Die Zahl der Ärztinnen und Ärzte aus dem Nicht-EU-Ausland, die in Bayern arbeiten, ist in den vergangenen Jahren stetig gestiegen. Nun will die Ärztekammer noch intensiver prüfen, ob ihre Qualifikation deutschen Standards entspricht.
Die bayerische Landesärztekammer will für Medizinerinnen und Mediziner aus Nicht-EU-Staaten die Prüfungsstandards deutlich erhöhen. Die bisherige Prüfung, in der Ärztinnen und Ärzte etwa aus Russland, Serbien oder dem arabischen Raum ihre fachlichen Fähigkeiten belegen müssen, um eine Anerkennung als Fachärztin oder Facharzt zu bekommen, solle von derzeit 30 Minuten auf bis zu 120 Minuten verlängert werden, sagte Ärztekammer-Präsident Gerald Quitterer anlässlich des Bayerischen Ärztetags im München. Die Bewerberinnen und Bewerber sollen auch schriftliche Prüfungsteile ablegen müssen, indem sie beispielsweise einen Arztbrief schreiben.
Die Delegierten werden bei ihrem Treffen am Wochenende über einen entsprechenden Antrag entscheiden. Bei der Ärztekammer seien zwar keine Berichte über Ärztinnen und Ärzte aus dem Ausland bekannt, die wegen einer unzureichenden Qualifikation Kranke falsch behandelt hätten, sagte Quitterer. Es sei aber "eine Frage der Patientensicherheit, etwas zu ändern, bevor Schäden eintreten". Es habe sich gezeigt, dass die jetzige Prüfung zu kurz sei, um die Qualifikation von Bewerbern gründlich abzuklären. "Es ist auch im Interesse der Kollegen, wenn die Gleichwertigkeit ihrer Ausbildung klar bestätigt wird", sagte Quitterer.
Derzeit arbeiten nach Angaben der Kammer 8.613 ausländische Ärztinnen und Ärzte in Bayern, davon 3.826 aus Nicht-EU-Staaten. Damit stammen 13 Prozent der berufstätigen Medizinerinnen und Mediziner aus dem Ausland, knapp sechs Prozent aus Ländern außerhalb der Europäischen Union. An diesen Zahlen lasse sich sehen, "dass die Kollegen eine wichtige Rolle in der Versorgung spielen", betonte der Ärztekammerpräsident.
Prüfungen zur Anerkennung ihrer Qualifikation als Fachärztin oder Facharzt haben nach Angaben der Kammer seit Jahresbeginn in Bayern 44 Personen abgelegt. In die davon getrennte Fachsprachen-Prüfung, die Voraussetzung ist, damit eine im Ausland erworbene Approbation in Deutschland anerkannt wird, sind 1.316 Personen gegangen. Davon haben nach Angaben der Kammer gut 50 Prozent die Prüfung im ersten Anlauf bestanden. Bei denen, die die Prüfung wiederholen, liege die Bestehensquote bei 80 Prozent.
Gefahren für die Sicherheit der Patientinnen und Patienten sieht die Kammer auch durch das Finanzierungssystem der Krankenhäuser durch sogenannte Fallpauschalen. Nach Einschätzung des Kammer-Vizepräsidenten Andreas Botzlar sorgen sie immer stärker dafür, dass Kliniken ihre Behandlung so organisieren, dass sie möglichst hohe Erstattungen durch die Krankenversicherer bringt. "Der Fokus muss weg von der Gewinnerzielung", sagte Botzlar und forderte: "Es darf nicht erste Aufgabe eines Krankenhauses sein, ein sich selbst tragender Wirtschaftsbetrieb zu sein."