Ein Forscherteam an der Hochschule für Gesundheit (hsg) in Bochum wird die Förderfaktoren und Barrieren ermitteln, die die Evidenzbasierte Praxis in Deutschland beeinflussen. Wie treffen Personen im Gesundheitswesen Entscheidungen und was beeinflusst diese Entscheidungen?
Die Hochschule für Gesundheit in Bochum führt aktuell in Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Physiotherapiewissenschaften (DGPTW) e.V. eine deutschlandweite Befragung zur Untersuchung von Barrieren und Förderfaktoren in der Umsetzung der Evidenzbasierten Praxis durch. Befragt werden Angehörige verschiedener Gesundheitsprofessionen, zum Beispiel Ergotherapie, Hebammenkunde, Medizin, Pflege, Physiotherapie, Psychologie, Sporttherapie, Sprachtherapie.
Mit dem Ziel der bestmöglichen Patientenversorgung beschreibt der Begriff "Evidenzbasierte Praxis" einen Prozess klinischer Entscheidungsfindung, in dem der Status quo in der Forschung, klinische Erfahrung und die individuellen Faktoren der Patienten in Bezug auf ihre Charakteristika, Präferenzen und Werte eingeflossen sind.
"Die Evidenzbasierte Praxis in den klinischen Alltag einzubeziehen bleibt eine große Herausforderung. Um den Theorie-Praxis-Transfer zu optimieren, ist es notwendig, Förderfaktoren und Barrieren zu identifizieren, die auftreten, wenn evidenzbasierte Praxis angewendet werden soll", erklärte Dr. Christian Kopkow, Professor im Studienbereich Physiotherapie. Barrieren gegenüber Evidenzbasierter Praxis wie zum Beispiel Zeitmangel oder kein Zugang zu beziehungsweise Unkenntnis von Ergebnissen wissenschaftlicher Untersuchungen oder auch fehlende Unterstützung von Kollegen können bestehen und zukünftig verringert werden, um die Versorgung von Patienten zu verbessern. Eine Projektgruppe der hsg unter der Leitung von Christian Kopkow führt nun eine deutschlandweite Umfrage zur Evidenzbasierten Praxis durch.
Das Ziel der Umfrage ist es, einen Beitrag zu leisten, die Versorgung von Patienten zu verbessern. Die Befragung in deutscher Sprache beinhaltet unter anderem das Evidence-based Practice Inventory, einen in den Niederlanden entwickelten standardisierten Fragebogen.
"Die Ergebnisse der Befragung können dabei helfen, zu verstehen, wie und warum Entscheidungen in der Patientenversorgung getroffen werden. Durch Identifikation von Vorbehalten und/oder Ablehnung gegenüber den Methoden und Inhalten der Evidenzbasierten Praxis können Bedarfe ermittelt werden, die die Nachqualifizierung von Angehörigen der Gesundheitsprofessionen betreffen, und entsprechende Maßnahmen abgeleitet werden, die helfen, Evidenzbasierte Praxis im Alltag stattfinden zu lassen. Faktoren, die diesen Prozess fördern, sollten künftig gestärkt werden", erklärte Kopkow. "Wir freuen uns, dass wir für dieses Projekt mit der DGPTW sowie der Arbeitsgruppe der Universität Amsterdam, die den Fragebogen entwickelt hat, zwei renommierte Projektpartner gewinnen konnten, mit denen wir in den ersten Wochen des Projektes bereits sehr gut zusammengearbeitet haben."
Die Teilnahme an der Umfrage ist bis zum 28.02.2018 möglich.