In Bayern gibt es zu wenige Hebammen. Seit 2017 hat das Gesundheitsministerium verschiedene Maßnahmen beschlossen, um den Beruf wieder attraktiver zu machen. Was hat sich seither getan?
Mit einer Niederlassungsprämie will Bayern mehr Hebammen für eine freiberufliche Tätigkeit gewinnen und damit eine ausreichende Betreuung von Frauen während und nach der Geburt sicherstellen.
"Alle Schwangeren und Mütter in Bayern sollen die Betreuung durch Hebammen bekommen, die sie brauchen", teilte Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) zur Einführung der neuen Prämie mit.
Die Prämie in Höhe von einmalig 5.000 Euro können vom 01.09.2019 an freiberufliche Hebammen beantragen, die sich in Bayern niederlassen. Antragsberechtigt sind auch festangestellte Hebammen, die neben ihrer Festanstellung noch freiberuflich tätig sind.
Mechthild Hofner, Vorsitzende des Bayerischen Hebammen Landesverbandes (BHLV), begrüßte die Prämie. "Sie ist eine erste finanzielle Hilfestellung für Hebammen, die sich freiberuflich niederlassen wollen", sagte Hofner. Bei einer Niederlassung sei der finanzielle Umfang, den eine Hebamme vorfinanzieren müssen, erheblich. "So kann die Gründungsprämie dazu beitragen, dass Hebammen wieder in den Beruf zurückkehren." Derzeit sind in Bayern rund 2.990 Hebammen tätig, davon etwa 2.700 freiberuflich.
Eine weitere finanzielle Hilfe können Hebammen mit dem Hebammenbonus seit September 2018 beantragen. Den Bonus in Höhe von jährlich 1.000 Euro erhalten freiberufliche Hebammen, die im Jahr mindestens vier Geburten betreut haben. Diese finanzielle Unterstützung sei ein Zeichen der Wertschätzung, aber: "Damit bringt man keine Hebamme wieder in den Beruf zurück", kritisierte Hofner. Bislang wurden laut Gesundheitsministerium mehr als 1.680 Anträge gestellt. Knapp 1,5 Millionen Euro wurden zur Auszahlung angewiesen.
Finanzielle Anreize alleine reichen nach Ansicht des BHLV nicht aus, um die Situation zu verbessern. Das Problem sei die enorme Belastung. "Derzeit steigen Hebammen nach zwei bis fünf Jahren aus dem Beruf aus, weil sie körperlich und emotional ausgebrannt sind", sagte Hofner. Die Tätigkeitsfelder seien komplexer geworden und die Zahl an Frauen, die eine Hebamme betreuen muss, stark gestiegen. Ziel müsse daher sein, die Arbeitsbedingungen schnellstmöglich zu verbessern.
Eine positive Entwicklung sieht Hofner in Koordinierungsstellen, die vom Freistaat gefördert werden. Dort sollen Hebammen mittels Vertretungs- oder Urlaubsplänen besser untereinander vernetzt werden. Hofner hofft, dass dadurch Hebammen, die aus ihrem Beruf ausgestiegen sind, kurzzeitig einspringen. Bislang gibt es laut BHLV bayernweit zwölf Koordinierungsstellen, drei weitere Stellen sind im Aufbau.
Dem Gesundheitsministerium zufolge wurden bereits in 40 bayerischen Städten und Landkreisen Mittel für Koordinierungsstellen, Hebammennetzwerke und Bereitschaftsdienste bewilligt.
Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) zeigte sich zufrieden: "Es gibt bereits deutliche Fortschritte bei dem Ziel, den Hebammenberuf attraktiver zu machen und werdenden Müttern in Bayern auch in Zukunft ein flächendeckendes Angebot mit Hebammenleistungen zu gewährleisten." Sie betonte die Wichtigkeit des Runden Tisches mit Institutionen und Verbänden, die von der Hebammenversorgung betroffen sind. Ziel sei es, ein gemeinsames Aktionspapier zur Verbesserung der Hebammenversorgung in Bayern noch in diesem Jahr zu beschließen.