken und Zahnärzte mit einbezogen werden. Sie baten am Montag den Bund, die rechtlichen Rahmenbedingungen zu schaffen. Laut einem einstimmigen Beschluss der Länder könnte dies über eine zeitlich befristete Ausnahmegenehmigung ermöglicht werden - etwa ergänzend zu Regelungen, nach denen Apotheken in Modellprojekten Grippeimpfungen machen können.
"Im Rheinland gibt es 500 Apotheken mit über 1.000 geschulten Apothekerinnen und Apothekern, die schon impfberechtigt sind", sagte der Vorsitzende des Apothekerverbandes Nordrhein, Thomas Preis, mit Verweis auf ein Modellprojekt zur Grippeschutzimpfung in den Apotheken. Viele von ihnen hätten bereits vor Wochen in einer Umfrage des Verbandes ihre Bereitschaft zu Corona-Impfungen signalisiert. "Die Bereitschaft ist hoch."
Kritik an dem Vorstoß der Gesundheitsminister kommt von den Ärzt:innen. "Die Impfzentren werden nicht geöffnet, aber geimpft wird beim Apotheker. Das ist für die Ärzte nicht nachvollziehbar", sagte Tobias Brehme, Sprecher der Ärztekammer Sachsen-Anhalt. Immerhin sei eine Impfung ein ärztlicher Eingriff, bei dem man sich auskennen müsse. Man sende damit auch die falschen Signale - gerade in Bezug auf Impfskeptiker, so Brehme weiter. Aus seiner Sicht macht es aktuell ohnehin keinen Sinn, wenn auch noch Apotheken ins Impfen einsteigen, da genügend Impfstoff fehlt.
Ähnlich sieht das die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns (KVB). "Acht Millionen Impfungen insgesamt und über 150.000 an einem Wochenende beweisen eindrucksvoll das anhaltend große Engagement der bayerischen Praxen im Kampf gegen die Corona-Pandemie", hieß es in einer Mitteilung der KVB. "Es könnten noch weit mehr sein, wenn die Impfstoffverteilung durch das zuständige Bundgesundheitsministerium endlich in geordneten Bahnen verlaufen würde - also ohne Kontingentierung und kurzfristige Umstellungen bei Impfstoffen."
Preis vom Apothekerverbandes Nordrhein geht davon aus, dass der Bund nach einem einstimmigen Votum der Gesundheitsminister rasch die Rahmenbedingungen schafft. "Wir rechnen damit, dass spätestens in der nächsten Woche die nötigen Beschlüsse da sind." Die Apotheker:innen erwarteten ähnliche Regelungen wie bei den Bürgertests: Auch Corona-Impfungen sollten außerhalb der eigentlichen Räumlichkeiten möglich sein. "Das ist in den allermeisten Fällen nicht in den Apothekenräumen möglich, weil die Hauptaufgabe - die Versorgung mit Arzneimitteln - nicht vernachlässigt werden darf."
Es gehe darum, den hohen Bedarf gerade an Auffrischungsimpfungen zu decken und nicht um eine Konkurrenz zu den Ärzten. "Die Belieferung mit Corona-Impfstoffen muss weiter prioritär an die Ärzte und mobile Impfteams erfolgen", betonte er. Apotheken würden nur impfen können, wenn ausreichend Impfstoff zur Verfügung stehe. Wir wollen keine Konkurrenz um die Impfstoffe. Klar sei nach den Ankündigungen des Bundes zu den Lieferungen auch, dass generell in der laufenden und auch den kommenden Wochen überwiegend der Impfstoff von Moderna bereitgestellt werde. "Wir müssen jetzt verstärkt Moderna impfen."